Der Bonlandener Trainer Klaus Fischer weiß, dass nun die entscheidenden Wochen kommen. Da täte eine nachträgliche Verstärkung durchaus gut. Foto: Archiv Yavuz Dural

Eine Woche vor dem direkten Duell wollen der SV Bonlanden und der TV Echterdingen in der Landesliga Pflichtsiege einfahren. Bei den Filderstädtern bemüht man sich parallel um personellen Nachschlag. Der Plan: ein Neuzugang aus dem Irak könnte die Mannschaft für den Endspurt der Saison verstärken.

Filder - Welchem der Verfolger wird es gelingen, dem Führungsduo der Tabelle noch einzuheizen? Dem TV Echterdingen? Dem SV Bonlanden? Oder sogar beiden? Das ist eine der spannenden Fragen in der Fußball-Landesliga. Eine Woche vor ihrem direkten Duell (Freitag, 17. April) hoffen beide Filderteams am aktuellen Spieltag auf Pflichtsiege. Parallel arbeitet man bei den Bonlandenern daran, für den Endspurt der Saison womöglich einen überraschenden Trumpf aus dem Ärmel zu schütteln – der Verein hat einen Passantrag für einen Trainingsgast aus dem Irak gestellt. Jener ist laut dem Trainer Klaus Fischer „ein richtig Guter“. SG Bettringen – SV Bonlanden. Mane Awad Daiffallaw – so heißt der Kandidat. Der 22-Jährige, Asylbewerber aus dem Irak, trainiert bei den Bonlandenern bereits seit einigen Wochen mit. Inwieweit die Gerüchte stimmen, dass er in seiner Heimat sogar in der ersten Liga gegen den Ball getreten hat, vermag der Trainer Klaus Fischer nicht zu sagen. Sicher aber ist: der Spieler hat einen so guten Eindruck gemacht, dass ihn der Verein verpflichten möchte. Gerade in dem von ihm als Baustelle erkannten Bereich „offensive Außenpositionen“ sähe Fischer in dem Youngster eine Bereicherung – und damit vielleicht einen unverhofften Trumpf für den Endspurt in dieser Saison?

Das Problem ist die Spielgenehmigung. Der Passantrag liegt beim Württembergischen Fußball-Verband. Nun muss sich zeigen, wie schnell oder langsam die bürokratischen Mühlen mahlen. Auszugehen ist von einem komplizierten Verfahren. Benötigt werden Papiere vom abgebenden Verband, der in diesem Fall eben nicht Italien, Spanien oder Österreich heißt, mithin aus der europäischen Nachbarschaft kommt, wo sich die Sache vergleichsweise einfach gestaltete. Stattdessen wie gesagt: Irak.

Einstweilen hat es also weiter das gehabte Personal zu richten, auch am Sonntag in Bettringen. Nach dem 3:0 gegen die Spfr. Dorfmerkingen wollen die Bonlandener ihr bisheriges Auf und Ab der Rückrunde beenden. Die Vorgabe lautet: endlich wieder zu einer Leistungskonstanz finden, nachlegen – auch im Hinblick darauf, „dass dann einige richtig interessante Spiele kommen“, wie Fischer weiß. Spätestens mit den anschließenden Aufgaben gegen den TV Echterdingen und beim wieder erstarkten TSV Bad Boll dürfte sich weisen, ob die Schwarz-Weißen noch ins Aufstiegsrennen eingreifen können. Dabei geht die Tendenz dahin, dass Fischer fürs Erste derselben Startformation vertraut wie zuletzt. Heißt: die ins Aufgebot zurückkehrenden Maximilian Goll und Andreas Pottmeyer werden wohl auf der Bank sitzen.

Vor dem Gegner ist aus zwei Gründen eine erhöhte Vorsicht geboten. Zum einen trotzte der Aufsteiger dem Favoriten Bonlanden schon im Hinspiel ein 2:2 ab. Zum anderen hat der Liganeuling gerade einen Trainerwechsel hinter sich – „und in so einem Fall“, sagt Fischer, „weiß man nie so genau, was kommt.“ Der Meistercoach des Gmünder Teilortvereins, Klaus Frank, ist Anfang dieser Woche nach internen Unstimmigkeiten zurückgetreten. Seinen Posten übernehmen bis auf Weiteres zwei Kräfte aus den eigenen Reihen: Wolfgang Wiedmann und Sebastian Sorg. TV Echterdingen – Spfr. Dorfmerkingen. Preisfrage: wie heißt die punktbeste Mannschaft des Jahrs 2015? Nein, die Antwort lautet nicht Weilheim oder Heiningen. Richtig ist: TV Echterdingen. Mit fünf Siegen und zwei Unentschieden sind die Gelb-Schwarzen jahresübergreifend sogar in sieben Spielen in Serie unbezwungen. „Wir haben einen Lauf“, sagt der Trainer Aleksandar Kalic. Und dieser soll nun auch am Sonntag weitergehen. Der Marschplan: selbst die nächsten drei Punkte einfahren – und dann mal schauen, wie es gleichzeitig der Konkurrenz so ergangen ist.

Ob es im Aufstiegsrennen am Ende noch zu einer Hauptrolle reichen wird, weiß freilich keiner zu sagen. Allemal aber sieht Kalic für die Seinen im Vergleich zu den Mitstreitern des oberen Tabellendrittels ein Plus. „Unser Vorteil ist: wir haben Kann- und keine Muss-Aufgaben“, sagt der Coach. Will heißen: wo auf den Weilheims, Heiningens und auch Bonlandens ein selbst auferlegter Erwartungsdruck lastet und womöglich für wacklige Knie sorgen wird, erhofft Kalic sich vom eigenen Aufgebot eine weiterhin unbeschwerte Leichtigkeit. Zwei andere Komponenten stimmen beim Unternehmen Aufholjagd zusätzlich optimistisch. Erstens: das durch die jüngsten Erfolge erworbene Selbstvertrauen. „Wir wissen gerade, dass wir, wenn nötig, immer noch eine Schippe drauflegen können“, sagt Kalic. Zweitens: die aktuelle Personalsituation. Nie zuvor in seiner Echterdinger Amtszeit hatte der 45-Jährige eine qualitativ und quantitativ breitere Wahl. Eine Luxussituation, die sich zuletzt beim 2:1 in Waldstetten eindrucksvoll offenbarte. David Hertel, Dennis Garcia-Franco, Lukas Haselmaier, Dominik Mayer, Michael Zimmermann – vor der Saison hätte man sie wohl allesamt als kaum verzichtbare Fixgrößen notiert. Nun blieb ihnen allen nur ein Reservistendasein auf der Bank.

Immerhin: zumindest für Haselmaier und Mayer dürfte sich dieser Zustand ändern. Sie sollen gegen den Tabellenzehnten Dorfmerkingen in die Startelf zurückkehren, um dort Theofilaktos Spiridopoulos (privat verhindert) und Denis Kroer (beruflich verhindert) zu ersetzen. Auf die Partie freut sich Kalic, wie er sagt. Kein Wunder. Die vier vergangenen Duelle mit den Ostalbkickern wurden allesamt gewonnen. 2:1, 4:1, 5:0, 2:1 – auch in dieser Hinsicht also ein Lauf.

TSV Weilheim – Calcio Leinfelden-Echterdingen. Angriffsmacht trifft auf Abwehrkünstler – allein unter diesem Aspekt lässt sich eine spannende Begegnung erwarten. Während der Spitzenreiter Weilheim in dieser Saison bereits 67 Tore geschossen hat, im Schnitt fast drei pro Partie, hat Calcio seit dem Winterpausen-Einstieg des Trainers Clemente Peccerella die Schotten dicht gemacht. Klammert man einmal den einen schwarzen Abend mit der 1:5-Schlappe in Geislingen aus, bleiben vier Zu-Null-Auftritte, verbunden mit einer selbstbewussten Einschätzung. „Wenn bei uns alle konzentriert ihrer Aufgabe nachgehen, wird es für jeden Gegner schwer, gegen uns zu treffen“, sagt Peccerella.

Also auch für den Klassenprimus Weilheim? Klar: die Gastgeber sind der Favorit. Doch rechnet sich Peccerella durchaus etwas aus. Die Chance, „dort etwas zu reißen“, sei da, vielleicht ja auch begünstigt dadurch, dass der Kontrahent erst einmal mit zwei personellen Verlusten fertig werden muss. In Michele Latte und Lennart Zaglauer fällt den Teckstädtern ihre Flügelzange langfristig aus. Beide Spieler haben Bänderrisse erlitten – Latte, Freistoßspezialist und mit 14 Saisontoren bislang bester Schütze seines Vereins, sogar einen mehrfachen, der für ihn bereits das Ende der Runde bedeutet.

Demgegenüber baut Peccerella wohl auf die Elf, die sich am Ostermontag gegen den 1. FC Frickenhausen mit 2:0 behauptete. Feriz Meha, da schon nur Bankdrücker, fehlt diesmal ganz (privat verhindert). Diamant Avdiu ist zwar wieder ins Training eingestiegen, braucht aber nach seinem Muskelfaserriss noch Aufbauzeit. Aleksandar Babic hat sich derweil verabschiedet – von Berufs wegen für ein halbes Jahr in die USA.