Ein mutmaßlicher Messerstecher will vor Gericht vorläufig nichts zum Vorwurf des versuchten Totschlags sagen. Foto: dpa

Ein junger Mann steht vor dem Landgericht Stuttgart, weil er zwei Brüder niedergestochen haben soll. Der Angeklagte schweigt zu dem Vorwurf – vorerst.

Stuttgart - Verteidiger Olaf Panten spricht Klartext: „Ich glaube Ihnen keinen Ton“, sagt der Anwalt zum einem 25-Jährigen, der vor der 2. Strafkammer des Landgerichts als Opferzeuge aussagt. Der Zeuge hat bei einer Auseinandersetzung am späten Abend des 23. Januar dieses Jahres in Freiberg zwei Messerstiche in den Rücken abbekommen. Der Mann, der auf der Anklagebank sitzt, soll die Stiche gesetzt haben. Auch den Bruder des Zeugen soll der 20-Jährige mit einem Messer schwer verletzt haben. Der Grund: Ein Streit im Geldautomatenvorraum einer Bank – ohne erkennbaren Anlass.

Laut Anklage waren der Angeklagte und ein Kumpel in dem Vorraum gestanden, als der 25-Jährige Geld abheben wollte. Die Männer kennen sich nicht. Während der Geschädigte wartete, sollen sich die Männer – warum auch immer – angestarrt haben. Und das scheint bei manchen Zeitgenossen Grund genug zu sein, um gewalttätig zu werden, nach dem Motto: „Was guckst du?“ Der Zeuge sagt, man sei vor die Bank gegangen. Dort habe sich eine Schubserei und schließlich eine Schlägerei entwickelt, in deren Verlauf er zum Auto gegangen sei, um aus dem Kofferraum eine Kinderschaukel aus Holz zu holen. Damit habe er zugeschlagen. Plötzlich seien vier weitere Männer aufgetaucht und hätten mitgeprügelt.

Zeuge verwickelt sich in Widersprüche

Sein Bruder sei zu Boden gegangen, habe sich aber wieder aufrappeln können. Er sei zum Auto gelaufen und habe die Polizei alarmiert. Erst im Auto hätten beide Brüder gemerkt, dass sie Stiche erlitten haben. Der eine Bruder trug zudem ein gebrochenes Schulterblatt davon.

Der Zeuge verwickelt sich in Widersprüche. Bei der Polizei hatte er den Vorfall noch etwas anders geschildert. Und vor allem: Es gibt Bilder der Überwachungskamera. Darauf ist zu sehen, wie die zwei Brüder den Kumpel des Angeklagten noch im Vorraum der Bank mit der Schaukel schlagen. Von anderen Männer ist in dieser Situation nichts zu sehen. Daran will sich der Zeuge allerdings nicht erinnern können. Bei der Polizei hatte er zudem gesagt, sein Bruder sei von einem Angreifer in blauer Jacke mit dem Messer gestochen worden. Jetzt sagt er, man habe die Stiche erst im Auto wahrgenommen.

Verteidiger Panten kündigt eine Erklärung seines Mandanten zu den Vorwürfen des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung an. Erst will der Anwalt aber noch das zweite Opfer hören. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.