Der Angeklagte soll mit Kokain gehandelt haben. Foto: dpa

Ein 29-Jähriger soll Kokain im Tank eines Autos aus den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt und es in Leonberg verkauft haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Nur knapp zwei Stunden hat der Auftakt eines Prozesses am Landgericht Stuttgart gegen einen 29-Jährigen aus Sindelfingen gedauert, dem die Staatsanwaltschaft Geldfälschung, Handel mit und Einfuhr von Kokain aus den Niederlanden vorwirft. Anschließend wurde der Prozess unterbrochen. Die Richter der 17. Großen Strafkammer wollen sich bis zum nächsten Verhandlungstag am 12. Mai bemühen, einen Sachverständigen aufzutreiben, da der Verdacht besteht, dass der Angeklagte zur Tatzeit Ende 2023 massiv unter Drogen stand und dies Einfluss auf die Taten gehabt haben könnte. Zudem steht möglicherweise die Unterbringung des 29-Jährigen in einer Entziehungsanstalt im Raum.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Sindelfinger vor, im Dezember 2023 in Leonberg zehn Gramm Kokain gekauft und an verschiedene Abnehmer zum Preis von insgesamt 800 Euro verkauft zu haben. Wenig später ist er laut Anklage mit zwei Bekannten in die Niederlande gefahren und hat dort ein Kilogramm Kokain erworben. Dieses sei in einem Hohlraum im Tank versteckt und am 28. Dezember über die Grenze nach Deutschland gebracht worden. Anschließend hätten sich der Angeklagte und ein Bekannter das Kokain geteilt. Der 29-Jährige soll seinen Anteil von 500 Gramm an verschiedene Abnehmer verkauft und damit 20 000 Euro erlöst haben. Zudem soll er ebenfalls Ende Dezember 2023 einen falschen 500 Euro-Schein in Ditzingen weitergegeben haben.

Der Angeklagte hat Schulden von rund 35 000 Euro

Der 29-Jährige erklärte, er habe nach dem Hauptschulabschluss eine Lehre als Sonnenschutzmechatroniker abgeschlossen. Schon zu Schulzeiten habe er Cannabis und Alkohol konsumiert, einige Jahre später sei auch Kokain dazu gekommen. Er habe deswegen keinen Führerschein machen können und sei bei seinen Arbeitsstellen beruflich nicht vorangekommen. Da er wegen des Drogenkonsums auch häufige Fehlzeiten hatte, sei ihm auch einmal gekündigt worden. In den vergangenen drei Jahren habe er aber bei einem Baumarkt als Verkäufer gearbeitet.

Die Drogen habe er auch genommen, um dem Stress im familiären Umfeld zu entgehen. Sein Bruder habe psychische Probleme gehabt, bei seiner Freundin sei eine Krebserkrankung diagnostiziert worden. Er habe einen Kredit aufgenommen, um Schulden der Familie zu begleichen. Dieses Geld sei teilweise auch in Drogen geflossen. Derzeit habe er Schulden von rund 35 000 Euro.

Vier Verhandlungstage sind angesetzt

Im Vorfeld des Prozesses hatten sich Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Richter über eine möglichen Strafrahmen ausgetauscht. Im Raum steht ein Korridor von vier bis fünf Jahren. Zu Rechtsgesprächen über eine mögliche Prozessverständigung soll es aber erst kommen, wenn ein Gutachter gefunden wurde.

Der Prozess wird am 12. Mai fortgesetzt. Insgesamt sind vier weitere Verhandlungstage bis zum 27. Mai geplant.