Abstiegszone statt Spitzenplatz? Der Echterdinger Trainer Mario Estasi hält die Zeit reif für einen Weckruf. Foto: Archiv Günter Bergmann

Vor dem Heimspiel gegen Bargau herrscht beim Landesligisten TV Echterdingen dicke Luft. Der Trainer Mario Estasi macht keinen Hehl daraus, dass ihn einige Dinge ärgern.

Echterdingen - Mario Estasi ist kein Poltergeist. Der Trainer des Fußball-Landesligisten TV Echterdingen bevorzugt die moderateren Töne. Dinge, die ihm gegen den Strich gehen, mit Getöse nach Außen zu tragen, das käme ihm nie in den Sinn. Wer dem Coach dieser Tage aufmerksam zuhört und wer zugleich zwischen den Zeilen lesen kann, für den wird eines allerdings auch so klar: Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den Aufsteiger 1. FC Germania Bargau herrscht dicke Luft beim Filderclub. Und das nicht nur, weil die eigene Mannschaft zuletzt dreimal nacheinander verloren hat und als vermeintlicher Spitzengruppenanwärter inzwischen am Rand der Abstiegszone taumelt.

1:2 in Ebersbach, 1:2 gegen Hofherrnweiler, 0:1 in Waldstetten. Dreimal waren die Echterdinger in diesen richtungsweisenden Spielen nicht die schlechtere Mannschaft, dreimal haben sie trotzdem verloren. „Wir machen uns hiernach alle ein bisschen Gedanken über die Situation“, sagt Estasi. Die einen offenbar mehr als die anderen. Was die Laune des 44-Jährigen erst richtig angekratzt hat, folgte am Montag. Nächster Trainingsabend in den Goldäckern: zugegen waren gerade mal 13 Mann. 13 von 23 des Kaders. Der Rest? Gewiss, manch einer fehlte verletzt, ansonsten aber: Privattermin da, Privattermin dort. „Das“, sagt Estasi, „ärgert mich mächtig“ – zumal er darin offensichtlich keinen Einzelfall erkennt, sondern nur den vorläufigen Gipfel eines seit Wochen eingeschlichenen Trends.

Estasi vermisst die Ernsthaftigkeit

Und so sieht Estasi spätestens jetzt den Zeitpunkt für einen Weckruf erreicht. Hallo! Alle bitte schleunigst aufwachen! „Unser Team ist nicht schlechter als in der vorigen Saison, aber es fehlt mir beim ein oder anderen gerade etwas die Ernsthaftigkeit“, sagt der Coach. „Kleinigkeiten“ seien es nur, die dadurch auf der Strecke blieben. Kleinigkeiten, die sich an den Spieltagen dann jedoch verhängnisvoll summieren und die in engen Begegnungen den Unterschied ausmachen zwischen Sieg und Niederlage. Mit Blick aufs Klassement mahnt Estasi: „Wir sollten uns allmählich wieder etwas Luft verschaffen – sonst stehen wir in der Winterpause auf einem Abstiegsplatz.“

Ob die Botschaften in den Köpfen der Seinen angekommen sind? Vielleicht hilft ja etwas zusätzlicher Unterricht von Seiten der Abteilungsleitung. Deren Chef Phillip Wunsch hat das Grummeln seines Coachs wohl vernommen. „Wir müssen da Dinge intern besprechen“, sagt er. Insgesamt, keine Frage, laufe es „derzeit etwas unglücklich“. „Wir sind natürlich nicht zufrieden. Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis“, ergänzt Wunsch.

Reaktion gegen Bargau?

Insofern wird die anstehende Partie zu einem besonderen Gradmesser. Es geht um die drei Punkte, klar – aber auch um die Auftrittsweise der Mannschaft. Dass nach der jüngsten Negativserie Leichtfüßigkeit und Spielfreude nicht per Knopfdruck wieder herzustellen sind, ist auch Estasi bewusst. Doch hinsichtlich Fokussierung, Konzentration und absoluter Willen hofft er auf eine Reaktion von seinem Aufgebot, das wohl bis auf eine Ausnahme dasselbe sein wird wie vor Wochenfrist. Nach seiner Verletzung kommt der Innenverteidiger Emre Göcer wieder hinzu. Derweil muss Marcello Di Fabio ein weiteres Mal beruflich bedingt passen.

Unabhängig von der Aufstellung haben die Echterdinger gegen den Tabellendreizehnten Bargau, der sich seinerseits zuletzt im Aufschwung befand, ein Schlüsselspiel. Die beiden Optionen lauten: Wendepunkt – oder Sturz vollends in die Krise. Welch verrückter Kontrast zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr! Seinerzeit waren die Gelb-Schwarzen Erster.