Der Matchwinner im Anflug: Friedrich Pfeifer Koelln (links) erzielte das entscheidende Tor. In der Bildmitte: sein Teamkollege Alexander Fregien. Foto: Günter Bergmann

Dank eines Jokertors von Friedrich Pfeifer Koelln gewinnt der TV Echterdingen gegen den SV Bonlanden mit 1:0 und stellt dessen Trainer zunehmend vor ein Rätsel.

Echterdingen - Es war ein Bauchgefühl. Gesagt habe ihm dieses, „dass der Freddy an diesem Tag noch etwas Besonderes machen kann“. Und die innere Stimme sollte ihn nicht trügen. Ziemlich genau eine Stunde war gespielt, als der Trainer Christopher Eisenhardt seinen Joker Friedrich Pfeifer Koelln, Rufname Freddy, an der Seitenlinie zu sich beorderte. Bitte fertig machen zum Einwechseln. Drei Minuten später lagen die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen sich jubelnd in den Armen. Getroffen hatte, kaum auf dem Rasen – richtig: Pfeifer Koelln. Und noch einmal 30 Minuten später tanzten die Gelb-Schwarzen dann vollends ausgelassen übers regennasse Geläuf. Denn das Tor ihres Routiniers war am Sonntag, wie sich herausstellen sollte, das goldene zum 1:0-Derbysieg gegen den SV Bonlanden.

Geglückt ist damit die Revanche für die Demütigungen der vergangenen Saison, als die Echterdinger von ihrem Lokalrivalen mit 2:6 und 0:3 abgewatscht worden waren. Und gelungen ist damit auch ein persönlicher Ausstand: Eben der Schütze Pfeifer Koelln stand zum letzten Mal fest im Kader der Gastgeber. Beruflich mittlerweile in Würzburg tätig, wird der 29 Jährige laut Eisenhardt für den Rest der Hinrunde „höchstens noch gelegentlich und in Notfällen“ zur Verfügung stehen – und von Januar an dann gar nicht mehr. Im neuen Jahr geht es für Pfeifer Koelln ebenfalls jobbedingt zurück in seine Heimat nach Brasilien.

Erneuter Bonlandener Chancenwucher

Dass nun zuvor ausgerechnet er zum Matchwinner im Prestigeduell geworden ist, ist eine jener Geschichten, wie sie wohl nur der Fußball schreiben kann. In der Summe haben sich für Eisenhardt und die Seinen Kampfkraft und Beharrlichkeit bezahlt gemacht, zugleich haben sie aber auch von einem anderen Umstand glücklich profitiert: Beim Gegner hält zugleich dessen erstaunliche Torflaute an. Wie schon an den Spieltagen zuvor ließen die Bonlandener selbst beste Möglichkeiten aus – und sorgen bei ihrem Coach mehr und mehr für Kopfschütteln. Wie es sein kann, dass dieses Ensemble der Ballermänner plötzlich nicht mehr trifft? Warum das Runde partout nicht mehr ins Eckige will? „Es ist ja nicht so, dass man solche Fähigkeiten auf einmal verliert. Mir ist das gerade auch ein Rätsel“, stellte ein etwas ratlos wirkender Trainer Klaus Kämmerer fest.

Zum Synonym für die Angriffskrise und Pfeifer Koelln’schen Gegenstück wurde just Srdjan Savic – der Mann, der die Echterdinger vor Jahresfrist noch nahezu im Alleingang abgeschossen hatte. Gleich in der Anfangsphase stand der Ex-Profi völlig frei vor dem Tor. Eine Chance wie ein Elfmeter, und manchem auf Echterdinger Seiten mag bereits das Herz in die Hosen gerutscht sein. Sollte das etwa schon wieder so los gehen? Auftakt zur nächsten Savic-Show? Die Antwort lautete: nein. Der Oldie schaufelte nicht nur in dieser Szene den Ball übers Ziel, sondern vergab im Verbund mit seinem Sturmpartner Ugur Yilmaz auch noch drei weitere Hochkaräter.

Pfeifer Koelln per Abstauber

Kämmerer tat es nach eigenem Bekunden „weh, zu sehen, wie wir uns erneut nicht belohnen“. Und noch mehr, als dann im zweiten Durchgang der Gegner forscher wurde – und in seiner ersten eigenen größeren Drangperiode ganz konträr zuschlug. Tahir Bahadir hatte nach einer Vorlage des erneut starken Alexander Fregien bereits das 1:0 auf dem Fuß. Erzielt hat es dann wie erwähnt Pfeifer Koelln. Eckball David Hertel, Kopfball Thomas Ivan an den Innenpfosten, darauf stand der Aussteiger an der richtigen Stelle und staubte ab (64.).

Vergessen damit zumindest für die Echterdinger die verkrampfte erste Hälfte, in der auch aufgrund der kleinlichen Spielleitung des Schiedsrichters Marco Komander (TSG Maselheim-Sulmingen) kein rechter Spielfluss hatte aufkommen wollen. Vergessen damit auch die Durststrecke der vorigen Wochen. „Nach den Schwierigkeiten von zuletzt ist das das passende Zeichen“, sagte Eisenhardt, der seine Elf diesmal im 3-4-3-System agieren ließ – und bei gegnerischem Ballbesitz mit einer Abwehrfünferkette.

Rote Karte als finales Ärgernis

Getrübt wurde die Freude der Echterdinger, die mit dem Sieg in der Tabelle nun an ihrem hoch gewetteten Gegner vorbeigezogen sind, schließlich nur durch eine Begebenheit. Als in der Nachspielzeit die Emotionen kurzzeitig hochkochten, deutete Niko Zalac ein Anspucken eines seiner Kontrahenten an. Da bereits der Versuch strafbar ist, sah der Verteidiger Rot. Eisenhardts Kommentar: „Er ist bis aufs Blut provoziert worden, muss sich da aber natürlich anders im Griff haben.“

Am nächsten Sonntag in Sontheim wird Zalac also fehlen. Ebenso wie „Freddy“, der Derby-Held, Friedrich Pfeifer Koelln. Jener allerdings aus genanntem anderen Grund.

TV Echterdingen:
Kamphues – Zalac, Stehle, Ivan – Heim (81. Plattenhardt), Alavac, Garcia-Franco, Hertel – Fregien (87. Berisha), Kienzle (61. Pfeifer Koelln), Bahadir (90.+3 Zugac).

SV Bonlanden:
Wiedmann – Pein (46. Großhans), Imme, Pottmeyer, Baradel – Yildizeli, Schmidt (81. Andretti), Ringger, Fröschle (81. Pehlivan) – Savic (59. Schaller), Yilmaz.