Delikte, die am Stuttgarter Flughafen verübt werden, fließen in die Kriminalstatistik von Leinfelden-Echterdingen ein. Foto: dpa

In einigen Städten und Gemeinden des Kreises Esslingen ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr auffallend gestiegen. Dort geht es aber nicht krimineller zu als üblich. Vielmehr sind es Sonderfälle, die die Zahlen nach oben schnellen lassen.

Kreis Esslingen - Laut der jüngst vom Polizeipräsidium Reutlingen veröffentlichten Kriminalstatistik des vergangenen Jahres ist der Landkreis Esslingen eine durchaus sichere Region. Denn die Kriminalitätsrate liegt mit 4597 Straftaten pro 100 000 Einwohner deutlich unter dem Landesdurchschnitt mit einer sogenannten Häufigkeitszahl von 5191. Dennoch scheint es auf den ersten Blick Ausreißer nach oben zu geben. Auffällige Zahlen weisen beispielsweise die Kommunen Leinfelden-Echterdingen, Plochingen, Deizisau, Denkendorf und Wendlingen auf, wofür sich aber Erklärungen ergeben. Die Gemeinde Erkenbrechtsweiler sticht ebenfalls heraus, allerdings wegen der geringsten Kriminalitätsbelastung im Kreis. Dort wurde eine Häufigkeitszahl von nur 965 registriert, was lediglich 21 Straftaten entspricht.

Kriminalität an Flughafen und Messe

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen liegt mit einer Häufigkeitszahl von 9677 statistisch weit über der durchschnittlichen Kriminalitätsbelastung sowohl im Landkreis als auch im im Land Baden-Württemberg. Doch laut der Statistiker des Polizeipräsidiums Reutlingen gibt es dafür einen guten Grund. Denn die spezifische Kriminalität am Flughafen und an der Landesmesse, die auf der Gemarkung der Stadt liegen, wird in deren Bilanz eingerechnet, obwohl dort noch nicht einmal Einwohner leben. Ohne die am Airport und an der Messe verübten Taten liegt die Belastung von Leinfelden-Echterdingen mit einer Häufigkeitszahl von 3284 klar unter dem Durchschnitt des Landkreises Esslingen.

Tator Bahnbetriebswerk

Eine hohe Häufigkeitszahl weist auch die Stadt Plochingen im Jahr 2018 auf (6445). Im Vergleich zum Vorjahr (6141) hat sie sogar noch zugenommen. Doch die Plochinger müssen mit ihrer Statistik zum Teil für Taten gerade stehen, die andernorts verübt worden sind. Denn in Plochingen befindet sich das Bahnbetriebswerk, in dem Züge der Deutschen Bahn und der S-Bahn Stuttgart gewartet werden. Laut der Polizei werden Sachbeschädigungen, insbesondere durch Graffiti-Schmierereien, häufig erst dort festgestellt und angezeigt. Dadurch werde Plochingen als Tatort erfasst, die wirklichen Tatorte sind nicht bekannt.

Graffiti verhagelt die Statistik

In Deizisau ist im vergangenen Jahr die Zahl der Straftaten im Vergleich zu 2017 um 79 Fälle auf 233 oder um 51,3 Prozent gestiegen. Dies sei auf den Anstieg an Sachbeschädigungen zurückzuführen, die allein um 43 Delikte zugenommen hätten. Speziell die Zahl an Verunstaltungen durch Graffitis sei von zwei auf 41 Fälle gestiegen. Von diesen seien allerdings 30 aufgeklärt worden, was einer Quote von 73,2 Prozent entspricht.

Tankbetrüger schlagen vermehrt zu

In der Gemeinde Denkendorf ist im vergangenen Jahr mit 547 Straftaten der höchste Stand seit fünf Jahren verzeichnet worden. Der rasante Anstieg um 81 Fälle im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich der Polizei zufolge aus 97 jeweils nachträglichen Anzeigen wegen Tankbetrugs, verübt von unbekannten Tätern. Diese hatten sich an einer nicht durchgängig videoüberwachten innerörtlichen Tankstelle bedient. Laut den Ermittlern zeigen die Tankstellenbetreiber diese Betrügereien aus zivilrechtlichen Gründen bei der Polizei an, weil sie die Schadenssumme dann von der Versicherung des Ölkonzerns ersetzt bekommen. Das betrügerische Zapfen an der A 8-Rastanlage Denkendorf habe im vergangenen Jahr hingegen um 30 Fälle von 87 im Jahr 2017 auf 57 abgenommen.

Geheimnisverletzungen in Postzentren

Um elf Prozent oder 97 Straftaten ist die Kriminalität in der Stadt Wendlingen im vergangenen Jahr gestiegen. Mit den insgesamt 975 Fällen ist damit im Fünfjahresvergleich eine Höchstmarke erreicht worden. Laut der Polizeistatistik für 2018 sind insbesondere die Taten in den Deliktbereichen Körperverletzung, Wohnungseinbruchdiebstahl, Rauschgiftkriminalität und die vermehrten Anzeigen von Verletzungen des Post- und Fernmeldegeheimnisses der dort ansässigen Frachtpostzentren von UPS und DPD dafür maßgeblich.