Ein bekanntes Gesicht: Matthias Berg vom Landratsamt Esslingen war zuletzt bei vielen Fernsehsendern als Experte bei den Paralympics zu sehen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Stellvertreter des Landrats Heinz Eininger geht aus gesundheitlichen Gründen am Ende des Monats in den Ruhestand. Für die Landkreisverwaltung ist das nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ein herber Verlust.

Esslingen - Die Verwaltung des Landkreises verliert einen ihrer profiliertesten Köpfe: Matthias Berg, der Leiter des Dezernats für Umwelt und Technik, wird Ende des Monats seinen Schreibtisch im Esslinger Landratsamt räumen – aus gesundheitlichen Gründen. „Das war so nicht geplant, aber ich habe auf Anraten der Ärzte die Notbremse ziehen müssen“, sagt Berg, der in seiner Funktion als Erster Landesbeamter auch den Esslinger Landrat Heinz Eininger vertritt.

Nicht die körperliche Belastung, die seine Contergan-Schädigung zwangsläufig mit sich bringe, sei der Grund für sein Ausscheiden. „Es sind die Augen, die nicht mehr wollen“, sagt Berg. Die Beschwerden, unter denen der 53-Jährige zunehmend gelitten hat, sind die Folgen einer Netzhautablösung. „Geschätzte 80 Prozent meiner beruflichen Arbeit besteht aus Lesen. Das haben mir die Augen zunehmend übelgenommen“, sagt Berg. Die Einschläge – mit heftigen Kopfschmerzen verbundene Augenmigräne – seien immer häufiger gekommen.

Das Ausscheiden des als Sportler, Sportmoderator, Musiker und Motivationstrainer bekannten Berg hat im Landratsamt Bestürzung und Bedauern ausgelöst. „Mit Matthias Berg verliere ich einen hervorragenden Stellvertreter und Dezernatsleiter, der seine Aufgaben mit großem Engagement und Begeisterung erfolgreich erfüllte“, sagt Landrat Heinz Eininger. In den zahlreichen Gremien, in denen er die Interessen des Landkreises Esslingen vertreten habe, habe er sich durch besonderes Verhandlungsgeschick ausgezeichnet. „Bei seiner Arbeit hat er hohe fachliche Kompetenz mit dem ihm eigenen Humor verbunden“, sagt Landrat Heinz Eininger über seinen Stellvertreter.

Sein Engagement für den Behindertensport und seine Art der Lebensbewältigung machten ihn für viele zum Vorbild. Mit dem Namen Matthias Berg sind im Landkreis Esslingen vor allem die Nahverkehrsplanung, die Einrichtung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb sowie viele Umweltthemen verbunden. Es gehe jetzt darum, diese wichtige Stelle zügig und kompetent wieder zu besetzen, so Eininger. Mit dem Innenministerium, das für die Bestellung und Abberufung der Ersten Landesbeamten zuständig ist, stehe er in engem Kontakt.

Matthias Berg selbst will sich nun erst einmal neu sortieren. „Ich glaube nicht, dass das Loch, in das ich am 1. April falle, ein tiefes sein wird“, sagt er im Hinblick auf seine vielen Interessen. Zuerst einmal sei da die Familie – Frau und vier Kinder – für die er jetzt mehr Zeit habe. Dann könne er sich vorstellen, sein nebenberufliches Standbein als Motivationstrainer auszubauen. „Meine Stärke ist es, Leute stark zu machen. Ich helfe ihnen, Leistung und Lebensfreude unter einen Hut zu bringen“, sagt er. Die vielen Anfragen von Firmen, Organisationen und Schulklassen könne er nun eher erfüllen. „Mein Oberstübchen funktioniert ja noch“, sagt er.

Als Buchautor versucht er, seine im Umgang mit der Behinderung gewonnene Lebenserfahrung weiterzugeben. Neben der Vortragstätigkeit und der Moderation der Paralympics-Wettkämpfe für verschiedene Fernsehsender lebt Matthias Berg noch eine weitere Leidenschaft – die Musik. Als Hornist hat der Mann, der ein Musikstudium abgeschlossen hat, mehrere Konzerte auf CD eingespielt und sich bei Konzertreisen bis hin nach Japan einen Namen gemacht.

Die offizielle Verabschiedung des Ersten Landesbeamten wird wahrscheinlich erst im Laufe des Aprils über die Bühne gehen. Wann genau, steht noch nicht fest. Das Wie auch nicht. „Eine Riesenkiste werden wir nicht machen. Aber gar nichts geht auch nicht“, sagt Berg.