Viele Musikvereine seien in ihrer Existenz gefährdet, erklärt der Landesmusikerverband (Symbolbild). Foto: imago stock&people/imago stock&people

Die Kassen sind leer, Mitglieder wenden sich ab und immer schwerer wird es für Vereine, neue Anhänger zu überzeugen. Der Landesmusikerverband will nun die Werbetrommel rühren, um neue Mitglieder zu überzeugen.

Es wird weniger gesungen, weniger getrommelt und weniger über die Saiten gestrichen. Die baden-württembergischen Chöre und Orchester leiden nach der Corona-Zwangspause und wegen der Konkurrenz durch andere Vereine oder die sozialen Medien unter Mitgliederschwund. Deshalb wollen sie in den kommenden Monaten mit einer größer angelegten Imagekampagne neue Anhänger gewinnen und für das gemeinsame Musizieren werben.

Die Kampagne mit dem Titel „Vereint.Musik.Machen.“, die vom Kunstministerium gefördert wird, soll vor allem eine junge Zielgruppe auf sozialen Medien und mit Videos ansprechen, wie der Verband am Mittwoch in Stuttgart mitteilte.

„Uns alle hat Corona zunächst überrascht und dann getroffen“, sagte Verbandspräsident Christoph Palm. „Je weiter die Pandemie fortgeschritten ist, umso mehr haben wir gespürt, dass es bei den Ehren- und Hauptamtlichen zu Überforderungstendenzen und Ermüdungserscheinungen kam“, erinnert er sich. Zwar sei die Struktur im Land noch gut. Dennoch geht Palm davon aus, dass nach der Corona-Pause zwischen fünf und zehn Prozent der Vereine in ihrer Existenz gefährdet sind oder zumindest vorübergehend den Betrieb eingestellt haben. Deutlich geworden sei auch, dass die Vereine bei der Musikvermittlung im Digitalen zulegen müssten.

Auch die Politik äußert sich

Auch Kunststaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) sieht Bedarf für die neue Kampagne: „Es wird in kaum einem Bereich so wichtig sein, nicht nur das Publikum zurückzugewinnen, sondern auch die Menschen, die die Vereinskultur ausmachen“, sagte sie. In der Amateurmusik seien öffentliche Auftritte und musikalische Proben fast zwei Jahre lang nur schwer möglich gewesen. Viele Vereine bestritten aber ihre Einnahmen durch Konzerte und Feste. „Und viele, die sich ehrenamtlich einbringen in der Musik, haben sich das Musizieren und das Musizieren miteinander auch ein bisschen abgewöhnt über die Zeit“, sagte Olschowski. „Sie haben sich zu Hause oder in anderen kleinen Kreisen eingerichtet. Und es geht jetzt darum, diese Gewohnheit, die die Pandemie gestärkt hat, wieder zu unterbrechen.“

Der Musikverband hatte bereits im vergangenen Dezember einen ersten Hilferuf abgesetzt: „Die Kassen der Amateurmusikvereine sind nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie nahezu leer, da ihnen ihre Haupteinnahmequellen wie Konzerte und Veranstaltungen weggebrochen sind“, hatten die Musiker erklärt. Es habe nicht nur die musikalische Qualität unter der Zwangspause stark gelitten, sondern auch die Gemeinschaft im Verein. „Viele soziale Bindungen haben sich durch das Social Distancing gelockert oder gar aufgelöst und müssen wieder aufgebaut werden.“ Hilfreich seien gemeinsame Aktivitäten wie Probeaufenthalte, die allerdings teuer seien für die Vereine.

Verband vertritt rund eine Millionen Mitglieder

Unter dem Dach des Landesmusikverbands Baden-Württemberg (LMV) haben sich nach dessen Angaben drei Chor- und sieben Orchesterverbände zu einem gemeinsamen Dachverband zusammengeschlossen. Sie vertreten über 12 000 Ensembles von Gesang- und Musikvereinen mit insgesamt rund einer Million Mitgliedern.