Das Landratsamt ist zwar fünf Stockwerke hoch, trotzdem reicht der Platz für die Belegschaft nicht aus. Foto:factum/Bach Foto:  

Das Landratsamt hat im Personalwesen ein Einsparpotenzial von 2,8 Millionen Euro ausgemacht – etwa drei Prozent des Budgets. Der Prozess läuft seit Anfang des Jahres und wirkt zäh. Der regionale Vergleich zeigt: Die Kreisbehörde ist gut ausgestattet.

Böblingen - Der Sparkurs im Landratsamt Böblingen kann sich bereits sehen lassen: Auf der Webseite der Kreisbehörde wurde bereits ein Blog eingestellt. Schritt für Schritt werden Publikationen auch nicht mehr in der Hausdruckerei gedruckt, sondern an externe Firmen vergeben. Im Januar hatte Roland Bernhard seine Mitarbeiter zu einer Aufgabenkritik aufgerufen, nun präsentierte der Landrat erste Ergebnisse. „Alle Ämter haben sich angestrengt“, sagte er in seiner Haushaltsrede in dieser Woche. So klingt auch das Ergebnis: „Im nächsten Jahr drücken wir den Ansatz unter die Marke von 80 Millionen Euro“, sagte Roland Bernhard über die Personalausgaben. Statt 80,3 Millionen Euro sollen 79,7 Millionen ausgegeben werden, 45 Stellen fallen 2019 weg.

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Beim Prozess der Aufgabenkritik sind die Ämter auf ein Einsparpotenzial von 2,8 Millionen Euro gekommen. Davon seien 1,5 Millionen Euro bereits erreicht worden, den Rest will der Landrat durch eine globale Minderausgabe erreichen. Dabei handelt es sich um eine Ausgabenkürzung innerhalb eines Etats. Zahlreiche Vorschläge seien in dem Prozess bereits herausgearbeitet worden, darunter die Abschaffung der Blogs. Weitere konkrete Beispiele lieferte das Landratsamt nicht. Die Stellenstreichungen würden die Arbeitsplätze der Mitarbeiter nicht gefährden, heißt es aus dem Landratsamt. Sie erfolgten durch Fluktuation. Freie Stellen werden nur ausnahmsweise extern ausgeschrieben. Aber vor allem der Rückgang der Flüchtlingszahlen ermöglicht den aktuellen Personalabbau.

Der Personaletat hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt

„Das geht im Hause nicht schmerzfrei über die Bühne“, räumte Roland Bernhard in seiner Rede ein. Der Suchlauf hatte vor allem zu Beginn für viel Unruhe in der Kreisbehörde gesorgt. In seiner Rede sprach der Landrat den Mitarbeitern ein Lob aus, dass sie viel leisten und gewährleisten würden. Roland Bernhard sieht die Aufgabenkritik aber auch als Chance für eine Entwicklung von innen: „Mit der Aufgabenkritik kann es uns gelingen, alte Zöpfe abzuschneiden, auch um Kraft zu schöpfen für neue Aufgaben.“ Dabei handelt es sich etwa um die Digitalisierung.

Der Personaletat des Landratsamts Böblingen hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt – von 46 Millionen Euro auf mehr als 80 Millionen Euro. Und die Zahl der Stellen ist von 902 auf 1239 gestiegen. Bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr hatten die Kreistagsfraktionen die Entwicklung kritisiert. „Grund sind zahlreiche neue Aufgaben in vielen Bereichen“, teilt Dennis Ritter, der Behördensprecher, dazu mit. In den Jahren 2015 und 2016 mussten etwa zahlreiche Stellen für die Flüchtlingsbetreuung geschaffen werden. Die Tarifabschlüsse für Beamte und Beschäftigte sorgten ebenfalls für einen Anstieg der Kosten. Erst im vergangenen April wurde eine Lohnsteigerung um 7,5 Prozent vereinbart.

Alle Landratsämter sind betroffen

Von diesen Entwicklungen sind natürlich alle Landratsämter betroffen – allerdings mit leichten Unterschieden. In Göppingen, dem kleinsten Landkreis der Region Stuttgart, ist der Personaletat in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 43 Prozent gestiegen: Im Jahr 2008 betrugen die Personalkosten noch 32,7 Millionen Euro. Auf die Einwohner umgerechnet, hat Göppingen mit 3,3 den höchsten Personalschlüssel. Im Rems-Murr-Kreis sind die Ausgaben um 52 Prozent von 50 Millionen Euro 2008 auf aktuell 76 Millionen Euro gestiegen. Der Personalschlüssel beträgt wie in Böblingen 3,2, wo der Personaletat aber innerhalb von zehn Jahren um fast 75 Prozent zugenommen hat. In Ludwigsburg haben sich die Kosten sogar um 80 Prozent gesteigert, dennoch ist die Entspannung groß – wegen des niedrigen Personalschlüssels von 2,6. „Aus diesem Grund sehen wir auch keinerlei Notwendigkeit oder Möglichkeit zum Stellenabbau“, erklärt der Landratsamtssprecher Andreas Fritz.