Nicht nur in den Medius-Kliniken, hier am Standort in Ostfildern-Ruit, verursacht die Pandemie einen hohen Arbeitsaufwand. Foto: Ines Rudel

Der Vormarsch der Omikron-Variante könnte die Belegschaften der Unternehmen im Landkreis Esslingen ausdünnen. Deshalb würden es die Firmen begrüßen, wenn die Änderungen nicht nur in systemrelevanten Bereichen greifen.

Kreis Esslingen - Wer als enge Kontaktperson eines Corona-Infizierten eingestuft wird, muss derzeit noch bis zu 14 Tage in Quarantäne. Mit Blick auf den Vormarsch der hoch ansteckenden Omikron-Variante stehen nun aber kürzere Absonderungszeiten für Kontaktpersonen und sogar Infizierte zur Debatte, um wichtige Versorgungsbereiche aufrecht zu erhalten. Ob diese nur für kritische Berufsbereiche wie etwa die Krankenversorgung gelten soll oder allgemein, ist offen. Auch Arbeitgeber im Kreis Esslingen schauen auf die Bund-Länder-Runde an diesem Freitag, bei der eine Entscheidung erwartet wird. Sie hoffen auf eine Verkürzung der Quarantäne.

Angespannte Situation in den Kliniken

In den Medius-Kliniken des Landkreises ist die Situation seit Beginn der Pandemie angespannt. Auch wenn die drei Standorte Nürtingen, Kirchheim und Ostfildern-Ruit derzeit keinen ungewöhnlich hohen Krankenstand haben, sei die Arbeitsbelastung nach wie vor hoch, sagt Jan Schnack, Pressesprecher der Kliniken. Die Möglichkeit einer Krankheitswelle durch Omikron gebe Grund zur Sorge: „Sollte eine Vielzahl von Mitarbeitenden gleichzeitig erkranken und über längere Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen, würde sich dies auf die Patientenversorgung auswirken.“ In diesem Fall könnte eine Verkürzung der Isolationszeit hilfreich sein. „Dabei kommt es natürlich darauf an, wie schwer die Erkrankung ist und ob die erkrankte Person noch ansteckend ist“, so Schnack. Er halte eine berufsabhängige Verkürzung der Quarantänezeit für vertretbar, um das öffentliche Leben und die lebenswichtige Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Auch die Wirtschaft würde Änderungen der Quarantäneregeln begrüßen, und zwar nicht nur für die kritische Infrastruktur. Angesichts der Entwicklung der Fallzahlen in den Nachbarländern wäre das, sofern medizinisch vertretbar, ein wichtiger Schritt, sagt Christoph Nold, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Esslingen-Nürtingen. Wenn ein großer Teil der Bevölkerung in Quarantäne müsse, schlage das schnell auf Lieferketten durch und die Versorgungssicherheit. „Wir würden eine Verkürzung der Quarantänezeiten begrüßen, weil es für die Unternehmen das Arbeiten ein stückweit erleichtern würde“, so Nold. Diese hätten alle Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie mitgetragen, was großen Aufwand bedeute. Die Quarantäne sei ein weiterer Mehraufwand – für das produzierende Gewerbe, aber auch Bereiche wie die Gastronomie, die ohnehin Schwierigkeiten habe, ihr Personal zu halten.

Dank Homeoffice ist bei Festo bislang alles im grünen Bereich

Der Betrieb in IHK-Unternehmen im Kreis war Nolds Einschätzung zufolge bislang nicht durch Personal in Quarantäne gefährdet. Das könne sich aber ändern, wenn die Fallzahlen stark anstiegen und große Lücken in den Belegschaften verursachten. Auch bei der Firma Festo, die bundesweit 8500 Beschäftigte zählt, davon 6000 am Standort Esslingen, merkt man davon noch nichts – weil viele Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten. „Auch die Situation in unseren Werken – die durch die Präsenzarbeit natürlich unmittelbarer durch Quarantäneausfälle betroffen wären – ist momentan sehr stabil“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Festo sieht sich dank effektiver Schutzmaßnahmen und einer Booster-Impfkampagne für Mitarbeiter für die kommenden Wochen gut gerüstet. Darüber hinaus habe man in den vergangenen Monaten bereits „über die gesetzlichen Vorgaben hinaus“ Quarantäneregelungen getroffen. Daher konnte Festo bislang „Produktionsprozesse verlässlich aufrechterhalten“, so die Sprecherin. Inwiefern sich dies bei bundesweit steigenden Inzidenzzahlen durch Omikron und ein größeres Quarantäneausmaß verändere, sei momentan kaum einzuschätzen, fügt sie hinzu.