Thaddäus Kunzmann tritt für die CDU im Wahlkreis Nürtingen an. Foto: /privat

Der CDU-Kandidat Thaddäus Kunzmann kennt die Region wie seine Westentasche. Als Politiker scheut er sich nicht, Klartext zu reden.

Esslingen - Wohl kaum ein Kandidat für die baden-württembergische Landtagswahl 2021 geht entspannter in das Rennen als Thaddäus Kunzmann. Der 56 Jahre alte CDU-Bewerber kann am 14. März nur gewinnen. Kunzmann hat in dem rund 115 000 Wahlberechtigte zählenden Wahlkreis Nürtingen den Grünen-Platzhirschen Winfried Kretschmann vor der Brust. Von ihm, dem Herausforderer, verlangt niemand, dass er ausgerechnet dem Ministerpräsidenten des Landes und Umfrageliebling des Wahlvolks das Direktmandat abjagt.

Der Politiker Thaddäus Kunzmann, der bei der Landtagswahl vor fünf Jahren mit 25,2 Prozent gegen 34,9 Prozent an eben jenem Kretschmann gescheitert war, hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Vor zehn Jahren haben ihn die Wahlberechtigten als ihren Mann nach Stuttgart geschickt. Das Ergebnis damals: Kunzmann 39,7 Prozent, Kretschmann 25,7 Prozent.

Kann auch überparteilich

Die fünf Jahre im baden-württembergischen Landtag waren die logische Krönung einer Politikerlaufbahn, die Kunzmann im Jahr 1980 mit dem Eintritt in die Junge Union begonnen hatte. Kunzmann hat die politische Ochsentour absolviert. Er ist CDU-Stadtverbands- und Kreischef und sitzt für seine Partei sowohl in seiner Heimatstadt Nürtingen im Gemeinderat, als auch in Esslingen im Kreistag. In den Jahren von 2004 bis 2011 war er Mitglied der Regionalversammlung.

Der Mann, der gerne polarisiert und zuspitzt, kann auch überparteilich. Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag ist er zum Demografiebeauftragten der Landesregierung ernannt worden. Seitdem geht der gelernte Industriekaufmann den Bürgerinnen und Bürger, den Kommunen, der Wirtschaft und den sozialen Einrichtungen zur Hand, wenn es um den demografischen Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen geht.

Seiner christdemokratischen Wählerschaft ist er in all seinen politischen Funktionen ein verlässlicher, wertkonservativer und bodenständiger Ansprechpartner gewesen – ohne Scheu, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Seine Kritiker sagen, er habe über die Jahre hinweg kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen. Die 1986 gemachte Aussage, wonach es ein Ende haben müsse mit dem Schuldkomplex gegenüber Israel, gehört ebenfalls dazu wie die kritische Frage auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsdiskussion, wer die Gesundheitskosten für Asylbewerber trage und der Facebook-Hinweis auf die lange Vorstrafenliste des unter dem Knie eines US-Polizisten erstickten George Floyd.

Wahlkampf im Internet

Im Wahlkampf spielt Kunzmann bewusst die lokale Karte. „ Ich bin der Kandidat, der den Wahlkreis Nürtingen vertritt. Die lokale Verbundenheit ist meine Stärke“, sagt er – in deutlicher Abgrenzung zu seinem Konkurrenten, der als Ministerpräsident auf vielen landespolitischen Hochzeiten tanzt.

Angesichts des Strukturwandels, vor dem die vom Auto-und Maschinenbau abhängigen Unternehmen im Wahlkreis stehen, brauche es einen Kümmerer vor Ort. Gleiches gilt für den Verkehr, der die Region zu ersticken droht. „Eine Volksvertretung nur auf dem Papier ist da zu wenig“, sagt Kunzmann. Seine Wahlkampf führt der CDU-Kandidat vor allem im Internet. Er verzichte bewusst darauf, mit eigenen Plakaten die Bäume und Laternenpfähle im Wahlkreis zu malträtieren, sagt er. „Meine 600 Plakate weniger retten die Welt nicht, aber sie sind ein kleiner Beitrag dazu“, so Kunzmann.