Rainer Haas hat seinen letzten Amtstag am 4. Januar 2020. Foto: factum/Weise

Nach 24 Jahren hört Rainer Haas als Landrat in Ludwigsburg auf, am 15. November wird ein Nachfolger gewählt. 15 Namen von Vize-Landräten und Bürgermeister kursieren – wer wagt sich aus der Deckung?

Ludwigsburg - Nur drei Landräte hatte der Kreis Ludwigsburg seit 1961. Diese Zahl verdeutlicht die Zäsur, die mit dem Abgang von Rainer Haas nach 24 Jahren in der Kreispolitik entsteht. Um so spannender ist die Frage: Wer soll Nachfolger werden? Ein ambitionierter Bürgermeister? Ein talentierter Vize-Landrat aus Nachbarkreisen? Oder ein ehrgeiziger Dezernent aus dem eigenen Haus?

Hört man sich bei den Kreistagsfraktionen um, so ist von einer Liste mit gut 15 Namen die Rede. Ganz oben sollen die Namen von drei Vize-Landräten stehen: Martin Wuttke in Böblingen, Lutz Mai in Heilbronn und Marks Möller aus dem Alb-Donaukreis. Einer sagt auf Anfrage direkt ab: „Nein, ich kandidiere nicht“, erklärt Martin Wuttke, Anfragen und Gespräche habe es aber gegeben. Von den Kreisräten gibt es dazu keine Aussage. „Die Vize-Landräte stehen natürlich im Fokus“, sagt Manfred Hollenbach, der CDU-Fraktionschef.

Kandidieren Gerd Maisch, Michael Makurath oder Dirk Schaible?

Doch wie sieht es in der Riege der Bürgermeister aus? Immer wieder genannt wird der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch, zugleich Vize-Fraktionschef der Freien Wähler. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, sagt er auf Anfrage, „ich habe hier viele Aufgaben in Vaihingen.“ Ein klares Dementi jeder Ambitionen ist das jedoch nicht. Andere wie der Ditzinger OB Michael Makurath galten jahrelang als Anwärter für ein solches Amt.

Makurath hat 2008 versucht, in Böblingen Landrat zu werden. Als Kandidat der SPD-Fraktion galt er auch als überparteilich wählbar – doch die Freien Wähler, die mit der SPD verbündet waren, votierten für den Denkendorfer Bürgermeister Peter Jahn – der am Ende Roland Bernhard unterlag. Makurath hat sich seither auf sein Amt als OB konzentriert und stets betont, damit sei er auch vollauf zufrieden.

Wollen Jürgen Kessing oder Ralf Trettner?

Noch nicht aus dem Rennen ist Dirk Schaible, Freibergs Bürgermeister. Erst vorige Woche unterlag er knapp bei der Landratswahl in Konstanz. Aktiv bewerben wird er sich nicht, da sind sich Beobachter einig. Sollte sich jedoch eine breite Mehrheit für ihn abzeichnen, könnte er vielleicht zusagen. Schaible selbst hat erklärt, sich bisher ganz auf die Bewerbung in Konstanz konzentriert und keinen Gedanken an Ludwigsburg verschwendet zu haben.

Der Bietigheimer Oberbürgermeister Jürgen Kessing, der auch SPD-Fraktionschef im Kreistag ist, will 2020 als Rathauschef wiedergewählt werden – zudem ist er mit seinem neuen Ehrenamt als Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes ausgelastet und zufrieden. Genannt wird indes der Name des Pleidelsheimer Schultheißen Ralf Trettner (CDU).

Oder jemand aus dem Landratsamt?

Und wie sieht es mit möglichen Kandidaten aus dem Landratsamt aus? Der Sozialdezernent Heiner Pfrommer hat in den vergangenen Monaten an Profil gewonnen. Er hat das Stadtbahnthema von Vize-Landrat Jürgen Vogt übernommen – und in einer Ludwigsburger Gemeinderatssitzung dem Hausherrn Werner Spec eloquent die Stirn geboten („Nein, Herr Oberbürgermeister“). Sein Name fällt oft, wenn von internen Kandidaten die Rede ist.

Letztlich warten viele auf das Ergebnis der Kreistagswahl – dann werden die Karten neu gemischt. Formal beginnt die Bewerbungsfrist erst am 19. Juli, dann können sich vier Wochen lang Anwärter melden. Gewählt wird am 15. November. Blickt man in die Geschichte des Landkreises, so gab es schon einige spannende Wahlgänge. Im Jahr 1961 kandidierte der junge Kommunalbeamte Karl Stolz erfolgreich, nach sechs Jahren wurde er zum Präsidenten des Württembergischen Sparkassenverbandes gewählt, was er bis 1980 blieb.

Ulrich Hartmann war 29 Jahre lang Landrat

Sein Nachfolger Ulrich Hartmann war Beigeordneter in Kornwestheim und setzte sich 1967 knapp gegen den damaligen Ludwigsburger Vize-Landrat durch. Dann kam die Kreisreform – der Altkreis Vaihingen kam teilweise zu Ludwigsburg und das Strohgäu. Es gab viel Unmut deswegen in den 70er-Jahren – der Landrat musste wegen des Bevölkerungszuwachses neu gewählt werden. Manfred Bulling, ein Beamter aus dem Staatsministerium trat 1973 gegen Hartmann an. Bulling galt als Favorit – und verlor. Vier Jahre später wurde er Regierungspräsident in Stuttgart.

Hartmann blieb fast 30 Jahre im Amt. Dann kam es 1995 zu einem Dreikampf: zwischen dem Vaihinger Bürgermeister Heinz Kälberer, seinem Kollegen aus Murr, Manfred Hollenbach – und Rainer Haas. Der gewann mit einer StimmeVorsprung.