Der Neckartenzlinger Bürgermeister Herbert Krüger hat als Alfa-Landtagskandidat in den Wahlkreisen Geislingen und Heidenheim 1,6 und 0,9 Prozent geholt. Foto: privat

Neben großen Geschichten hat die Landtagswahl im Kreis Esslingen auch viele kleine geschrieben. Zum Beispiel die des Neckartenzlinger Bürgermeisters Herbert Krüger, der für die Partei Alfa angetreten ist.

Kreis Esslingen - Den Tag nach der Landtagswahl hat sich Herbert Krüger frei genommen. Am Vorabend hat der Bürgermeister von Neckartenzlingen registrieren müssen, dass er in seinem Nebenjob als Landtagskandidat der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) nur bedingt erfolgreich gewesen ist. In den beiden Wahlkreisen Geislingen und Heidenheim, in denen er angetreten ist, hat er mit 1,6 und 0,9 Prozent überschaubar abgeschnitten für seine neue Partei. Der Alfa hatte sich der Schultes nach seinem Austritt aus der SPD Ende des vergangenen Jahres (wir berichteten) angeschlossen.

Dennoch erachtet Herbert Krüger seine Leistung als „sehr beachtlich“ angesichts „der kleinen Truppe“ von Wahlkämpfern. Zudem sei im Landesvorstand noch eine „ordentliche Panne“ passiert, weil Wahlkampf-Flyer im Vorfeld nicht in seinen beiden Wahlkreisen angekommen seien. Demotivieren lasse er sich von dem Ergebnis nicht, denn es sei doch „ermutigend“, was die Alfa seit dem vergangenen Sommer aus dem Nichts aufgebaut habe.

In Altenriet gewinnt die AfD 18,2 Prozent

Die AfD, von der sich die Alfa im vergangenen Juli abgespaltet hat, hat dagegen die Gunst vieler Wähler erobert. Im Landkreis Esslingen hat die rechtspopulistische Partei in den zum Wahlkreis Nürtingen zählenden Gemeinden Altenriet (18,2 Prozent) und Großbettlingen (18,1 Prozent) sogar rund drei Prozent mehr als im Landesdurchschnitt geholt. Allerdings hat auch die FDP in Altenriet mit 10,7 Prozent das beste Ergebnis im Landkreis erzielt.

Angesichts des Umbruchs, den die Landtagswahl am Sonntag einigen Parteien beschert hat, ist es beruhigend, dass es auch Konstanten gibt. Nehmen wir zum Beispiel Die Linke. In der Gemeinde Baltmannsweiler (Wahlkreis Kirchheim) wurde sie vor fünf Jahren von 46 Menschen gewählt. Exakt diese Zahl der Wahlberechtigten votierte auch dieses Mal für die Partei. Das zeigt, dass die – eher kleine – linke Stammwählerschaft in der Kommune auf dem Schurwald in den vergangenen fünf Jahren offensichtlich keinerlei Fluktuation unterworfen war und unumstößlich zu ihrer politischen Überzeugung steht.

Höchste Wahlbeteiligung in Notzingen

Von den Anhängern der SPD kann das nicht behauptet werden. Im Wahlkreis Nürtingen ist die Partei von 22,2 Prozent im Jahr 2011 auf 10,5 Prozent abgestürzt und hat ihr Ergebnis binnen fünf Jahren mehr als halbiert. Kein Wunder, dass Sebastian Schöneck, der Kandidat der Genossen, „besonders frustriert“ ist. Doch in einem an sich schwarzen Wahlkreis mit einem zur Wahl stehenden grünen Ministerpräsidenten als Konkurrenten, blieben die Genossen offenbar zwangsläufig blass. Da mag es für Schöneck nur ein schwacher Trost sein, dass ihm in seiner Heimatgemeinde Frickenhausen immerhin 15,6 Prozent der Wähler ihre Stimme gegeben haben.

Aber noch viel schmerzhafter endete der Sinkflug der SPD in der Gemeinde Erkenbrechtsweiler. Kamen die Genossen in dem Ort auf der Alb 2011 noch auf ordentliche 21,5 Prozent, sackten sie nun im nahezu freien Fall auf 8,3 Prozent ab. Nur in Altdorf ist die SPD mit 8,1 Prozent in der Wählergunst noch tiefer abgerutscht.

In der Gemeinde Notzingen waren die Wahlberechtigten besonders motiviert, ihr Kreuz zu machen. 82,6 Prozent von ihnen besuchten die Wahllokale und gaben ihre Stimmen ab. Das ist die höchste Quote im Kreis Esslingen. Aber auch der Wahlbeteiligungs-Negativrekord des Landkreises ist im Wahlkreis Kirchheim aufgestellt worden: In Plochingen nutzten nur 68,8 Prozent ihr Wahlrecht, das sind 1,3 Prozent weniger als bei der Landtagswahl vor fünf Jahren. Spaßvögel vermuten, die Plochinger könnten möglicherweise wahlmüde gewesen sein, weil sie erst zwei Wochen zuvor schon zur Bürgermeisterwahl aufgerufen waren. Bei der schenkten sie Frank Buß für eine weitere Amtsperiode ihr Vertrauen.