Marihuana: 34 Päckchen der Droge wollte der Angeklagte nach Stuttgart schmuggeln. Foto: dpa

Weil er 34 Kilo Marihuana geschmuggelt hat, ist ein 52-Jähriger vom Landgericht Stuttgart zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wer ist der ominöse Hintermann des Drogengeschäfts?

Stuttgart - „Es war eine stinknormale Routinekontrolle“, sagt der Zollbeamte vor der 8. Strafkammer des Landgerichts. „Und dann hatten wir so etwas wie einen Sechser im Lotto“, fährt der Zeuge fort. Denn der Peugeot 308, den die Beamten am 9. März dieses Jahres nahe Ulm unter Lupe nahmen, hatte unter dem Fahrersitz einen doppelten Boden – und darin befanden sich 34 Päckchen Marihuana zu jeweils einem Kilogramm.

Der Mann, der den Peugeot an besagtem Tag gefahren hatte, steht jetzt vor dem Landgericht und lässt seinen Verteidiger Achim Wizemann erneut ein Geständnis vortragen. Schon gleich nachdem er aufgeflogen war, hatte er bei den Zollbeamten zugegeben, von den Drogen gewusst zu haben. „Die Vorwürfe aus der Anklage sind zutreffend“, so Wizemann.

Herz-Tattoo auf dem Hals

Wenige Wochen vor der Tat sei sein 52 Jahre alter Mandant in Serbien von einem flüchtigen Bekannten angesprochen worden. Offenbar war der Angeklagte für die Hintermänner interessant, da er einen kroatischen Pass besitzt. Dieser Bekannte habe die Handynummer des 52-Jährigen an einen anderen Mann weitergeleitet – an den eigentlichen Auftraggeber des Drogenschmuggels. Dieser nahm schließlich Kontakt auf.

„Er war ungefähr 1,55 Meter groß, Mitte fünfzig, hatte eine Glatze, rote Backen und eine herzförmige Tätowierung am Hals“, so der Angeklagte über den Hintermann, der sich als „der Bote“ vorgestellt habe. Für die Kurierfahrt sollte der 52-Jährige 2000 Euro Lohn bekommen. 300 Euro gab es sofort für Benzin und Spesen.

„Ich war arbeitslos, meine Frau auch“, sagt der Mann. Mit dem Verkauf von Brennholz habe er gerade einmal 300 Euro im Monat verdient, so der zweifache Vater.

Die Fahnder stellen eine Falle

Von Serbien über Kroatien, Slowenien und Österreich ging es also nach Deutschland. Von dem doppelten Boden in dem Peugeot habe er gewusst, nicht aber, wie viel Marihuana er transportierte, so der Angeklagte. Selbst habe er nichts mit Drogen zu tun. „Höchstens ab und zu ein Schnaps“, sagt er.

Es sei vereinbart gewesen, dass er in einem Hotel in Stuttgart auf den Abholer des Stoffs warte. Das hatte der Mann schon den Zollbeamten gestanden. Also versuchten die Fahnder, eine Falle zu stellen.

Sie stellten den Wagen vor einem Hotel in Möhringen ab und ließen dem Kontaktmann über das Handy des Angeklagten eine Sms zukommen. Doch die Ermittler warteten vergebens. „Wahrscheinlich ist mein Mandant beobachtet worden“, mutmaßt Verteidiger Wizemann.

Staatsanwalt Timur Lutfullin will die Geschichte des Angeklagten, der weder in Deutschland noch in Serbien vorbestraft ist, nicht so recht glauben. Es sei unglaubhaft, dass dies die erste Drogenfahrt des Mannes gewesen sei. Schließlich seien in dem Navigationsgerät des Peugeot mehrere Stuttgarter Hotels einprogrammiert gewesen. Außerdem habe das präparierte Fahrzeug die Grenze rund 20 mal passiert – das sei dokumentiert. Der Staatsanwalt beantragt sechs Jahre Gefängnis.

34 Kilo – zu viel für eine Bewährung

Verteidiger Wizemann hält dagegen eine Bewährungsstrafe für möglich. Der 52-Jährige sei nicht vorbestraft, habe ein frühes Geständnis abgelegt und er habe versucht, Aufklärungshilfe zu leisten. Er könne nichts dafür, dass der Komplize nicht in die Falle getappt sei.

Am Ende verurteilt die 8. Strafkammer den Mann zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Es sei ihm zwar nicht nachzuweisen, dass er schon früher Kurierfahrten gemacht habe, aber 34 Kilogramm Marihuana seien für eine Bewährung viel zu viel.

„Ich habe einen großen Fehler gemacht und meiner Familie schwer geschadet. Das bereue ich, dafür möchte ich mich bei allen entschuldigen“, sagt der Angeklagte unter Tränen.