Der Angeklagte will den Namen seines Komplizen vor Gericht nicht nennen. Foto: dpa

Ein 20-Jähriger und sein Komplize haben vier Jugendliche überfallen, geschlagen und beraubt. Vor Gericht gesteht der Mann, nennt aber nicht den Namen seines Mittäters.

Stuttgart - Der Angeklagte, ein 20 Jahre alter, gut zwei Meter großer Schlaks, gibt unumwunden zu, was ihm der Staatsanwalt vor dem Landgericht vorwirft: schwere räuberische Erpressung, schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung. Was allerdings die Identität seines Komplizen betrifft, hüllt sich der Mann in Schweigen. „Mich interessiert es schon, wer der Andere war“, sagt Cornelie Eßlinger-Graf, Vorsitzende Richterin der 4. Jugendstrafkammer. Sie werde aber keinen Druck ausüben, so die erfahrene Juristin.

Am Abend des 19. August vorigen Jahres war der Angeklagte mit dem besagten Unbekannten unterwegs. Gegen 18.45 Uhr stiegen sie die Sünderstaffel unterhalb der Stafflenbergstraße in der Innenstadt hinab. Auf einem kleinen Plateau stieß das Duo auf fünf Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren, vier Burschen und ein Mädchen. Die Täter hätten die Opfer laut deren Aussage sofort angeherrscht: „Alles hergeben!“ Der 20-Jährige gibt zu, einen der Jugendlichen mit Schlägen ins Gesicht eingedeckt zu haben. Dann habe er ein Springmesser gezogen und es einem Geschädigten an den Hals gehalten. Der Komplize soll mit einem Elektroschocker gedroht haben.

Angeblich ein spontaner Überfall

Das Mädchen habe den Tatort verlassen, die Räuber nahmen den Jugendlichen zwei Umhängetaschen, die Handys, 30 Euro Bargeld und ein Tütchen mit Marihuana ab. Ehe die Täter die Telefone in Empfang nahmen, mussten die jungen Leute die Handys auf Werkseinstellungen zurücksetzen. „Dann kann man sie besser verkaufen“, so der Angeklagte. Der Überfall sei aber nicht geplant gewesen, das Messer habe er immer dabei, weil es auf der Straße so gefährlich sei, sagt der 20-Jährige. Von dem Elektroschocker habe er nichts gewusst.

„Ich habe Probleme damit, zu glauben, dass dies eine zufällige Tat war“, sagt die Richterin. Der vorbestrafte Angeklagte, der in einer Pflegefamilie und in etlichen Jugendhilfeeinrichtungen groß geworden ist und der seit seinem 13. Lebensjahr Drogen nimmt, bleibt jedoch bei seiner Version: alles Zufall. Auch den Namen seines Komplizen will er auf keinen Fall preisgeben. Der Prozess wird am 13. Mai fortgesetzt.