Sechs Siege aus acht niederlagenlosen Spielen, dabei 23:2 Tore – diesen Lauf will der SV Bonlanden nun auch in Weilheim fortsetzen. Im Bild: Maximilian Schwarz und Steffen Schmidt (von links). Foto: Archiv Pressefoto Eibner

Ein Sieg am heutigen Freitagabend in Weilheim, und der SV Bonlanden ist schlagartig im Aufstiegsrennen zurück – und das, obwohl er vor ein paar Wochen bereits 14 Punkte Rückstand auf den Gegner hatte. Derweil ist beim TV Echterdingen der erste Neuzugang für die nächste Saison fix und könnte es beim Ortsnachbarn Calcio in der Trainerfrage eine dicke Überraschung geben.

Filder - Klappt es am Ende tatsächlich noch, handelte es sich um eine der furiosesten Aufholjagden der Landesliga-Geschichte. Doch so weit mag bei den Fußballern des SV Bonlanden momentan noch keiner denken. Vizemeisterschaft? Aufstieg? Die einzige Vorgabe lautet: den eigenen Lauf fortsetzen, auch im Spitzenspiel an diesem Freitagabend in Weilheim. Gelingt dies, also der nächste Sieg, wäre der einstige 14-Punkte-Rückstand zum Gegner auf null geschrumpft und stünden zwei heiße letzte Spieltage bevor. Derweil ist bei den beiden anderen Filderteams der Staffel die größte Spannung draußen, mangelt es aber nicht an Neuigkeiten. So vermeldet der TV Echterdingen den ersten Zugang für die nächste Saison – und deutet sich beim Ortsnachbarn Calcio an, dass es in der Trainerfrage eine dicke Überraschung geben könnte. TSV Weilheim – SV Bonlanden. Wochenlang hatte er seine Sätze mantraähnlich wiederholt: Im Fußball, da sei alles möglich. Und: natürlich, so lange die Nummer rechnerisch nicht durch sei, glaube er auch an die eigene Chance. Mitunter war Klaus Fischer dafür belächelt worden. Aber gut: was sollte er anderes sagen in seiner Funktion als Trainer, verpflichtete ihn sein Amt doch, Optimismus zu demonstrieren und erhobenen Hauptes voranzugehen. Durchhalteparolen halt, ließ sich die Saison ja schlecht bereits nach gut der Hälfte als gelaufen abhaken.

Inzwischen belächelt keiner mehr. Hat Fischer den siebten Sinn gehabt? Verrückt, aber wahr: vor gerade mal sechs Wochen noch mit 14 Punkten Abstand zum jetzigen Gegner eigentlich aussichtslos abgehängt, winkt dem SV Bonlanden nun das paukenschlagartige Comeback im Aufstiegskampf. Ermöglicht ist es durch zwei Faktoren. Erstens: den erwähnten eigenen Lauf. Acht Spiele mit sechs Siegen, null Niederlagen und 23:2 Toren – keine Frage: die Mannschaft der Stunde trägt schwarz-weiß. Zweitens: den gleichzeitigen Leistungseinbruch des Kontrahenten. Über Monate hinweg ein Muster an Beständigkeit, scheint den Weilheimern auf der Zielgeraden der Sprit auszugehen. Im Kontrast zum Filderclub haben sie überraschend drei ihrer fünf vergangenen Partien verloren. Spätestens das 1:2 jüngst in Dorfmerkingen hat den Bonlandener Pulsschlag erhöht.

Klar ist zwar, dass selbst bei einem jetzigen Auswärtscoup immer noch die Teckstädter vorne lägen, da sie über die um Längen bessere Tordifferenz verfügen. Doch besteht für Fischer kein Zweifel: „Gewinnen wir, werden die nervös.“ Dann, so die Einschätzung, wird der Noch-Tabellenzweite mit wackligen Knien in die beiden letzten Spieltage gehen. Und dann, so die Hoffnung, könnte das Momentum eine der größten erfolgreichen Aufholjagden der Ligageschichte zeitigen - auch wenn Fischer behauptet, dass die Tabelle für ihn „gerade gar nicht so wichtig ist“. „Wir freuen uns jetzt einfach auf dieses tolle Spiel“, sagt er. .

Allemal ein Vorteil für sein Team: während der Gastgeber weiter unter dem Ausfall seines Kapitäns Daniel Heisig und besten Torschützen Michele Latte (beide Bänderriss) ächzt, kann Fischer aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Julian Schwarz (Zerrung) fällt aus. Die Tendenz geht dahin, derselben Startelf wie zuletzt zu vertrauen – vorausgesetzt, Benjamin Taubald trifft rechtzeitig von seinem Praktikumsort Frankfurt ein. Falls nicht, würde der Kurzurlauber Andreas Pottmeyer wieder in der Abwehrzentrale auflaufen.

Jene, das nebenbei, ist auch der Mannschaftsbereich, für den Fischer für die nächste Saison noch auf der Suche ist. Von außerhalb soll ein gestandener Innenverteidiger hinzukommen, welcher der zweite externe Neuzugang nach dem Iraker Daifallah Mane Awad (22, offensives Mittelfeld) wäre – und vielleicht auch schon der letzte. Darüber hinaus sieht Fischer keinen größeren Handlungsbedarf. Komplettieren möchte er den Kader durch drei bis vier interne Aufrücker, von denen Christian Schenk (19, Angriff) und Marco Caruso (20, Angriff) aus der eigenen „Zweiten“ bereits feststehen. Außerdem hoffen die Bonlandener auf einen Wiedereinstieg von Patrick Lehmann, nachdem der Mittelfeldmann soeben von einer mehrmonatigen Weltreise zurückgekehrt ist. Allerdings buhlt auch Lehmanns Heimatverein VfL Pfullingen um die Dienste des 25-Jährigen.

Pikant: in der Relegation könnten beide Clubs aufeinander treffen. Die Pfullinger belegen momentan in der Staffel 3 den zweiten Platz.

1. FC Eislingen – TV Echterdingen. Für die erste gute Nachricht haben sie vorab gesorgt: Da sich der TV Echterdingen und sein Gegner auf eine Vorverlegung ihrer Begegnung auf diesen Freitagabend geeinigt haben, ist das große Saisonfinale am Samstag gerettet. Kein Fan und kein Spieler muss im Geiste auf zwei Plätzen zugegen sein. Nun gilt: heute eigenes Team, morgen dann Mitfiebern im Bundesliga-Abstiegskrimi mit dem VfB, wo auch immer, ob vor dem Smartphone, Radio oder Fernseher.

Die für sie zweite gute Nachricht wollen die Echterdinger auf dem Rasen folgen lassen: nämlich mit einem Sieg beim Tabellendreizehnten von der Fils. So soll der eigene vierte Platz gefestigt und die kleine Chance auf den dritten Rang gewahrt werden. „Ganz haben wir diesen noch nicht abgehakt“, sagt der Trainer Aleksandar Kalic, der in seiner Aufstellung erneut einige Wechsel vornehmen wird. Ein Grund: Lukas Haselmaier, David Hertel und Marc Elsäßer sind angeschlagen, und Nils Schaller sowie Dominik Mayer haben sich in den Urlaub verabschiedet – ebenso wie es Kalic direkt nach der Partie für sieben Tage tun wird. Die Trainingsleitung übernimmt in der nächsten Woche sein Assistent Michael Zimmermann.

Die gute Nachricht Nummer drei kommt derweil aus der Abteilung „Kaderplanung“: So haben laut dem Echterdinger Fußballchef Phillip Wunsch inzwischen „bis auf zwei, drei kleine Fragezeichen“ alle Spieler ihren Verbleib zugesagt. Als Teilzeitabgang ist nur Steffen Kind zu notieren, der von September an für vier Monate auf Brasilien-Reise geht. Im Gegenzug steht der erste Zugang fest: Max Knoll (25, Angriff) wechselt, wie seit längerem spekuliert, vom SV Vaihingen in die Goldäcker. Calcio Leinfelden-Echterdingen – TSV Buch. Das sollte es dann gewesen sein. Nach dem spektakulären 3:3 in Heiningen, bei dem sie den Spitzenreiter am Rand einer Niederlage hatten, beträgt der Abstand der Echterdinger zur Abstiegszone weiter sieben Punkte – dies bei nun nur noch drei Spieltagen. So hat Calcio den Klassenverbleib praktisch sicher, wobei jener im Anspruchsdenken der Verantwortlichen freilich eh stets nur das Mindestziel war. Was ihm eigentlich vorschwebt, macht der stellvertretende Vereinschef und Interimstrainer Cataldo Diletto im Ausblick auf die nächste Runde klar. „Dann wollen wir um die Plätze eins bis vier mitspielen und vorne angreifen“, kündigt er an. Entsprechend soll der bislang schon namhaft bestückte Kader aufgerüstet werden. Vor dem Aufsteigerduell am Samstagabend mit dem TSV Buch geht Diletto von „fünf, sechs Neuen“ aus. Der erste steht fest: Fabio Andretti (24, Offensive) wechselt vom SV Vaihingen in die Goldäcker.

Zu klären bleibt darüber hinaus vor allem eine Frage: Wer trägt von Juli an als Coach die Verantwortung? Dabei deutet sich an, dass es womöglich keiner der beiden bisher gehandelten Favoriten wird. Also nicht Mario Estasi (aktuell SV Böblingen), der schon im Winter als Wunschkandidat galt, aber, wie zu hören ist, mit seinem damaligen Gesprächsgebaren eher für Verschnupfung sorgte. Und auch nicht Sascha Gavanovic (zuletzt TSV Plattenhardt), der zwar selbst einen erneuten Wiedereinstieg bei seinem Ex-Verein nicht grundsätzlich ausschließen würde, jedoch versichert, nicht kontaktiert worden zu sein. Dilettos Idee lautet: Diletto. „Wir haben ein paar Leute angesprochen. Wenn das nicht klappt, könnte ich mir vorstellen, dass ich das selbst weitermache“, sagt der 37-Jährige, der offensichtlich auf den Geschmack gekommen ist. Möglicher Assistent: Radoslav Kral. Der einstige Calcio-Abwehrroutinier steht schon jetzt als Berater zur Seite.