Erst Videoanalyse, nun Personalwechsel – so will Christopher Eisenhardt einen Aufschwung herbeiführen. Foto: Archiv Bergmann

Nach dem Derby-Torfestival stehen der SV Bonlanden und der TV Echterdingen vor schweren Aufgaben.

Filder - Es war ein Spiel wie ein Erdbeben. Acht Tore im Derby. Endstand 2:6. An diesem Wochenende muss sich nun zeigen, wie die beteiligten Seiten damit umgehen. Steht der gerupfte Verlierer TV Echterdingen gleich wieder auf? Sind dem rauschenden Sieger SV Bonlanden Flügel verliehen? Beide Filder-Landesligisten haben schwere Aufgaben gegen Spitzenteams der Staffel vor sich.

SV Bonlanden – TSGV Waldstetten

Wie heißt es so schön: unverhofft kommt oft. Die Bonlandener und ein Offensivproblem? Zumindest am vergangenen Spieltag durfte an der Humboldtstraße darüber herzhaft gelacht werden. Vor allem Srdjan Savic sei Dank. Dessen Tore-Viererpack hat nicht nur furios eroberte drei Punkte eingebracht. Auch ergibt sich im Angriff des Aufsteigers damit plötzlich eine ganz neue Konkurrenzsituation. Denn dass er den eigentlichen Defensivspezialisten in seiner Derby-Überraschungsrolle als Spitze weitermachen lassen wird, das steht für den Trainer Klaus Kämmerer bereits fest. „Alles andere wäre komisch nach dieser Begegnung“, sagt der Coach – was heißt: einer der bisher gesetzten Platzhirsche muss an vorderster Front weichen, Ugur Yilmaz oder Nico Presthofer. Und das sind immerhin die Torschützenkönige der beiden vorangegangenen Bezirksliga-Spielzeiten.

Presthofer, durch dessen krankheitsbedingten Fehlen es überhaupt erst zur Savic-Idee gekommen war, wäre eigentlich wieder einsatzbereit. Möglich aber, dass ihm nun erst einmal nur ein Bankplatz bleibt. „Für die, die beim Toreschießen bisher etwas unter ihren Möglichkeiten geblieben waren“, sei der Auftritt des Routiniers Savic „ein deutliches Zeichen“ gewesen, merkt Kämmerer an.

Ansonsten empfiehlt der Trainer den Seinen, sich bei aller Freude „nicht länger mit diesem 6:2 aufzuhalten“. Schließlich steht gleich die nächste gewichtige Prüfung an. Gegner ist an diesem Samstag der TSGV Waldstetten, amtierender Vizemeister und aktueller Aufstiegsmitfavorit. Der musste zwar zuletzt in den Gipfelduellen mit Geislingen (0:6) und Hofherrnweiler (0:1) schmerzhafte Heimniederlagen hinnehmen, doch gehören die Ostalb-Kicker für Kämmerer unverändert „zu den absoluten Topteams“. Seine Einschätzung: „Es wird schwer, diesen Gegner zu knacken.“

Unmöglich freilich nicht. Erst recht nicht mit dem im Echterdingen-Spiel erworbenen Selbstvertrauen. Hinzu kommt, dass Kämmerer personell aus dem Vollen schöpfen kann. Außer dem erwähnten Presthofer kehren auch Mike Baradel (war privat verhindert) und Maurice Grözinger (nach Zerrung) ins Bonlandener Aufgebot zurück.

NAFI Stuttgart – TV Echterdingen

Alle Echterdinger Beteiligten, die das Derby-Debakel übers Krautfest verdrängt hatten, wurden Anfang der Woche hart in die raue Wirklichkeit zurückgeholt. Der Trainer Christopher Eisenhardt kannte kein Erbarmen. Der Hauptprogrammpunkt am Montagabend hieß: Videoanalyse. Und so hat der Coach seinen Kickern deren Gruselfilm vom vergangenen Spieltag noch einmal in aller Ausgiebigkeit vorgeführt. „Es ging darum, sich die Fehler, die wir gemacht haben, anzuschauen und daraus zu lernen“, sagt Eisenhardt. Da es arg viele gewesen waren, hat die Aufarbeitung entsprechend Zeit in Anspruch genommen.

Inwieweit für die Praxis etwas hängen geblieben ist, muss sich nun am Sonntag zeigen. Keinen Illusionen gibt sich Eisenhardt darüber hin, dass es in dieser Saison weitere Leistungsschwankungen geben wird – womöglich auch erneut, ja, „leider mal in dieser extremen Form“. Es ist der Preis, den die Gelb-Schwarzen für ihren personellen Umbruch und Neuanfang vom Sommer zahlen. Stabilität, Kontinuität und Erfahrung lassen sich halt mal nicht über Nacht herbeizaubern, zumal in einer Mannschaft, die wie zuletzt zur Hälfte aus U-21-Spielern bestand. Gleichzeitig ist freilich ebenso klar: Treten die Echterdinger so auf wie bei besagtem 2:6, dürfte es schon am aktuellen Spieltag in Zuffenhausen abermals böse ins Auge gehen.

Der Gegner zählt zu den spielstärksten der Liga. Wehe, man lässt ihn ins Rollen kommen. Dann läuft das Ensemble um den Mittelfeldstrategen Daniel Bosnjak und den Torjäger Franco Petruso schnell mal zur Galaform auf. Letzterer war vor der Runde der prominenteste Zugang der Nord-Stuttgarter. Für seinen Ex-Verein Heiningen brachte es der 30-Jährige zweimal zum Schützenkönig der Staffel.

„Die haben absolute Qualitätsspieler drin. Wir müssen es demgegenüber über das Kollektiv schaffen“, sagt Eisenhardt. Mannschaftliche Geschlossenheit sticht individuelle Klasse? Kämpferherz übertrumpft Ballfertigkeit? Beim Filderclub hofft man darauf. Eisenhardt erwartet von den Seinen jedenfalls „eine Reaktion“ – welche er selbst schon mit seiner Aufstellung zu zeigen gedenkt. In der werde es Änderungen geben, nicht nur die eine durch Philipp Widmayers Gelb-Rot-Sperre erzwungene. Wie sagt Eisenhardt? „Nach dem Bonlanden-Spiel darf sich keiner beschweren, der jetzt auf die Bank wechselt. Das war für alle Note sechs.“