Nach verdeckten Ermittlungen wurde das Bordell Paradise im November 2014 durchsucht. Jetzt geht der Prozess gegen die Chefs zu Ende. Foto: 7aktuell.de/Eyb

Der Chef des Bordells Paradise in Leinfelden-Echterdingen soll mehr als fünf Jahre ins Gefängnis. Das hat der Staatsanwalt gefordert.

Stuttgart - Jürgen Rudloff, 65-jähriger Chef des Bordells Paradise in Leinfelden-Echterdingen, soll für fünf Jahre und drei Monate ins Gefängnis. So lautet der Strafantrag von Oberstaatsanwalt Peter Holzwarth vor der 7. Strafkammer des Landgerichts. Rudloff und sein 52-jähriger Marketingchef seien der Beihilfe zum schweren Menschenhandel, der Beihilfe zur Zuhälterei und des schweren Betrugs schuldig, so Holzwarth. Für den Marketingmann hat Holzwarth drei Jahre und drei Monate beantragt. Rudloffs 71-jähriger Steuerberater habe Beihilfe zum Betrug geleistet und sei mit 15 Monaten auf Bewährung zu bestrafen.

Den Anträgen des Anklägers war eine Vereinbarung aller Prozessbeteiligter vorausgegangen. Im Zuge dessen hatten die Angeklagten die Vorwürfe eingeräumt. „Das Geständnis Rudloffs verdient durchaus Respekt“, so Holzwarth. Er stellte klar, Rudloff und seinem Marketingchef sei nie die Beihilfe zu den Körperverletzungen vorgeworfen worden, die einige der Prostituierten durch ihre Zuhälter aus dem Rockermilieu zu erleiden hatten. „Diese beiden Angeklagten haben jedoch den Menschenhandel und die Zuhälterei im Paradise für möglich gehalten und gebilligt“, sagte der Oberstaatsanwalt.

Gast in Talkshows

Rudloff war seit 2008, als das Paradise eröffnet wurde, durch Talkshows und Gazetten getingelt mit der Ansage, er stehe für saubere Prostitution. In seinem Etablissement gehe es den Frauen gut. Er stelle das Umfeld, die Frauen könnten frei und sicher ihrer Arbeit nachgehen. Tatsache ist, dass er sich später, als im Paradise Frauenmangel herrschte, mit den Rockergruppen eingelassen hat. Diese sorgten für die nötige Anzahl an Prostituierten – mit all den negativen Folgen für die Frauen.

Zudem soll Rudloff bei mehreren Geschäftsleuten rund 3,5 Millionen Euro eingesammelt haben, für die er gute Renditen versprach. Das meiste Geld soll er indes privat verwendet haben. Einen Teil hat er inzwischen zurückbezahlt. Im Zuge der Paradise-Ermittlungen sind bereits zahlreiche Zuhälter und Helferinnen verurteilt worden. Das Urteil soll am 27. Februar verkündet werden.