Erster Ballkontakt, erster Treffer – selten hat ein Joker so schnell gestochen wie Tamer Fara (rechts) in Blaustein. Foto: Tom Bloch

Der TSV Weilimdorf holt sich in Blaustein ein Stück des verloren gegangenen Selbstvertrauens zurück.

Weilimdorf - Falls es etwas gab, was in den ersten 45 Minuten der Fußball-Landesligapartie zwischen Gastgeber TSV Blaustein und dem TSV Weilimdorf der besonderen Hervorhebung bedarf, dann ist es das: So sieht es also aus, wenn zwei Mannschaften mit arg angeknackstem Selbstvertrauen aufeinandertreffen. Da wären zunächst die Blausteiner, die vor Wochenfrist in Oberensingen mit 0:5 unter die Räder kamen; und da wären die Nord-Stuttgarter, die sich zeitgleich gegen einen erschreckend schwachen FV Sontheim gerade noch zu einem 2:2-Remis gemüht hatten. Dementsprechend übten sich beide darin, wieder zu etwas Stabilität zu finden – was zumindest den 94 Minuten lang hart ackernden Nord-Stuttgartern glückte, die als Lohn für ihren Fleiß noch das Resultat zweier Geistesblitze einfahren durften.

Dazu ist allerdings noch eine Sache wichtig: Blausteins Coach Rafael da Silva Malheiro hatte gleich fünf Spieler aus der in der Vorwoche angetretenen Startformation auf die Bank verbannt. Bei den Weilimdorfern waren es nur drei, wovon der Einsatz Ciro Palmieris der Sperre von Innenverteidiger Florian Sprenger geschuldet war. Außerdem mussten Tamer Fara und Maximilian Wojcik zunächst draußen bleiben, was ihrem Auftritt gegen Sontheim geschuldet war. Und just diese beiden sollten im Verlauf der Begegnung für die bereits erwähnten Geistesblitze verantwortlich zeichnen.

Doch der Reihe nach, auch wenn die ersten 45 Minuten getrost mit „nahezu ereignislos“ beschrieben werden können. Im Bemühen, bloß keine Fehler zu machen, lieferten sich Blausteiner und Weilimdorfer ein ziemlich verkrampftes Mittelfeldgeplänkel, dessen einziger Höhepunkt in einer Halbchance des Blausteiner Flügelspielers Christopher Schneider bestand, der den Ball in der 41. Minute nach Vorlage von Tobias Both aus kurzer Distanz über die Latte des Weilimdorfer Tores hebelte.

Hälfte zwei sollte da schon schwungvoller beginnen. Denn in der 47. Spielminute lag das Spielgerät im Tor der Gäste. Oliver Schlotter war nach einem weiten Zuspiel seinen Bewachern enteilt und hatte den Ball schon an Weilimdorfs Keeper Dominik Ferdek vorbeigelegt. Sebastian Hinkl drückte das Leder vollends über die die Linie. Was aber ein Fehler war – Hinkl hatte im Abseits gestanden, der Treffer wurde von Schiedsrichter Ingo Grieser nicht anerkannt. Doch so langsam nahm auch die Offensivabteilung der Nord-Stuttgarter etwas an Fahrt auf. Zwei Freistöße von Tobias Weis sorgten für erste Torgefahr, vor allem der erste Versuch. Da fand der Ex-Profi Carmine Pescione, dessen Kopfball Blausteins Schlussmann Timo Stoiber mit einem Klasse-Reflex entschärfte.

„Ihr müsst auch mal aufs Tor schießen“, rief Manfred Porubek, Sportlicher Leiter der Nord-Stuttgarter, seinen Kickern zu. Gehört und als erster umgesetzt hat das Tamer Fara. In der 65. Minute eingewechselt war sein erster Ballkontakt ein sehenswerter Schlenzer aus 22 Metern Torentfernung – und der landete zum 1:0 für die Gäste im Netz. Das weckte neue Kräfte, allerdings bei beiden Kontrahenten. Seitens der Platzherren verfehlte ein Kopfball von Michael Passer nur knapp sein Ziel, während der Schuss des Weilimdorfers Iheb Ben-Abdallah schon etwas deutlicher daneben ging. Aber der Aufschwung fiel letztlich bei den Nord-Stuttgartern größer aus, denn bald darauf erwies sich auch Joker Nummer zwei als Trumpf: In der 83. Minute startete der ebenfalls eingewechselte Maximilian Wojcik zu einem Alleingang, den er mit dem 2:0 abschloss. Dass die nun eher resigniert wirkenden Gastgeber in der letzten Minute der Nachspielzeit noch das 1:2 durch Benjamin Passer erzielen durften, lag an einem kollektiven Tiefschlaf der Gäste – allerdings auch der einzige größere Aussetzer, den sie sich leisteten.

Und so durfte Porubek am Ende noch ein bisschen loben: „Es war ein gutes Spiel von uns, auch wenn wir keine 1000 Torchancen hatten.“