Ein Torwart-Trikot der Nationalmannschaft übergibt Thomas Sprißler (links) als Geschenk an den neuen alten Landrat Roland Bernhard. Foto: jps

Roland Bernhard geht mit Vertrauensvorschuss in seine dritte Amtszeit. Für die formulierte er fünf zentrale Punkte, seine „Big Five“.

Fünf zentrale Punkte, sogenannte „Big Fives“ identifizierte Roland Bernhard in seiner Bewerbungsrede vor dem erst zwei Tage zuvor konstituierten Kreistag. Als Amtsinhaber und einziger Bewerber bewarb er sich zum dritten Mal auf das höchste Amt im Kreis Böblingen – und kämpfte darum, gehört zu werden. Nicht, weil ihm die 82 anwesenden der 86 gewählten Kreisräte nicht zuhören mochten, sondern weil die Mikrofonanlage mehrfach streikte. Doch Bernhard drang durch, und im ersten Wahlgang erhielt er 69 von 86 Stimmen, eine einfache Mehrheit von 44 Stimmen hätte gereicht. Zwei Kreisräte stimmten mit „Nein“, 11 enthielten sich und vier waren nicht anwesend.

Roland Bernhard sagte danach: „Dankeschön für dieses großartige Ergebnis. Meine Erwartung wurde deutlich überschritten.“ Für ihn sei die Arbeit Teil seines Lebens, „für mich gibt es nur eine Life-Balance, keine Work-Life-Balance“, sagte der 67-Jährige. Aus Altersgründen wird Bernhard seine dritte Amtszeit nicht bis zum Ende der acht Jahre ausfüllen können, sondern muss das Amt spätestens nach seinem 73. Geburtstag im Januar 2030 abgeben.

Bei seiner ersten Wiederwahl am 18.7.2016 hatte er 70 von 80 Stimmen erhalten, das jetzige Ergebnis zeigt, dass er erneut großes Vertrauen im Kreistag genießt. Ganz nach oben auf der Agenda setzte er die immer wieder beschworene Wirtschaftsstärke des Kreises. „Fleiß und Ideenreichtum sind hier zuhause. Das ist gewissermaßen unsere DNA“, sagte er. Neben der Stärke der Großindustrie wolle er auch die Start-up-Szene befördern und weiter in die digitale Infrastruktur investieren. Das wird sichtbar in der Unterstützung des Gründerzentrums Ai xpress. Neben der Wirtschaft hält er die Wissenschaft für einen wichtigen Baustein im Kreis, weshalb er für den Ausbau des Herman-Hollerith-Zentrums ebenso warb wie für die Stärkung der beruflichen Schulen.

Bernhard mit Familie Foto: jps

„Ich würde mich freuen, wenn wir noch einen weiteren Hochschulstandort in den Kreis bekämen“, sagte Bernhard. Doch all die gut ausgebildeten Kräfte müssten Wohnraum vorfinden, weshalb Bernhard sein Projekt der Bürger-Baugenossenschaft vorstellte. Hier sollen im Schulterschluss mit Kommunen und Privatpersonen genossenschaftlich Projekte mit System-Bauunternehmen vorangetrieben werden. Erst an vierter Stelle kam Bernhard auf den Gesundheitssektor zu sprechen, obwohl der bei ihm in seiner zurückliegenden zweiten Amtszeit mit Abstand die meisten Ressourcen fraß.

„Wir haben unsere Hausaufgaben mit der vertieften Fusion, dem Ergebnisverbesserungsprogramm und dem Medizinkonzept gemacht“, sagte Bernhard. Er stehe für die „schwarze Null“, die im Jahr 2030 im Klinikverbund erreicht werden soll. Diesen plagt derzeit noch ein horrendes Defizit von mehr als 50 Millionen jährlich; dessen Abbau zeitigt erste leichte Erfolge, war jüngst zu erfahren. Bernhard: „Der Weg wird dornenreich.“

Projekte im Klimaschutz aufgespannt

Zum Abschluss spannte er die angestoßenen Projekte im Bereich Klimaschutz auf: Photovoltaik-Ausbau, Windkraft-Offensive, Energie- und Mobilitätswende. Bernhard setzt hier auf lokale Partner und eigene Töchter wie den Abfallwirtschaftsbetrieb. Der etwa gewinnt heute schon Biogas aus Methan. Problematische Punkte wie den mehrfach verzögerten Ausbau samt Elektrifizierung der Schönbuchbahn und das mehrfach in den Kosten gestiegene Flugfeldklinikum blendete Bernhard aus.

Die Auszählung der Stimmen Foto: jps

Auf die Frage nach der Ansiedlung einer Landeserstaufnahmeeinrichtung auf dem Böblinger Krankenhaus-Areal antwortete Bernhard ausweichend, da sich der Landkreis hier derzeit „in guten Gesprächen“ mit der Stadt Böblingen befinde, um den Beschluss des Kreistags umzusetzen. Demnach solle der Kreis das Areal zum bestmöglichen Preis bis zum Jahresende verkaufen. Zuletzt lagen die Preisvorstellungen zwischen Stadt und Kreis Böblingen aber noch „sehr weit auseinander“.