Unter der Rasenfläche verläuft der Hummelgraben, ein ehemaliger Bachlauf, unterirdisch als Abwasserkanal. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Foto: Torsten Ströbele

Anwohner äußern Kritik an Plänen zum Landschaftsentwicklungskonzept Hummelgraben. Dabei gilt die Sorge mehr dem, was vor der eigenen Haustüre passiert, als was Zuffenhausen betrifft.

Stammheim - Das Gebiet Hummelgraben zwischen Stammheim und Zuffenhausen soll schöner werden. Landschaftsplaner und Bürger hatten sich vor gut einem Monat in einer eintägigen Planungswerkstatt Gedanken darüber gemacht, wie man den Landschaftsraum, in dem auch eine Bioabfallvergärungsanlage geplant ist, gestalterisch aufwerten könnte (wir berichteten). Was seinerzeit im Bürgerhaus Rot geäußert und von den meisten Beteiligten für gut erachtet wurde, brachte der Landschaftsplaner Dieter Pfrommer in den Wochen danach zeichnerisch zu Papier. Kürzlich stellte er Bürgern seine Planungsskizzen in der Stammheimer Schlossscheuer vor. Dabei kritisierten vornehmlich Anwohner der Segelfalterstraße jene Aspekte der Vorplanung heftig, die von der Stadtverwaltung erarbeitet worden war. Was wiederum dazu führte, dass ein Großteil der Planungen, die andere Bereiche des Gebietes betreffen, kaum oder gar nicht erst zur Sprache kamen.

Die Furcht vor dem „Stinkebächle“

„Unsere Veranstaltung war dieses Mal bewusst in Stammheim verortet, und sie hatte das Ziel, dass wir auch etwas über andere Perspektiven erfahren“, sagt Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung der Stadt Stuttgart, auf Nachfrage unserer Zeitung. „Jedoch hatten viele der in Stammheim Anwesenden nicht an der ersten Veranstaltung in Rot teilgenommen, und das hat dann zu einigen Missverständnissen geführt und die Wogen hochschlagen lassen.“ Beispielsweise hätten einige der Anwohner die Befürchtung geäußert, dass der Hummelgraben, ein ehemaliger Bachlauf, der momentan nur noch als unterirdischer Abwasserkanal existiert, wieder geöffnet und an die Oberfläche gebracht werden soll. In früheren Zeiten habe man den Hummelgraben im Volksmund auch als „Stinkebächle“ bezeichnet.

Aussichtsturm stößt auf Ablehnung

Oediger stellt diesbezüglich klar: „Der Kanal wird auf keinen Fall offen gelegt. Das ginge auch gar nicht, weil der Kanal Abwasser führt und wir die Schmutzfracht, die er befördert, nicht an die Oberfläche holen wollen.“ Die Idee sei vielmehr eine andere gewesen: nämlich Regenwasser als „kleines, eventuell temporäres Gerinne in einer Mulde zu sammeln – „als Wiedervernässung und einer Art Zitat“. Aber auch hierbei gebe es noch viele offene Fragen, noch sei gar nichts entschieden. „Wir müssen unter anderem klären, ob und wie gut die Mulde Starkregen verkraftet.“ Fraglich sei auch noch, wo eine solche Mulde verlaufen könne und welche Flächen davon tatsächlich betroffen wären. Die Planer jedenfalls gehen davon aus, dass eine Mulde zum Versickern des Wassers das Kanalnetz entlasten würde. „Die Anwohner haben sich auch besorgt darüber geäußert, dass das Kanalnetz die Wassermassen nicht verkraften könnte“, ergänzt Oediger. Auch würden manche Anwohner befürchten, dass sie für eine mögliche Renaturierung des Bachlaufs Flächen vor ihrem Haus wieder der Stadt zurückgeben müssten. „Flächen, die sie seit Jahren von der Stadt gepachtet haben und die quasi zu ihrem Garten gehören.“ Weitere Kritikpunkte der Anwesenden bezogen sich auf die mögliche Fällung von Robinien und dass Büsche sowie weitere Bäume entfernt werden könnten, um Wiesen zu schaffen. Auf Ablehnung stieß auch die Idee, einen Aussichtsturm östlich der Straße Im Krabbenbäumle zu errichten.

Sorge darüber, was vor der eigenen Haustüre passiert

„Die Anliegen der Anwohner sind nachvollziehbar und wir müssen sie ernst nehmen, es gab aber auch einige Missverständnisse“, sagt Stammheims Bezirksvorsteherin Susanne Korge. „Die Anwohner sind besorgt, was vor ihrer Haustüre passiert, weniger, was Zuffenhausen betrifft.“ In jedem Fall herrsche noch eine Menge Klärungs- und Gesprächsbedarf. „Einfach alles abzulehnen, finde ich schade. Man sollte immer auch kompromissbereit sein.“

Das gesamte Plangebiet Hummelgraben sei reich an Themen, erklärt Hermann-Lambert Oediger: „Wir müssen schauen, wo die einzelnen Interessen liegen, dürfen dabei aber auch das Gesamtkonzept nicht aus den Augen verlieren – das soll schließlich am Ende als Ganzes erkennbar sein, wir wollen nicht nur kleine Einzelmaßnahmen.“ Es müsse noch jede Menge geprüft und geplant werden. Dann erst könne man die Kosten schätzen und darüber diskutieren– und erst danach könne man darüber abstimmen. „Aber genau deshalb machen wir Bürgerbeteiligungen.“