Auf der Neuffener Heide wachsen Golddisteln, Orchideen und Rosen. Foto: Horst Rudel

Der Landschaftserhaltungsverband möchte der heimischen Flora und Fauna das Überleben sichern. Er hofft noch auf einen finanziellen Zuschuss vom Land, um auch die historische Bewirtschaftung von Naturflächen fortführen zu können.

Esslingen - Während es im vergangenen Jahr noch 800 000 Euro waren, sollen in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro vom Land in den örtlichen Umweltschutz fließen. Diese Summe wurde zumindest beantragt. Der im Jahr 2016 gegründete Verein des Landschaftserhaltungsverbandes Kreis Esslingen möchte das Geld nutzen, um zahlreiche Naturschutz- und Pflegemaßnahmen zu initiieren oder fortzuführen. Dazu zählt auch, die historische Bewirtschaftung von Naturflächen.

„Durch die Bewirtschaftung durch den Menschen gibt es einen größeren Artenreichtum“, erklärt der Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Uwe Hiller. Pflanzen wie die Gold- oder Silberdistel, Orchideen und Rosen würden beispielsweise vor allem auf Heiden wie etwa der Neuffener Heide unterhalb des Hohenneuffens wachsen. Die Fläche wird mit Schafen beweidet. Ohne die Beweidung würden die Flächen schnell mit Büschen oder Bäumen zuwachsen. Die Artenvielfalt würde sich verringern.

Die Beweidung wird für Schäfer erst durch Zuschüsse attraktiv

Finanziell interessant sei die Beweidung für die Schäfer aber erst durch die Zuschüsse, die sie dafür erhalten, sagt der 48-Jährige. Die Aufgabe des Landschaftserhaltungsverbandes sei es, Schäfer zu finden und mit ihnen Verträge abzuschließen, erklärt Hiller. Der Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg bestätigt, dass das Einkommen eines Schäfers aus dem Verkauf des Fleisches der Tiere gerade einmal 30 Prozent seiner Erträge ausmachen. Die restlichen 70 Prozent des Einkommens erhalte der Schäfer aus Zuschüssen für die Landschaftspflege.

Ein Projekt, das weiterverfolgt werden soll, ist die Pflege von Flächen im Donzdorfer Tal. „Das sind besonders wertvolle Flächen“, erklärt Hiller. Dort würden Rosen, Disteln und Enziane wachsen, es gebe Schlingnattern und Zauneidechsen. Damit die Tier- und Pflanzenwelt auch in Zukunft erhalten bleibt, möchte er weitere Verträge mit Pächtern schließen, die sich verpflichten, die Fläche nach den Vorgaben des Landschaftserhaltungsverbandes zu pflegen. Das Ziel ist es, einen Biotopverbund von den Bürgerseen bis nach Oberboihingen entlang des Talbachs zu schaffen.

Die Lebensräume sind vielfältig

Das Naturdenkmal Aicher Heide soll ferner in den nächsten Jahren weiter von Büschen befreit werden. „Irgendwann ist es wieder eine Wiese“, hofft Hiller. Um die Büsche zurückzudrängen werden Verträge mit Schäfern geschlossen, die sich mit einigen Ziegen und vielen Schafen über die Fläche bewegen. Das Gebiet zeichne sich durch eine große Vielfalt an Lebensräumen aus. Es gebe Wachholderheiden mit Trockenrasen, Magerwiesen mit Heckenstrukturen, Streuobstwiesen, Wald und Wirtschaftswiesen mit Hochstaudenfluren.

Die Landschaftserhaltungsverbände haben in fast allen Kreisen in Baden-Württemberg die Aufgaben der Unteren Naturschutzbehörden übernommen. Durch ihre Organisationsform als Verein, dem Akteure wie Verwaltungen, Naturschutzverbände, Vertreter der Landwirtschaft und der Jägerschaft angehören, schafft der Verband einen Interessensausgleich.

In Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband und der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg möchte der Landschaftserhaltungsverband in diesem Jahr das Projekt „Allianz für Niederwild“ unterstützen. Dabei sollen Lebensräume für Rebhühner, Feldhasen und Fasane erhalten und verbessert werden. „Die Rebhuhnbestände haben dramatisch abgenommen, es gibt fast keine mehr“, bedauert Hiller. Um die Lebensräume der Tiere zu schützen, werden Verträge mit Landwirten abgeschlossen. Die Landwirte lassen Teile ihrer Äcker als Blühbrachen stehen und bekommen dafür Geld vom Land und der EU.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Landschaftserhaltungsverbandes ist die Pflege sogenannter Natura-2000-Gebieten. Insgesamt 27 000 mehr oder weniger zusammenhängende Flächen in der EU bilden laut Uwe Hiller das größte Schutzgebiet der Welt. Fast 20 Prozent der Flächen in der EU seien ein Natura-2000-Gebiet. Das Ziel ist es, ein europaweites Netz aus Schutzgebieten für gefährdete wild lebende Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. „Die Lebensräume in diesen Gebieten dürfen sich nicht verschlechtern“, fasst es der Ingenieur für Landespflege zusammen. Das bedeute auch, dass die konventionelle Landwirtschaft in diesen teils sehr großen Gebieten betrieben werden kann. „Da ist keine Beschränkung drin.“ Schützenswerte Arten, die dort vorkämen, dürften aber nicht beeinträchtigt werden.