So ein Schild könnte bald an der Autobahn stehen. Foto: JUNG:Kommunikation GmbH

Der Landschaftsraum Filder soll nicht nur graue Theorie bleiben. Konkrete Ideen gibt es bereits. Demnächst werden zum Beispiel 100 Bäume in Plieningen gepflanzt.

Filder - Die 100 Bäume warten auf Andreas Siegele. In den nächsten zwei Wochen will der Obstbauberater der Stadt Stuttgart die Zeit finden, die Junggehölze zu pflanzen. Die Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Walnussbäume werden künftig im Plieninger Gebiet Hummelberg Früchte tragen. Nebenbei haben sie noch einen anderen Auftrag: Sie sollen den Menschen zeigen, was Landschaftsraum Filder bedeutet. Dass Streuobstbäume typisch sind für diese Gegend.

Landschaftsraum Filder ist ein sperriger Begriff mit einem recht einfachen Ziel: Die Menschen sollen merken, wie hübsch die Filder sind, wie viel es vor der Haustür zu entdecken gibt. Ein einheitliches Konzept soll die Filder zur Marke machen. „Das soll mit einem braunen Autobahnschild als erstem Baustein anfangen“, erklärt Johann Senner, dessen Büro die Ideen entwickelt hat.

Der Filder-Radweg ist 57 Kilometer lang

Zu den Ideen gehört außerdem, dass am Fuß einer als Naturdenkmal ausgewiesenen Eiche zu lesen ist, wie besonders dieser Baum ist, dass die Leute zu den Ufern von Bächen und Flüssen gelangen, ohne sich durchs Gestrüpp kämpfen zu müssen, dass sie die Filder auf einer 57 Kilometer langen Strecke umradeln können, dass Schnellstraßen Mensch und Tier nicht länger den Weg abschneiden; dafür sollen sogenannte Grünbrücken gebaut werden.

Der Landschaftsraum Filder soll eine Antwort auf den fortschreitenden Flächenfraß sein. Schließlich ist die Hochebene nicht nur Natur pur, sondern auch ein rasant wachsender Wirtschaftsstandort.

Am 24. Oktober ist das Konzept vom Kommunalen Arbeitskreis Filder (KAF) – einem Zusammenschluss der Filderkommunen – durchgewunken worden, am selben Tag besuchte eine Delegation den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, um für inhaltliche und finanzielle Unterstützung zu werben. Das Wohlwollen des Landeschefs war den KAF-Mitgliedern gewiss, zur Finanzierungsfrage hat sich Kretschmann indessen nicht geäußert.

Für die ersten Projekte ist das Geld gesichert

Das Geld für die ersten Projekte ist ohnehin da. Die beteiligten Kommunen übernehmen 110 000 Euro, der Verband Region Stuttgart gibt weitere 90 000 Euro. Damit darf getrost behauptet werden: Das Naturschutzprojekt, das einst Filderpark hieß, ist weiter gediehen als je zuvor. Der Filderpark, über den seit zwei Jahrzehnten gesprochen wird, war kaum mehr als Theorie. Nur stellenweise haben Gruppen nicht nur geplant, sondern auch gehandelt. So zum Beispiel die Lokale Agenda Plieningen-Birkach.

Die Naturschützer haben zum Beispiel Aussichtspunkte an der Uni Hohenheim und dem Birkacher Osthang eingerichtet, sie haben auf dem Birkacher Feld eine Stele aus Panzerglas aufgestellt, in der sich Spaziergänger den Filderboden anschauen können, und sie haben Dinkel und Linsen gepflanzt.

Den Namen Filderpark gibt es nicht mehr. Das Wort Park war vor allem den Landwirten aufgestoßen, weil es sich nach Flächenklau angehört hatte. Sie fürchteten, dafür Äcker hergeben zu müssen. Ein sensibles Thema auf den Fildern.

Die Grünbrücken werden vielleicht aus Holz gebaut

Das neue Konzept sieht vor, dass alles bleibt, wie es ist, dass für das Projekt bestehende Wege genutzt werden – mal abgesehen von den Grünbrücken über die Autobahn und die Bundesstraße. „Das gehört zu den nächsten Projekten, die wir entwickeln wollen“, sagt der Planer Johann Senner. Vielleicht als Holzkonstruktion. „Der Tipp kam aus dem Ministerium“, sagt er.

Dass es tatsächlich vorangeht mit dem Landschaftsraum, sollen unter anderem die Streuobstbäume beweisen, die der Obstbauberater Andreas Siegele binnen der nächsten zwei Wochen in Plieningen pflanzen will. Sie sind übrigens 100 von insgesamt 500 Stück, die in Zukunft zusätzlich auf den Fildern wachsen werden.