Tochter und Ehemann gratulieren Sabine Kurtz (Mitte) als erstes Foto: factum/Simon Granville

Sabine Kurtz verteidigt klar die Landtagskandidatur im Wahlkreis Leonberg/Herrenberg gegen Swen Menzel.

Renningen - Sie blickt auf vom Rednerpult, schaut runter zu den 234 CDU-Mitgliedern, die gekommen sind, holt nochmals Luft und setzt dann zum Schlusssatz ihrer Bewerbungsrede an: Das Land brauche jetzt Erfahrung, Kompetenz, Einsatz, Zusammenhalt, Engagement und Augenmaß. „Das alles biete ich Ihnen“, sagt Sabine Kurtz und legt beide Handflächen auf ihr Herz. „Dafür bitte ich Sie herzlich um Ihr Vertrauen.“

Das geben ihr die Christdemokraten im Wahlkreis Leonberg/Herrenberg/Weil der Stadt für die Landtagswahl am 14. März. 140 CDU-Mitglieder stimmen für sie als CDU-Kandidatin, das sind 59,8 Prozent. Die Erleichterung ist der 59-jährigen Politikerin deutlich anzusehen. Ein immerhin zehn Monate dauernder innerparteilicher Wahlkampf ist damit entschieden. Denn schon im Dezember hatte der Herrenberger CDU-Vorsitzende Swen Menzel angekündigt, gegen Kurtz anzutreten und damit der amtierenden Vizepräsidentin des Landtags die erneute Kandidatur streitig zu machen. Das gelingt ihm nicht, Menzel erhält 94 Stimmen (40,2 Prozent).

Als Gegner sieht Kurtz die Grünen

Innere Sicherheit, Wirtschaft und Familie sind die drei Schwerpunkte, die Kurtz in ihrer zwölfeinhalbminütigen Rede zuvor angesprochen hat. Dass es das Polizeiausbildungszentrum in Herrenberg gibt, dieser Erfolg habe „eine Mutter“, sagt sie. „Innere Sicherheit ist kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für Freiheit.“ All das koste Geld, genauso wie die hohen Summen für die Corona-Hilfen. „Ich verstehe, dass die junge Generation sorgenvoll ist“, sagt sie. „Aber wann, wenn nicht jetzt, muss der Staat investieren, um die Konjunktur am Laufen zu halten.“

Als Gegner macht Sabine Kurtz in ihrer Rede vor allem die Grünen aus – und dafür gibt es im Saal auch den ersten Zwischenapplaus. „Dass die Grünen die Polizisten unter Generalverdacht stellen, halte ich für unerträglich“, wettert sie auf dem Podium. Die Grünen als Hauptgegner kommen nicht von ungefähr. 2016 hat die Ökopartei der CDU zum ersten Mal das Direktmandat abgerungen, Kurtz kam nur über ein Ausgleichsmandat wieder in den Landtag zurück.

Swen Menzel versucht anschließend, in einer Rede mit kernigen Formulierungen die Parteimitglieder von sich zu überzeugen. Es dürfe nur ein Ziel geben, nämlich den Wahlkreis zurückzugewinnen. Wie das geht? Mit den klaren Positionen einer „konservativen Partei der Mitte“, mit Wirtschaftsthemen, mit Basisarbeit in Zukunftswerkstätten.

Zweitkandidat kommt aus Herrenberg

Der Zweitkandidat wird der 42-jährige Betriebswirt Tobias Pfander aus Herrenberg-Oberjesingen. Er setzt sich mit 55 Prozent gegen die Aidlingerin Ann-Kathrin Flik (31) durch.

An Kurtz und Pfander liegt es nun, die CDU nach einem polarisierenden Wahlkampf wieder zusammenzuführen, denn Menzels Unterstützer müssen nun für Kurtz Plakate kleben. „Mit diesem Wahlergebnis kann es kein Weiter-So geben“, sagt Simon Straube-Kögler, der Herrenberger JU-Vorsitzende. „All die neuen Gesprächsformate, die Swen eingeführt hat, muss Frau Kurtz weiterführen und auf uns Mitglieder zugehen.“