Das Thema „Rücktritt“ ist vom Tisch, wie Klaus Fischer sagt. Doch will der Trainer des SV Bonlanden von seiner Mannschaft nun eine andere Leistung sehen als zuletzt. Foto: Yavuz Dural

Die Vorschau zum elften Spieltag mit Fokus auf die Filderteams, von denen der SV Bonlanden in Weilheim die spannendste Aufgabe hat. Ursprünglich war die Begegnung als Spitzenspiel erwartet, nun ist sie ein Krisengipfel.

Filder - Für den überwiegenden Teil der Experten gilt schon einmal: setzen, Sechs! Wie hatte deren Prognose doch gleich gelautet? TSV Weilheim gegen SV Bonlanden: das werde das große Duell, nämlich jenes um den Meistertitel in dieser Landesliga-Saison. Nun, an diesem Freitagabend, birgt das direkte Aufeinandertreffen zwar in der Tat reichlich Brisanz – allerdings nicht im Kampf um den Aufstieg, sondern allein ob der Frage, welcher von zwei taumelnden Favoriten einen weiteren Absturz verhindern kann. Die Realität lautet: Krisengipfel statt Spitzenspiel. Es handelt sich freilich auch so um die herausragende Begegnung des elften Spieltags, an dem die beiden anderen Filderteams, Calcio und der TV Echterdingen, gegen zwei gänzlich konträr aufgestellte Aufsteiger auf Punktejagd gehen.

TSV Weilheim – SV Bonlanden

Gewiss, der Gegner war nur ein Bezirksligist. Aber vielleicht handelte es sich ja um eine psychologische Aufbaumaßnahme zur rechten Zeit. Im kurzfristig anberaumten Testspiel am Dienstagabend beim TSV Neckartailfingen hat sich die Mannschaft des SV Bonlanden einiges von jenem Frust von der Seele geballert, der sich in den vergangenen Wochen angestaut hatte. Der Endstand: ein 7:1. Die Torschützen: zweimal Maximilian Schwarz, zweimal Julian Schwarz, Nico Presthofer, Markus Großhans und Steffen Schmidt.

Rücktritt „kein Thema mehr“

„Das Erfolgserlebnis war wichtig. Es waren viele gute Dinge dabei“, sagt der Trainer Klaus Fischer, der nun auf ein Mitnehmen des Schwungs in die Punkterunde spekuliert. Weilheim, so die große Hoffnung, soll für eine Zäsur stehen. Der Tag x, an dem sich diese Runde für die Filderstädter in zwei Abschnitte teilt – jenen bislang so verkorksten der bisherigen zehn Spieltage, während welcher der vermeintliche Aufstiegsfavorit an den Rand der Abstiegszone getrudelt ist, und einen neuen, bitte ganz anderen mit einem wieder „richtigen“ SV Bonlanden. Nach den zuletzt gänzlich enttäuschenden Vorstellungen in Blaustein (1:4) und gegen Waldstetten (1:2) geht es einerseits natürlich ganz profan um Punkte, die Fischer mit den Seinen mittlerweile braucht, um den Karren nicht vollends zu verfahren. Noch wichtiger aber ist dem Coach die Leistung. „Wenn die diesmal wieder stimmt, hätte ich auch kein Problem damit, bei einem Gegner wie Weilheim zu verlieren“, sagt Fischer, der sich im ersten Frust vor Wochenfrist wie berichtet sogar mit Rücktrittsgedanken trug. Dieses Thema immerhin, stellt er klar, „ist vom Tisch“. Ein nun, je nach sportlichem Verlauf, wöchentlich neuerliches persönliches Wanken und Schwanken schließt er aus. Zumal: die Abteilungsleitung stärkt ihm vorbehaltlos den Rücken.

Fischers Vorhaben: weniger Kompromisse

Wo der Trainer einen Hebel ansetzen will, ist die Gangart. Diese soll fortan verheißen: weniger Zugeständnisse, mehr klare eigene Linie. „Vielleicht bin ich im Umgang mit den Spielern bisher zu viele Kompromisse eingegangen“, sagt Fischer. Freilich: was die Aufstellung betrifft, sind die Möglichkeiten des Zeichensetzens begrenzt. Eine umgestülpte Formation wird es allein schon mangels Alternativen nicht geben. In Neckartailfingen bestand die einzige größere Änderung darin, dass der Rückkehrer Benjamin Taubald zusammen mit Ronald Ried die Innenverteidigung bildete und Wlasios Kotaidis sich stattdessen auf der Sechserposition versuchte. Doch gingen Taubald nach seiner mehrmonatigen Fußballpause, wie Fischer beobachtete, „in der Endphase die Körner aus“. Zwei andere, Felix Böse (nun grippaler Infekt) und Marcel Stannull (Bauchmuskelzerrung), fehlen wohl nach wie vor.

Das Ermutigende: auch der Gegner schleppt einen Berg Sorgen mit. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Spielen droht auch der amtierende Vizemeister mit seinen Ex-Bonlandener Kickern André Kriks und Felix Hummel frühzeitig die vorderen Tabellenplätze aus den Augen zu verlieren. Schwer trifft die Teckstädter der erneute Wadenbeinbruch des Spielgestalters und Torjägers Michele Latte.

TSV Weilheim gegen SV Bonlanden – zuletzt, beim 1:2 im Mai, war es noch das Duell des Zweiten mit dem Dritten. So viel zur Ehrenrettung der Experten. Heute trifft der Sechste auf den Elften. Allein das sagt einiges aus.

SV Ebnat – Calcio Leinfelden-Echterdingen

Fünf Spiele, fünf Niederlagen. Das ist die Heimbilanz des Aufsteigers SV Ebnat in dieser Saison. Fünf Spiele, fünf Siege. So lautet die Ausbeute des Aufstiegsanwärters Calcio im selben Zeitraum auf gegnerischen Plätzen. Allein diese Statistik zeigt, wie die Rollen an diesem Samstag verteilt sind: Keine Frage, die Echterdinger fahren als turmhoher Favorit in den Aalener Stadtbezirk. Nach den zuletzt überzeugenden Auftritten in Weilheim (2:0) und gegen Köngen (3:1) soll nun der dritte Erfolg in Serie her, um dem Spitzentrio der Tabelle auf den Fersen zu bleiben.

Übermut wäre freilich fehl am Platz, haben sich die Gastgeber zuletzt doch etwas stabilisiert, nachdem sie sich zuvor just mit ihrem jetzigen Kontrahenten von den Fildern eine Art alternatives Fernduell geliefert hatten. Dessen Thema: wer produziert die dickeren Schlagzeilen abseits des Rasens? Wer wartet mit den größeren internen Turbulenzen auf? Mit etwas Abstand lässt sich sagen: zumindest diesen „Wettstreit“ hat der Liganeuling von der Ostalb klar gewonnen. Notiert sind für ihn nach gerade einmal einem Drittel der Saison: der Ausstieg des Geldgebers (Berthold Weber), die Demission des Torjägers (Gioacchino Colletti) und der Rauswurf des erst zum Saisonbeginn eingestiegenen Trainers (Sven Trouerbach).

Ein Ex-Profi als neuer Trainer

Als Nachfolger versucht sich an der Seitenlinie seit drei Wochen der frühere Aalener Profi Branko Okic. Unter seiner Ägide unterlagen die Ebnater zuletzt dem Spitzenreiter Ebersbach nur knapp mit 0:1. Definitiv nicht zu ersetzen ist allerdings der erwähnte Colletti. Der 30-Jährige ballerte die Mannschaft in der vergangenen Saison mit rekordverdächtigen 42 Toren fast im Alleingang zum Meistertitel in der Bezirksliga Kocher/Rems.

Demgegenüber hat der Calcio-Coach Cataldo Diletto die breite Auswahl. Denis Berger kehrt nach zweiwöchiger Krankheitspause ins Aufgebot zurück. Und auch Shkemb Miftari und Diamant Avdiu befinden sich wieder im Training. Stand gestern sind somit alle Mann an Bord – den suspendierten und unlängst mit lauten Nebengeräuschen geschiedenen Nektarios Malamidis natürlich ausgenommen. Letzterer hat inzwischen einen neuen Verein gefunden. Er steigt wie sein Ex-Calcio-Teamkollege Feriz Meha beim Bezirksligisten SV Ümmet Stuttgart ein. Einsatzberechtigt ist Malamidis dort aber erst von Januar an.

TV Echterdingen – TSG Hofherrnweiler

Zwei Schritte vorwärts, zwei Schritte rückwärts. Eine Treppenstufe nach oben, eine dann sogleich wieder nach unten. Misst man das erste Drittel dieser Saison allein an Ergebnissen, so ist es für den TV Echterdingen bisher ein stetes Auf und Ab. Umso größer ist nach dem jüngsten Auswärtssieg in Stammheim der Wunsch nach Konstanz. „Uns ist bewusst, dass es eine gewisse Serie braucht, wenn wir an die Vorderen der Tabelle herankommen wollen“, sagt der Trainer Aleksandar Kalic. Daraus formuliert sich der Auftrag für die Partie am Sonntag gegen den nächsten Aufsteiger, die TSG Hofherrnweiler. Er lautet: nun bitte nachlegen. Freilich, das weiß auch Kalic: der aktuelle Gegner entstammt einer anderen Preisklasse als der vorige.

Gegner mit starker Auswärtsserie

Nicht von ungefähr wurden die Kicker aus dem Aalener Teilort schon vor Saisonbeginn als stärkster der fünf Aufsteiger gehandelt. Vorschusslorbeeren, die die Mannschaft inzwischen bestätigt hat. Sie belegt, nicht zuletzt dank einer Sommerpausen-Offensive auf dem Transfermarkt, den fünften Tabellenplatz – und kommt mit einer eindrucksvollen Auswärtsserie in die Goldäcker. Von rundenübergreifend 14 Punktspielen auf gegnerischen Plätzen innerhalb der vergangenen 365 Tage hat der jetzige Gast elf gewonnen und nur eines verloren (2:3 in Bad Boll). Unter den Neuzugängen ragen die Ex-Aalener Philipp Leister und Niklas Groiß heraus. Letzterer, gerade mal 19 Jahre alt, ist mit acht Treffern Dritter der Torschützenliste.

Hieber bleibt im Tor

Kalic erwartet einen „robusten Gegner“, gegen den es aus seiner Sicht „vor allem bei Standardsituationen aufzupassen gilt“. In Sachen Aufstellung tendiert er zur selben Elf wie beim jüngsten 2:1. Das heißt: Fabian Hieber bleibt im Tor – und Valentin Haug, der eigentliche Stammkeeper, muss nach auskuriertem Infekt erst einmal auf der Bank Platz nehmen. „Generell ist Valentin weiter die Nummer eins“, erläutert Kalic, „aber wir wollen jetzt nichts umstürzen, was gut funktioniert hat.“ Die Einzigen seines Kaders, die ihm weiter nicht zur Verfügung stehen, sind die Langzeitverletzten Marc Brodbeck und Meksud Colic. Bei Colic immerhin ist ein Ende der Auszeit in Sicht. In zwei, drei Wochen, so die Prognose, könnte es für ein Comeback reichen.