Das achtjährige Gymnasium gerät auch in der CDU unter Druck: Der Chef der Parteijugend fordert eine Kurskorrektur. Auf einer Landeskonferenz will der Nachwuchs dazu Vorschläge machen.
Das achtjährige Gymnasium gerät auch in der CDU unter Druck: Der Chef der Parteijugend fordert eine Kurskorrektur. Auf einer Landeskonferenz will der Nachwuchs dazu Vorschläge machen.
Mannheim - Der Landesvorsitzende der Jungen Union, Nikolas Löbel, hat sich für eine flächendeckende Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G 9) ausgesprochen. „Eltern sollten zumindest die freie Wahl zwischen G 8 und G 9 haben, wir müssen uns bei diesem Thema neu aufstellen“, sagte der Chef von mehr als 11 000 Mitgliedern der CDU-Nachwuchsorganisation.
Die Junge Union (JU) wolle mit der Diskussion der Mutterpartei, in deren Regierungszeit G 8 eingeführt wurde, einen Denkanstoß geben, sagte Löbel den Stuttgarter Nachrichten. Wie sich die 230 JU-Delegierten an diesem Wochenende auf ihrer Landeskonferenz in Backnang letztlich positionieren, ist allerdings noch offen: „Wir haben Anträge in alle Richtungen, es gibt noch kein einheitliches Meinungsbild.“
Im Leitantrag heißt es dazu, das Turbo-Abitur sei „nur in Teilen erfolgreich“ geglückt. Die Junge Union könne sich deshalb vorstellen, G 8 wieder rückgängig zu machen. Dies vor allem dann, wenn Kinder bereits ein Jahr früher als bisher eingeschult werden. Bereits mit fünf Jahren sollten Kinder eine Art Vorschule („Kinderschule“) besuchen, die der Grundschule angegliedert ist, meint die JU. Dies komme dem kindlichen Forscherdrang entgegen, so der 27-jährige Mannheimer.
Löbel rechnet damit, dass auch in Baden-Württemberg der Druck zunehmen wird, G 8 abzuschaffen, falls das im Juli in Bayern stattfindende Volksbegehren erfolgreich verläuft: „Auch wir müssen ein Zeichen setzen und den Eltern sagen: Wir haben verstanden.“ Die CDU dürfe nicht an den alten Positionen festhalten, sondern müsse sich weiter entwickeln.
Etwa ein Drittel der 11 125 JU-Mitglieder im Land ist auch Mitglied der CDU. Traditionell rekrutiert die Partei ihr Führungspersonal aus der Nachwuchsorganisation. So war etwa Ministerpräsident Günther Oettinger mehrere Jahre JU-Landesvorsitzender. Löbel steht dem Verband seit 2011 vor. 2012 schaffte er seine Wiederwahl nur knapp, weil es erheblichen Unmut gegen seinen Führungsstil gab, der von vielen als wenig teamorientiert kritisiert wurde.
„Ich habe aus meinen Fehlern gelernt“, sagt der studierte Jurist jetzt. Es gebe wieder eine große Geschlossenheit im Verband. Bis gestern hatte sich jedenfalls kein Gegenkandidat gemeldet – auch Maria-Lena Weiß nicht, die ihm 2012 nur knapp unterlegen war. Mit einer Personaldiskussion ist in Backnang also nicht zu rechnen.
Dafür wollen die Jungunionisten – Mitglied ist man von 14 bis 35 Jahren – inhaltliche Pflöcke einschlagen. So sprechen sie sich im Leitantrag dafür aus, dass 17-Jährige mit bestandener Führerscheinprüfung künftig auch ohne Begleitung Erwachsener Auto fahren dürfen. Das begleitete Fahren soll bereits 16-Jährigen gestattet sein.
„Wenn 16-Jährige bei der Kommunalwahl wählen dürfen, sollte man 17-Jährige allein Auto fahren lassen“, so Löbel. Das von der JU befürwortete begleitete Fahren mit 17 habe sich als voller Erfolg erwiesen, denn ihr Unfallrisiko sei im Vergleich zu anderen Fahranfängern deutlich geringer.
Allerdings rechnet er auch bei diesem Thema mit langen Diskussionen in Backnang. Sicher sei nur, dass Mobilität eines der ganz großen Themen für junge Menschen sei. Diese litten vor allem im ländlichen Raum unter dem Mangel an Nahverkehrsverbindungen.
Löbel warnte die CDU im Land davor, die Personaldiskussion um den Spitzenkandidaten zu früh zu führen. Die Partei stehe gut da, jetzt gelte es zunächst, die Europa- und Kommunalwahlen zu bestehen.