Vor dem Landgericht Stuttgart müssen sich drei Inhaber von Juweliergeschäften wegen Bandenhehlerei verantworten. Sie sollen Diebesgut in großem Stil angekauft haben. Die Angeklagten sind Brüder.
Stuttgart - Vor der 8. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart sitzen seit Donnerstag drei Brüder, die als Inhaber von Juweliergeschäften Gold, Schmuck und Uhren aus Diebstahlsserien angekauft haben sollen. Wahrscheinlich geht der Schaden in die Millionen. „Wir können mehrere Hunderttausend Euro nachweisen“, sagt Oberstaatsanwalt Michael Wahl. Die Beweislage sei gut. Das sehen die Verteidiger der drei Brüder im Alter von 28 bis 40 Jahre anders.
Eines ist klar: Der 28-jährige Hauptangeklagte, Inhaber eines Juweliergeschäfts an der Tübinger Straße, ist am Landgericht kein Unbekannter. Er war bereits Thema in einem anderen Prozess.
Im Juni dieses Jahres sind zwei Männer und eine Frau vom Landgericht verurteilt worden, die vornehmlich ältere Leute übers Ohr gehauen hatten. Das Trio hatte Anzeigen geschaltet, in denen es unter dem Namen Antik Pelz GmbH vortäuschte, in die Jahre gekommene Pelze kaufen zu wollen. Tatsächlich waren die Täter an teuren Uhren, an Schmuck und Gold interessiert. Sie nahmen das Geschmeide unter dem Vorwand mit, es für ihre Kundschaft schätzen zu lassen.
Bei der Durchsuchung taucht eine gestohlene Rolex auf
Jetzt kommen die drei Brüder ins Spiel. In deren Geschäften an der Tübinger Straße, an der Eberhard- und Marienstraße sollen die Diebe ihre Ware losgeworden sein. Im Dezember 2016 durchsuchten die Ermittler die Geschäfte sowie Wohnräume in Steinenbronn im Kreis Böblingen. Dabei soll eine Rolex-Uhr im Wert von 15 000 Euro aufgetaucht sein, die von dem bereits verurteilten Diebes-Trio stammen soll. Die drei Brüder, die zu einer Großfamilie gehören, die in ganz Baden-Württemberg Juweliergeschäfte betreibt, wurden festgenommen. Zwei der drei Männer sind bis dato in Untersuchungshaft, ein Angeklagter befindet sich auf freiem Fuß. Er soll mit der Polizei kooperiert haben.
Zwischen 2011 und 2013 sollen die Angeklagten Diebesgut gekauft und im arabischen Raum weiterverkauft haben. Um dies zu verschleiern, sollen Ankaufbelege fingiert worden sein. Der Oberstaatsanwalt listet mehr als 350 Einzeltaten auf. Er wirft den Männern aus dem Raum Stuttgart Bandenhehlerei und Urkundenfälschung vor.
Affinität zur Selbstdarstellung
Vor allem der 28-jährige Hauptangeklagte hat nicht im Stillen gewirkt. Offenbar hat der Mann einen ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit. So stieß er 2015 zum Sponsorenkreis des Handball-Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart. Der Schmuckhändler legte eine limitierte Serie von exklusiven Uhren mit Vereinslogo auf und ließ sich auf der Internetseite des Vereins feiern. Dort ist zu lesen, der damals 26-Jährige sei bereits Inhaber von fünf Juweliergeschäften. Und er habe einst in der 1. Ringer-Bundesliga für den TSV Musberg gekämpft. Der Juwelier und der Handball-Bundesligist würden perfekt zusammenpassen, ist zu lesen. Das dürften die Verantwortlichen des TVB Stuttgart inzwischen etwas anders sehen.
Im Zuschauerraum des Verhandlungssaals sitzen beim Prozessauftakt etliche Mitglieder der irakischstämmigen Großfamilie – und Ringerweltmeister Frank Stäbler. Er soll mit dem 28-jährigen Angeklagten zur Schule gegangen sein. Der Prozess wird am 7. November fortgesetzt. Falls es zu keiner Absprache kommt, könnte es ein Mammutprozess werden.