Ein Schwung Klaviere und Flügel muss für den Wettbewerb noch dazugemietet werden. Foto: 62699051

Mitte März ist die Musikschule Bietigheim-Bissingen Ausrichterin des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“. An die 2000 junge Musiker und 120 Juroren reisen dafür an.

Bietigheim-Bissingen - Oh Gott, wie kriegen wir das nur hin?“ Manchmal, wenn er an die „gewissen Tage“ Mitte März denkt, durchzuckt die Frage Reimund Schiffer noch unvermittelt. „Aber eigentlich bin ich mittlerweile ganz geerdet“, sagt der Leiter der Musikschule Bietigheim-Bissingen. „Wir sind gut im Zeitplan. Und wir fühlen uns ja auch ein bisschen geehrt, dass wir den Zuschlag bekommen haben. “

Zwischen 15. und 18. März richtet die Musikschule den Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ aus. 1880 junge Musiker werden dann in die Stadt und ihre Nachbarkommunen einschwärmen. Die Jugendlichen haben bei den Regionalwettbewerben reüssiert und wollen es nun ins Bundesfinale schaffen. Beurteilt werden die Schüler von rund 120 Juroren.

Die Stadt Bietigheim-Bissingen, die zu den rund 150 000 Euro Wettbewerbskosten 60 000 Euro beisteuert, hat eigens ein Begleitprogramm aufgelegt, angefangen von Stadt-, Windrad-, Museums- oder Skulpturenführungen bis hin zu Besuchen bei Instrumentenbauern oder einem Straßenmusik-Nachmittag. Die Musikschule arbeitet für das Ereignis mit Stadtmarketing, Kulturamt und anderen Institutionen Hand in Hand. „Viele Städte haben mittlerweile das Potenzial entdeckt, das diese Veranstaltung birgt, und integrieren sie in den musisch-kulturellen Bereich ihres Stadtmarketings“, berichtet Harald Maier, der Generalsekretär des in Karlsruhe ansässigen, für den Wettbewerb verantwortlichenLandesmusikrats Baden-Württemberg.

Gerade die Mittelzentren seien es, die man als Austragungsorte schätze, erklärt Maier. „In einer Stadt wie Stuttgart, in der so unglaublich viel los ist, kommt so ein Landeswettbewerb in der öffentlichen Wahrnehmung quasi nicht vor“, so seine Erfahrung. Das sei bedauerlich, denn die jungen Musiker leisteten Erstaunliches, „und jeder weiß, dass es unendlich viel leichter ist, mit dem Handy auf der Couch abzuhängen, als sich auf einen Musikwettbewerb vorzubereiten“. Höre man die herausragendsten Talente an ihren Instrumenten, sei das ein wahrer Traum: „Die spielen auf einem Niveau, das ist so schön, dass es einem die Tränen in die Augen treibt.“

Die Wettbewerbe finden in Schlössern, Gemeindesälen, Mensen oder Trauzimmern statt

Um den Wettbewerbsteilnehmern für ihre Vorspiele die bestmöglichen Bedingungen bieten zu können, setzt die Musikschule Bietigheim-Bissingen alle Hebel in Bewegung. Die Vorbereitungen, erzählt Reimund Schiffer, laufen seit rund zwei Jahren und gehen jetzt in die finale Phase.

Die größte Herausforderung war es, für die musizierenden Massen geeignete Spielorte zu finden. „Zwei Tage lang sind wir herumgefahren und haben mögliche Wertungs-, Einspiel- und Juryräume besichtigt“, berichtet Schiffer. In der benötigten Menge kann sie Bietigheim-Bissingen allein nicht bieten. Fündig wurden die Organisatoren auch in Freudental, Löchgau, Ingersheim, Sachsenheim und Tamm, den Partnerkommunen der Musikschule. Musiziert wird nun in Schlössern, Bürgerzentren, Kirchen, Mensen, Schulen oder Trauzimmern. „Überall, wo wir angefragt haben, haben wir offene Türen eingerannt“, freut sich Schiffer. Auch rund 300 freiwillige Helfer, die einen reibungslosen Ablauf garantieren sollen, hat die Musikschule mittlerweile beisammen.

300 Ehrenamtliche helfen, damit der Mammutwettbewerb gut über die Bühne geht

Zu tun gibt an den knapp 20 Vorspielorten jede Menge: Teilnehmer empfangen, umsorgen und lotsen, Einspielräume zuteilen, die Jury verpflegen und vieles mehr. All das muss im streng getakteten Zeitrahmen über die Bühne gehen, damit jeder Wertungsspieltermin eingehalten werden kann. Einen Schwung zusätzlicher Klaviere und Flügel anzumieten und jeden einzelnen nochmals vom Klavierstimmer überprüfen zu lassen – auch solche Notwendigkeiten gehören zur Vorbereitung. Die Instrumente werden nicht nur als Solo-, sondern auch als Begleitinstrumente benötigt.

Für Reimund Schiffer, der sich freut, dass es auch aus seiner Musikschule 24 Jugendliche in den Landesentscheid geschafft haben, ist klar: Sein Team wird nicht nur geregelte Abläufe gewährleisten. „Wir wollen Atmosphäre schaffen. Die Teilnehmer sollen sich willkommen fühlen.“ Also wird zum Beispiel der Orchestersaal im Bietigheimer Schloss für die Dauer des Wettbewerbs zum Musikschul-Café umfunktioniert. Dem Landesmusikrat-Generalsekretär Harald Maier nötigt der Einsatz Respekt ab: „Für die Ausrichter“, sagt er, „ist das eine Wahnsinnsaufgabe, die sie neben ihrem normalen Job her erledigen. Da kann ich nur sagen: Hut ab.“