Der Andrang zur Schwaben-Ausstellung ist groß gewesen – wie die Warteschlangen vor dem Einlass zeigen. Foto: Landesmuseum/Franziska Schneider

Am Sonntag, 23. April, endet die von mehr als 125 000 Gästen besuchte Schwabenausstellung im Alten Schloss in Stuttgart. Teile davon kann man sogar mit nach Hause nehmen.

Stuttgart - Selbst ein Mann, der sich von Berufs wegen täglich mit den Schwaben im Allgemeinen und mit Pferdle & Äffle im Besonderen befasst, hat seine Wow!- Momente in der Großen Landesausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“ gehabt – wie der Autor Heiko Volz, der sich die neuen Geschichten der schwäbischen Zeichentrickstars ausdenkt. Volz war mehrfach im Alten Schloss, um hinter alle Geheimnisse seiner geliebten Schwaben zu kommen.

Natürlich war dem 55-Jährigen schon vorher klar, dass die Schwaben Erfinder und Tüftler sind. Doch nicht von allen Patenten, die hier zu sehen sind, hat der Äffles-Synchronsprecher gewusst. „An seinem Einfallsreichtum hat der angeblich geizige Schwaben nicht gespart“, sagt Volz. Eine von vielen Erkenntnissen, die den Stolz auf den zu Unrecht belächelten Landstrich im Südwesten rechtfertigt.

Zu den „Zaren“ kamen noch mehr Besucher

Äffle & Pferdle hängen noch bis diesen Sonntag mit anderen Schwabenhelden im Landesmuseums – dann endet die Sonderausstellung nach einem halben Jahr. Die Gefahr, dass die Vorzeige-Viecher anschließend im Keller des Alten Schlosses verstauben, besteht nicht. Geschäftstüchtig und einfallsreich, wie Schwaben sind, werden die Pappkameraden samt Vorhängen, Schildern, Landkarten und anderem Inventar Schwabenfans verkauft – für Preise zwischen 20 und 700 Euro. Der Erlös fließt in eine Familienausstellung, die sich von 1. Oktober bis 8. April 2018 den Rittern widmet. Titel: „Die Ritter. Leben auf der Burg“

Derweil zieht das Landesmuseum Württemberg schon mal eine Bilanz: Bis zum gestrigen Donnerstag haben demnach 125 400 Gäste die Schwaben-Ausstellung besucht. Damit rangiert die von dem Kunsthistoriker Olaf Siart und dem Kulturwissenschaftler Frank Lang kuratierte Schau im Vergleich mit anderen Ausstellungen des Landesmuseums nach Zahlen betrachtet im oberen Drittel. Übertroffen wurde sie von der Zaren-Ausstellung „Im Glanz der Zaren“ (2013/14), als 140 000 Besucher kamen. Die Ausstellung „Ein Traum von Rom“ (2014/15) fand mit 90 000 Besuchern etwas weniger Zuspruch.

Viel Lob im Gästebuch

Die Direktorin des Landesmuseums Württemberg, Cornelia Ewigleben, zieht eine positive Bilanz: „Ich bin extrem glücklich! Meine Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen.“ Auffällig sei die „hohe Identifikation der Besucher mit der Ausstellung. Die Menschen haben sich angesprochen gefühlt“, sagt Ewigleben. Das drückt sich auch in Zeit aus: „Die Verweildauer betrug teils zweieinhalb Stunden, deutlich länger als üblich“, erklärt die Museumsdirektorin. In der Konsequenz führte dies an manchen Tagen zu Wartezeiten am Einlass, denn die 1100 Quadratmeter Ausstellung bietet für maximal 250 Besucher gleichzeitig Platz. So wollen es die Vorschriften.

Ein weiteres Indiz für die Akzeptanz der Schwaben-Schau: „Die Besucher haben die Mitmachmöglichkeiten ausgiebig genutzt“, berichtet Ewigleben. Beispielsweise das Sprachlabor.

Auch dem Gästebuch ist eine hohe Besucherzufriedenheit zu entnehmen. Ein Gast schrieb: „Differenziert, selbstkritisch, viel ,Lachen über sich selbst‘ – ein gelungener Versuch, ein Phänomen zu erklären, das man nicht erklären kann.“ Ein anderer formulierte: „Wer des verpassd, dem fehlt ebbes – nur woiß’r ’s net omol!“ Lob gab’s auch von Reingeschmeckten: „Tolle Ausstellung – auch für eine Südbadenerin!“ Insgesamt viel Lob und wenig Tadel.

Längere Öffnungszeiten zum Finale

Mit mehr als 125 000 Besuchern geht die Rechnung des Landesmuseums für die rund zwei Millionen Euro teure Ausstellung wirtschaftlich einigermaßen auf – auch wenn die schwarze Null „nicht ganz erreicht wird“, wie Ewigleben sagt. Ausstellungen mit mehr als 100 000 Besuchern seien jedoch „ein riesiger Erfolg“. Hoch erfreut ist man im Landesmuseum auch über das Echo auf die Mitmachausstellung „7 SuperSchwaben“ im Kindermuseum, die bisher mehr als 34 000 junge Besucher zählte. Sie ist noch bis zum 30. Juli zu sehen.

Die große Schwaben-Ausstellung nebenan ist dagegen bald Geschichte. Am Freitag, Samstag und Sonntag werden die Öffnungszeiten bis 19 Uhr verlängert, danach ist Schluss. Es bleiben die Eindrücke – und die Souvenirs. Wer Äffle & Pferdle mit nach Hause nehmen will, sollte viel Platz haben. Der Textilvorhang, auf dem das lustige Gespann mit der Schauspielerin Natalie Wörner, dem Kabarettisten Christoph Sonntag sowie den Straßenkehrern Walter Schultheiß und Werner Veidt zu sehen sind, ist fast neun Meter breit und drei Meter hoch. Der Preis: 150 Euro. Ebenso viel kostet der „Spätzles-Regen“, eine Installation. Jürgen Klinsmann als 1,12 Meter große Alu-Figur ist schon für 80 Euro zu haben.

„Der Verkauf unseres Inventars richtet sich nicht nur an Privatpersonen, sondern auch an Firmen“, sagt Mirjam Müller von der Marketingabteilung des Museums. Firmen mit großen Foyers könnten also zuschlagen. Im Internet sind unter www.landesmusem-stuttgart.de alle Verkaufsangebote zu sehen. Dabei gilt die Regel: Wer zuerst kommt, mahlt zu erst. Wer etwas kauft, muss die erworbenen Teile am 8. Mai abholen. Die Verkaufsaktion läuft im Landesmseum unter dem Stichwort „Schwaben-Sale“. Vielleicht nicht gerade ein passender Begriff für eine Schau, die mit Erfolg das heimische Selbstbewusstsein gestärkt hat. Heiko Volz, der Autor von Äffle & Pferdle, weiß ein besseres Wort für den Ausverkauf: „Schwobaschnäpple“.