Die Vorschau zum zehnten Spieltag mit Fokus auf die Filderteams, von denen zwei bereits gehörig unter Zugzwang stehen.
Filder - Wäre jetzt Schluss, müsste man von einem Reinfall sprechen. Von wegen gleich drei Filderteams, die in dieser Saison in der Fußball-Landesliga um den Aufstieg buhlen, wie es von manch einem vermutet worden war. Vor dem aktuellen zehnten Spieltag erfüllt bislang lediglich Calcio Leinfelden-Echterdingen mit Abstrichen die auch eigenen Erwartungen. Für die beiden anderen, den SV Bonlanden und den TV Echterdingen, gilt dagegen schon jetzt: es hilft nur noch eines, nämlich Siege, wenn nicht bereits nach der Hinrunde alles verloren sein soll. Dabei muss insbesondere den zuletzt böse gerupften Bonlandenern mulmig sein: Der anstehende Gegner wirkt auf den ersten Blick zwar unscheinbar, reist aber mit einer beeindruckenden Serie an. SV Bonlanden – TSGV Waldstetten. Waldstetten? Ja, gut, der Tabellenneunte. Eine Mannschaft, die seit ihrem Aufstieg vor zwei Jahren immer irgendwo in diesem Bereich mitgeschwommen ist. Weder Ausreißer nach oben noch nach ganz unten. Mittelmaß eben. Weniger charmant könnte man auch zu dem Schluss kommen: eine graue Maus der Liga? Mithin ein Gegner, gegen den alles andere als ein sicherer Sieg eine Überraschung bedeutete? Ein Kontrahent, den man als seinerseits ambitionierter Starter und vormaliger Meisterschaftsfavorit schlicht schlagen muss?
Nun, wenn es so einfach wäre. Tatsächlich gibt es zwei Aspekte, ob welcher beim SV Bonlanden vor der Begegnung an diesem Freitag eher die Alarmlichter angehen sollten. Erstens: just diese vermeintlich Namenlosen aus Waldstetten haben von ihren bisher elf Auswärtsspielen des Kalenderjahrs 2015 nur ein einziges verloren. Sechs Siege, vier Unentschieden, eine Niederlage – das ist die Bilanz der Ostalbkicker auf gegnerischen Plätzen seit Januar. Düpiert hat die Mannschaft des Trainers Leonard Gjini in diesem Zeitraum unter anderem Schwergewichte wie den TSV Weilheim (1:0), den TV Echterdingen (3:1) oder Calcio (4:4 nach 4:1-Führung).
Größerer Rückstand als vor einem Jahr
Zweitens ist es ja nicht so, dass die Bonlandener selbst zuletzt Bäume ausgerissen hätten. Ganz im Gegenteil. Bleischwer liegen die beiden jüngsten eigenen Auswärtsschlappen im Magen, jenes 0:4 im Derby beim TV Echterdingen, was man im Verein noch für einen einmaligen bösen Ausrutscher halten wollte – ehe es vor Wochenfrist mit einem 1:4 beim Aufsteiger Blaustein die Zugabe gab. So stellt sich nun die heikle Frage: ist für die Schwarz-Weißen dann erneut schon vor der Winterpause praktisch alles vorbei? Aufstiegsrennen, ade, noch lange bevor es in die eigentlich spannende Phase geht? Zehn respektive neun Punkte beträgt der Abstand zum Führungsduo – das ist sogar jeweils noch ein Zähler mehr als zum gleichen Zeitpunkt der so holprig begonnenen vergangenen Saison.
Der Coach Klaus Fischer jedenfalls hielte es für vermessen, sich angesichts dessen aktuell noch mit dem ursprünglich von ihm gesteckten Ziel, das da Platz eins oder zwei lautete, zu beschäftigen. Sein Blick geht in der Tabelle gar in die andere Richtung. „Wir müssen aufpassen“, sagt er, „wir dürfen uns jetzt keinen weiteren Ausrutscher erlauben, sonst sind wir ganz schnell unten mit drin.“ Hoffnung macht ihm immerhin, dass es zuhause bisher deutlich besser gelaufen ist als in der Ferne. Klar ist allen Beteiligten: sowohl im Defensivverhalten als auch in der Chancenverwertung bedarf es einer deutlichen Steigerung.
Suche nach Stammelf hält an
Weiter geht dabei die Suche nach einer Stammelf – ein Prozess, der für Fischers Empfinden längst abgeschlossen sein sollte, der aber durch Verletzungen, Krankheiten und individuelle Leistungsschwankungen in den vergangenen Wochen immer wieder konterkariert worden ist. Wer diesmal ran darf? Der beim Blaustein-Debakel wegen Formschwäche zum Bankdrücker degradierte Torjäger Maximilian Schwarz sowie der genesene Steffen Schmidt könnten in die Startformation zurückkehren. Definitiv keine Option sind Marcel Stannull und Felix Böse, die ihre Wiedereinstiegsversuche wegen erneuter Beschwerden abbrechen mussten, sowie Daifallah Mane Awad. Letzterer fehlte in dieser Woche im Training. Er weilte auf Besuch bei seinem Bruder in Hannover. SC Stammheim – TV Echterdingen. Der Mann ist nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als zuletzt andere selbst in Winterjacken auf den Zuschauerrängen bibberten, dirigierte Aleksandar Kalic am Spielfeldrand kurzärmelig. Und ähnlich wie die kühlen Temperaturen seinerzeit an ihm abprallten, verhält es sich nun mit der Tabellenkonstellation. Bereits neun Punkte Differenz zum Ersten, dem SV Ebersbach? Dazu je acht Zähler Kluft zu dessen Verfolgern aus Bad Boll und Geislingen? „Wenn ich könnte, würde ich uns natürlich gern wo anders hinsetzen“, sagt der Echterdinger Trainer. Keine Frage: diesen Zwischenstand hatten sich die Gelb-Schwarzen anders vorgestellt. Nur: sich deswegen beunruhigen? Kalics Devise lautet: aber nein! Schließlich sieht er „im Klassement kein Überteam, das auf Dauer davoneilen wird“. Dafür sei die Liga in dieser Saison schlicht zu ausgeglichen besetzt. „Schaffen wir es, mit sechs oder weniger Punkten Rückstand in die Winterpause zu gehen, ist noch alles im Lot“, rechnet er.
Kalic sieht drei prägende Spieler
Freilich: um zumindest auf diesem Kurs zu bleiben, gilt es nun, nach der unglücklichen 1:2-Heimniederlage gegen den SC Geislingen in die Erfolgsspur zurückzukehren. Im Auswärtsspiel beim Aufsteiger SC Stammheim braucht es einen Sieg. Am Respekt vor dem gut gestarteten, zuletzt aber viermal nacheinander unterlegenen Liganeuling lässt es Kalic dabei nicht fehlen. Vor allem drei Kicker sieht er beim Nord-Stuttgarter Gastgeber als prägende Figuren: den „überragenden Torwart“ Milan Jurkovic, den Ex-Echterdinger Matthias Kassaye als Strippenzieher im Mittelfeld sowie den Torjäger Emre Yildizeli. Jedoch: „Wenn wir unser Leistungspotenzial abrufen“, sagt Kalic. „dann müssen wir nicht nach dem Gegner schauen.“ Dann, so seine Überzeugung, wird sich die Klasse seiner Mannschaft durchsetzen.
Erst recht, da sich die Personalsituation verbessert hat. Marc Elsäßer soll nach Ablauf seiner Rotsperre in die Startelf zurückkehren. Und auch Dominik Mayer (steifer Nacken) dürfte am Sonntag wieder zur Verfügung stehen. Weiter außen vor sind dagegen Meksud Colic (Muskelfaserriss) und Sven Lukac (beruflich verhindert).
Calcio Leinfelden-Echterdingen – TSV Köngen. Und der nächste Anlauf. Seit saisonübergreifend sechs Heimspielen ist Calcio auf eigenem Platz ohne Sieg – eine umso erstaunlichere Bilanz, haben die Echterdinger doch auswärts in dieser Saison alles an Punkten mitgenommen, was theoretisch möglich war. Zuhause liegt der bislang letzte „Dreier“ nun jedoch bereits gut sechs Monate zurück. Er datiert vom 19. April, als gegen den SC Geislingen ein 3:2-Erfolg gelang. Entsprechend groß ist das Verlangen, die seitdem gewachsene Negativserie am Sonntag endlich zu beenden. „Es ist wie ein Fluch“, sagt der Kapitän Sandro Villani, „aber ich gehe davon aus, dass wir die Zähler diesmal bei uns behalten, wenn wir nur annähernd an die Leistung aus dem Weilheim-Spiel anknüpfen.“
Gümüssus Einsatz fraglich
Weilheim, das ist der Maßstab, jenes 2:0 vor Wochenfrist, mit dem der ambitionierte Filderclub im Kampf um die vordersten Tabellenplätze ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hat. Da am selben Spieltag der Spitzenreiter Ebersbach seine zweite Saisonniederlage hinnehmen musste, beträgt der Abstand zu Rang eins lediglich noch vier Punkte. Die Echterdinger befinden sich also auf Schlagdistanz zur Aufstiegszone. Die Großoffensive vom Sommer auf dem Transfermarkt, so die Hoffnungen, sollen sich nun nach und nach amortisieren – auch wenn die namhafteste Neuverpflichtung wohl ein weiteres Mal fehlt. Der Ex-Profi Denis Berger hütet nach wie vor das Krankenbett. Auch bei den verletzten Giuseppe Di Leone und Diamant Avdiu dürfte es für ein Comeback noch nicht reichen. Darüber hinaus ist Villani gelb-rot-gesperrt und hat sich Gökhan Gümüssu eine Hüftprellung zugezogen. Der Stand bei ihm: Einsatz fraglich.
Demgegenüber tritt der Gegner mit einem alten Bekannten an: Der Köngener Trainer Ralf Rueff saß von 2003 an zwei Jahre lang bei Calcio auf der Bank. Seine Rückkehr an die einstige Wirkungsstätte wird eine mit Sorgen: Im Klassement sind die Gäste durch ihre jüngste 0:1-Heimpanne gegen den SV Ebnat auf den 14. Platz abgerutscht. Es riecht wie in der vergangenen Saison nach Abstiegskampf.