Tobias Heim (rechts) hatte in der Nachspielzeit die Riesenchance zum Echterdinger Sieg, scheiterte aber mit seinem Lupfer aufs gegnerische Tor. Foto: Günter Bergmann

Nach zwei finalen Aufregern trennen sich der TV Echterdingen und der TSV Bad Boll mit einem 1:1-Unentschieden. Eine rote Karte trübt die eigentliche Zufriedenheit der Gastgeber.

Echterdingen - Der Stadionsprecher Alfons Kasper begann sein Schlusswort mit dem Satz: „Ja, wahrscheinlich sind alle gerade richtig geschafft.“ Das hatte viel Wahres, wenn man in die Gesichter der Beteiligten schaute – und zwar nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen, die den Fußballrasen in den Goldäckern am Sonntagnachmittag in einen gefühlten Backofen verwandelten. 95 Minuten lang hatten der TV Echterdingen und der TSV Bad Boll sich ein intensives Landesliga-Duell geliefert, an dessen Ende ein leistungsgerechtes 1:1-Unentschieden stand. Damit wären sie bei den Gastgebern wohl ohne viel Wenn und Aber zufrieden gewesen – ja, hätte es nicht kurz vor dem Abpfiff noch zwei große Aufregerszenen gegeben.

Die finalen Aufreger

Es waren zwei Szenen, die am Ende die Echterdinger Diskussionen bestimmten – und die sich zugleich bitter in die eigentliche Zufriedenheit mischten. Erst brannten dem eingewechselten Max Knoll die Sicherungen durch. Nachdem ihm der Schiedsrichter nach einem gegnerischen Rempler den geforderten Elfmeterpfiff verweigert hatte, holte der Angreifer an der Seitenlinie den Ex-Calcio-Kicker Alessandro Nicastro rüde von den Beinen. Ein Frustfoul mit logischer Konsequenz: Rot. „Das darf natürlich nicht passieren. Er muss seine Emotionen da im Griff haben“, sagte der Echterdinger Trainer Christopher Eisenhardt, der nun eine längere Sperre für seinen Urlaubsrückkehrer fürchten muss.

Dann, nur drei Minuten später, in der Nachspielzeit und in Unterzahl, hatten die Gelb-Schwarzen bereits den Siegtorschrei auf den Lippen. Ein lang geschlagener Ball, der Gästekeeper Felix Lache verschätzte sich, und so hatte Tobias Heim plötzlich das weit offene Tor vor sich. Matchball für das Filderteam. Doch was passierte? Nicastro kratzte die Kugel im Strecksprung mit den Haarspitzen noch von der Linie. Somit keine drei Punkte, sondern nur einer. Freilich, in der Summe stand auch für Eisenhardt fest: „Das Ergebnis geht in Ordnung.“

Der sonstige Spielfilm

Beide Mannschaften zeigten, dass sie sich auf ein Kombinationsspiel verstehen. Beide erspielten sich eine Reihe guter Chancen. Und beide brachten den Ball aber jeweils nur einmal im Netz unter. Etwas überraschend kam die Echterdinger Führung in der 26. Spielminute, lagen die Vorteile bis dahin doch auf Boller Seite. Nachdem der Gegner den energisch antretenden Youngster Johannes Kienzle in die Zange genommen hatte, verwandelte der Kapitän Dennis Garcia-Franco den in diesem Fall unstrittigen Strafstoß.

Den Ausgleich in Hälfte zwei erzielte Max Pradler. Der Gästetorjäger düpierte nach einem Diagonalpass die Echterdinger Verteidiger Aurel-Yorick Kamdem Mabou und Timo Stehle (61.). Drei weitere dicke Möglichkeiten vergab Pradler.

Echterdinger Plus

Auffällig: im Vergleich zur vorigen Saison läuft der Ball bei den Echterdingern deutlich flüssiger. Fußballspiel, nicht nur Fußballkampf. Offensichtlich gut tun die Neuen – darunter nicht zuletzt die Jungen. Beispiel Aris Charalampidis. Jener war im Angriff wie schon beim Auftakt-3:1 in Buch ein belebendes Element. Den dritten Saisontreffer des 20-Jährigen verhinderte bei einem fulminanten Schuss nur die Querlatte (43.). Beispiel auch Daniel Kamphues. Schon jetzt kristallisiert sich heraus, dass mit dem vorherigen Pirmasenser das leidige Torhüterproblem behoben ist. „Er war erneut klasse“, sagte Eisenhardt.

Echterdinger Minus

Noch arbeiten müssen Eisenhardt und die Seinen an der defensiven Abstimmung. Das Boller Strickmuster „vertikaler Schnittstellenpass, schneller Antritt Pradler“ ließ die Echterdinger Abwehrkette mehrmals schlecht aussehen. Aber wie sagt Eisenhardt: „Wir sind ja noch in der Anlaufphase. Der Kader füllt sich jetzt erst nach und nach wieder.“ Aktuell auch mit einem Wiedereinsteiger. Der Verteidiger Thomas Ivan, im Sommer noch unter den Abgängen notiert, spielt nun doch weiter für den Filderclub.

Das Fazit

Alles in allem haben die Echterdinger einen guten Saisonstart hingelegt – von der Punkteausbeute und von den Leistungen her. Einen Start, der die Hoffnung nährt, dass nach den beiden vorangegangenen Horrorspielzeiten diesmal tatsächlich alles besser wird. Eisenhardt jedenfalls attestiert seinen Kickern einen „guten Weg“. Sieht man einmal vom aktuellen Rotsünder Knoll ab. Der verschwand nach seinem Platzverweis schnurstracks in der Kabine. Man konnte es als Flucht interpretieren – vor der äußeren, aber auch der eigenen inneren Hitze.

TV Echterdingen:
Kamphues – Kamdem Mabou, Stehle, Garcia-Franco, Plattenhardt (66. Hertel) – Fregien, Alavac, Heim, Kienzle (80. Knoll) – Pfeifer Koelln (89. Lenhardt) – Charalampidis (90. Ivan).

TSV Bad Boll:
Lache – Nicastro, Ammon, Topolovec, Kivotidis, Hansjörg Aust – Falzone (73. Persch), Sebastian Aust, Ungureanu, Jux (57. Hartmann) – Pradler.