Nach der Klausurtagung der baden-württembergischen CDU am Wochenende heißt es aus Parteikreisen, Thomas Strobl wolle bei der Landtagswahl 2016 gegen Winfried Kretschmann antreten, um "dieses grün-rote Übel" in Baden-Württemberg zu beenden.
Thomas Strobl stand bisher im Schatten von CDU-Größen wie Oettinger und Schäuble: Nun strebt er ganz nach vorn. Er will 2016 den beliebten grünen Ministerpräsidenten Kretschmann aus dem Amt jagen und Grün-Rot zu einer kurzen Episode der Geschichte machen.
Stuttgart - Zwei Jahre vor der Landtagswahl nimmt das Kandidatenkarussell bei der Südwest-CDU kräftig Fahrt auf. Landeschef Thomas Strobl will Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) selbst herausfordern. Strobl habe bei der CDU-Klausur am Wochenende in Kloster Schöntal intern seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur deutlich gemacht, hieß es am Montag aus seinem Umfeld. „Er hat seinen Hut in den Ring geworfen“, sagte ein Mitglied des Landesvorstands in Stuttgart. Damit setzt der 53-jährige Strobl, der auch Bundesparteivize ist, die anderen beiden möglichen Aspiranten, Landtagsfraktionschef Peter Hauk und Parlamentspräsident Guido Wolf, unter Druck.
Strobl hatte in seiner Rede in Kloster Schöntal erklärt, er habe seine Entscheidungen bei der Regierungsbildung in Berlin so getroffen, dass er sich voll auf das Land konzentrieren könne. Er wolle alles tun, um „dieses grün-rote Übel“ in Baden-Württemberg zu beenden. Dem Vernehmen nach hätte er Staatssekretär werden können, was er aber abgelehnt habe. Stattdessen wurde der Schwiegersohn von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Vize-Fraktionschef. In der Südwest-CDU wurde enttäuscht registriert, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Strobl nicht berücksichtigte, obwohl sein Landesverband mit 45,7 Prozent der Stimmen das zweitbeste Landesergebnis nach Bayern für die Union eingefahren hatte.
Die Kür zum Spitzenkandidaten ist für Strobl, der als Generalsekretär den Regierungschefs Günther Oettinger und Stefan Mappus gedient hatte, kein Selbstläufer. Denn die Südwest-CDU hat schon vor längerem beschlossen, den Herausforderer von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einer Mitgliederbefragung zu küren. Hier gibt es Differenzen über den Zeitplan. Strobl hatte am Wochenende nicht ausgeschlossen, dass die CDU ihr Zugpferd für die Wahl bereits 2014 bestimmt. Hauk (53) soll sich darüber dem Vernehmen nach geärgert und Strobl am Rande der Klausur zur Rede gestellt haben. Vor der Presse sagte Hauk nur: „Mein letzter Kenntnisstand war, dass die Mitgliederbefragung 2015 sein soll.“
Wolf wollte sich am Montag zu Strobls Bewerbung nicht äußern
Wolf wollte sich am Montag zu Strobls Bewerbung nicht äußern. Der Landtagspräsident begrüßte es lediglich, dass Strobl angekündigt hatte, demnächst den Parteigremien einen Vorschlag zu unterbreiten, wie der Fahrplan aussehen soll. Mit Spannung wird erwartet, ob Wolf im April versucht, sich zum Fraktionschef wählen zu lassen und damit Hauk aus dem Rennen zu schlagen. Der 52-jährige Hobbydichter sondiert dem Vernehmen nach seit längerem intern seine Chancen. Hauk will aber auf jeden Fall seinen Posten verteidigen.
Strobl hatte in Schöntal erklärt, er wolle nicht zulassen, dass die Südwest-CDU in Zuge der Mitgliederbefragung in Lager zerfalle. Die Landes-CDU hat bereits Erfahrung mit einer Mitgliederbefragung: Als es 2004 um die Nachfolge des damaligen Regierungschefs Erwin Teufel ging, setzte sich Günther Oettinger klar gegen die damalige Kultusministerin Annette Schavan durch. Die Folge des innerparteilichen Rangelns war aber, dass ein Riss durch die Partei ging. Der Landeschef der Jungen Union, Nikolas Löbel, wünscht sich deshalb auch, dass sich die möglichen Kandidaten vor dem Mitgliederentscheid auf eine Person einigen, die sich dann der Basis stellt.
Nach den jüngsten Umfragen hat die grün-rote Koalition keine Mehrheit mehr und die CDU wäre klar stärkste Kraft. Unklar wäre demnach nur, mit wem die Union koalieren würde, da der langjährige Bündnispartner FDP mit der Fünf-Prozent-Hürde kämpft. Bei der Klausur in Kloster Schöntal empfahl Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen der CDU dem Vernehmen nach, sich ein Beispiel an Merkel zu nehmen. Statt eines Polarisierungswahlkampfs solle sich die Südwest-CDU lieber den anderen Parteien annähern.