Bei der Gaisburger Brücke wurde der Torso der Frau gefunden. Foto: 7aktuell.de/Jens Pusch

Ein Mann soll die Leichenteile einer Frauenbekanntschaft im Neckar entsorgt haben. Mit dem Einkaufstrolley soll er sie transportiert haben. Nun hat der Prozess begonnen.

Stuttgart - Seit Mittwoch muss sich ein 76-jähriger Mann vor der 9. Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts wegen Totschlags verantworten. Laut Staatsanwaltschaft soll er im vergangenen September eine Frau mit stumpfer Gewalt getötet, zerstückelt und ihre Leichenteile in den Neckar geworfen haben.

Das 72-jährige Opfer soll er im Frühjahr des vergangenen Jahres kennengelernt haben. Sie soll ihn regelmäßig in seinem Haus im Esslinger Stadtteil Mettingen besucht haben. Die Erkenntnisse darüber, wie sich die mutmaßliche Tat, die sich am 26. September ereignete, genau abgespielt hat, sind bisher noch dünn.

Laut dem Staatsanwalt Thomas Hochstein besuchte die Frau den Angeklagten an dem besagten Abend in seiner Wohnung. Die beiden sollen eine Weile zusammen ferngesehen haben. Der Anklageschrift zufolge tötete der Angeklagte die Frau dann durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf. Ob es einen Anlass für die Gewalttat gegeben hat und welche das war, führt der Staatsanwalt am ersten Prozesstag nicht aus.

Der Angeklagte macht keine Angaben

Im Badezimmer soll der Angeklagte daraufhin einzelne Gliedmaßen des Opfers mit einer Säge oder einem scharfen Messer vom Torso abgetrennt haben. Schließlich, so die Anklageschrift weiter, habe er die Leichenteile einzeln über mehrere Tage verteilt in einem Einkaufstrolley Richtung Neckar transportiert und in den Fluss geworfen.

Die Anwältin des Angeklagten kündigte an, dass ihr Mandant sowohl beim Prozessauftakt als auch beim Folgetermin am 5. Juni keine Angaben machen werde, weder zur Sache noch zur Person. „Mein Mandant wird sich schweigend verteidigen“, so die Anwältin vielsagend.

Der schlanke 76-jährige sitzt seit Oktober in Untersuchungshaft. Er ist geschieden und lebt im Esslinger Stadtteil Mettingen. Zur Verhandlung erschien der Rentner in gestreiftem Hemd und dunkelblauem Pulli mit V-Ausschnitt. Er hat volles, hellbraunes Haar und wirkt jünger, als er ist. Vom Staatsanwalt war am Rande der Verhandlung zu erfahren, dass der Angeklagte die Tat durchweg bestreite. Der Mann behaupte, die Frau habe seine Wohnung am Tag der mutmaßlichen Tat lebend verlassen.

Nicht alle Leichenteile gefunden

Die Körperteile waren im vergangenen Oktober nach und nach in Stuttgart aufgetaucht: So fand man am 17. Oktober den Torso der Frau im Bereich der Gaisburger Brücke. Drei Tage später tauchte das rechte Bein an der Schleuse in Untertürkheim auf. Am 22. Oktober wurde das linke Bein am Inselkraftwerk gefunden. Am Inselkraftwerk kam eine Woche später dann auch der linke Arm der Frau zum Vorschein und damit das letzte Körperteil, das man bislang gefunden hat. Noch keine Spur hat die Polizei vom rechten Arm und vom Kopf des Opfers. Dessen Fund könnte Aufschluss über die These der Staatsanwaltschaft geben, die davon ausgeht, dass der Angeklagte sein mutmaßliches Opfer durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf umgebracht hat.

„Es spricht alles dafür, dass sich die Leichtenteile noch irgendwo im Neckar befinden“, sagte Thomas Hochstein. Wo genau, das könne man nur schwer verorten. „Wir haben Taucher losgeschickt, können aber natürlich nicht den ganzen Neckar abtauchen.“ Zwischen dem Ortsteil Mettingen und Stuttgart lägen viele Wehre und Staustufen. Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt. Er wird am 5. Juni fortgesetzt.