Nach gut eineinhalbjähriger Amtszeit ist Schluss beim SV Bonlanden: Klaus Fischer, nun Ex-Trainer. Foto: Yavuz Dural

Paukenschlag beim SV Bonlanden: der Trainer Klaus Fischer tritt zurück. Auch die anderen Filderteams haben interessante Personalien: Beim TV Echterdingen verlängert der Coach Kalic seinen Vertrag, bei Calcio ist der Schreck nach dem Urteil gegen den Rotsünder Paurevic groß.

Filder - Paukenschlag beim Fußball-Landesligisten SV Bonlanden: der Trainer ist weg. Klaus Fischer hat am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt. Er zieht damit die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt der Filderstädter, die als ursprünglicher Titelfavorit mittlerweile tief im Abstiegskampf stehen. Vor dem 19. Spieltag an diesem Wochenende sind so zwei andere eigentlich auch nicht unerhebliche personelle Nachrichten in den Schatten gestellt: Beim Filder-Nachbarn TV Echterdingen hat der Coach Aleksandar Kalic ganz konträr seinen Vertrag verlängert – und beim Tabellenzweiten Calcio ist der Schreck groß, nachdem der Verein das Urteil im Fall seines Rotsünders Christopher Paurevic vorliegen hat.

SC Stammheim – SV Bonlanden

„Zwei schlaflose Nächte“ habe er nach dem vergangenen Spieltag noch verbracht, sagt Klaus Fischer. Und wer ihn kennt, der darf ihm das im wahren Wortsinn abnehmen. Zur Gattung „Sonnyboy“ hat der Trainer schließlich noch nie gehört. Er ist vielmehr ein Grübler – einer, in dem es bei Niederlagen nagt und zehrt. Zur Gewohnheit ist das Bild geworden, wie er nach Spielen erst einmal allein an der Seitenlinie verweilt und an einer Zigarette zieht, zuletzt immer öfter mit nachdenklicher Miene und zerfurchtem Gesicht.

Nun ist mit der Selbstmarter erst einmal Schluss. Am Donnerstag hat Fischer das endgültig gemacht, was für ihn selbst dann eigentlich schon am Montagabend festgestanden war. Abpfiff, Aus. Der 52-Jährige mag nicht mehr. „Ich war ein Stück weit mit meinem Latein am Ende“, sagt er. Schon die Wochen der Vorbereitung auf die zweite Saisonphase hatten in ihm offenbar Zweifel genährt, dass der dringend benötigte sportliche Umschwung gelingen wird – zu wankelmütig hatte sich die Mannschaft in den Testbegegnungen präsentiert. Der jüngste Auftritt beim 1:3 gegen den SC Geislingen im bislang einzigen Punktspiel des Kalenderjahrs genügte darauf als ultimative Bestätigung aller Befürchtungen. „Wir haben es einfach nicht geschafft, über den Winter die Fehler auszumerzen“, sagt Fischer, der mit seinem Rücktritt dem Verein „die Chance geben will, jetzt noch einmal alles auszureizen“. Ein Trainerwechsel als Schubkraft. Vielleicht, so hofft er, „werden ja jetzt ein paar Prozente freigesetzt“.

Adam weiter zuversichtlich

Der Bonlandener Fußballchef Kurt Adam rechnet Fischer diese „selbstlose Denkweise hoch an“. „Wir selbst“, sagt er, „hätten ihn sicher nicht weggeschickt.“ Freilich: auf größere Umstimmungsversuche hat Adam diesmal verzichtet, anders als noch im Oktober, als Fischer seinerzeit bereits ein erstes Mal erwogen hatte, das Handtuch zu werfen. Seitdem hat sich die Situation allerdings auch deutlich verschärft. Bei mittlerweile sieben Punkten Abstand zum sicher rettenden elften Tabellenplatz stehen die Schwarz-Weißen mit dem Rücken zur Wand. Auch wenn Adam „das Ganze noch nicht so prekär sehen mag“ und überzeugt ist: „Wenn sich die Jungs darauf besinnen, was sie können, werden sie aus der Sache rauskommen“ – allmählich wird es eng.

Zu finden gilt es nun zügig einen Nachfolger – einen Mann, der an den richtigen Stellschrauben dreht und der es versteht das ja unstrittig vorhandene Potenzial des Kaders wieder abzurufen. Wie dieser Jemand heißen wird, war bis gestern Abend völlig offen. Nach dem Training, das der Co-Trainer Fabio Lapeschi leitete, wollten Abteilungsverantwortliche und Mannschaft in der für solche Fälle gehabten Bonlandener Manier gemeinsam beratschlagen – und fürs Erste klären, wer am Sonntag im so wichtigen Kellerduell beim SC Stammheim das Coaching übernimmt. Einen bereits in der Gerüchteküche kursierenden Namen wie jenen des Ex-Bonlanden-Coachs Klaus Kämmerer, der derzeit ohne Fußballjob ist, wollte vom Verein einstweilen keiner kommentieren.

Wiedersehen mit Yilmaz

Klar ist: im anstehenden Bezirksderby muss dringender denn je ein Erfolgserlebnis her – ein solches, wie es der Gegner zuletzt gleich zweimal gefeiert hat. Während die Gäste von den Fildern mittlerweile seit neun Spielen sieglos sind, ließ ihr Kontrahent an den beiden vergangenen Wochenenden mit dicken Überraschungen aufhorchen: Dem 3:1 gegen den Titelanwärter Calcio folgte ein 2:1 beim Tabellenvierten Bad Boll. Der Matchwinner dort: ein gewisser Ugur Yilmaz – Winterpausen-Neuzugang und ehemaliger Bonlandener. Wer hätte gedacht, dass man sich einmal unter solchen Umständen wiedersieht?

Spfr. Dorfmerkingen – Calcio Leinfelden-Echterdingen

Der Abteilungsleiter Michael Alber ist noch immer „etwas sprachlos“. Und auch alle anderen bei Calcio Leinfelden-Echterdingen standen erst einmal mit offenem Mund da, als sie die Nachricht vernahmen. Zehn Spiele Sperre – so lautet das Urteil im Fall des Innenverteidigers Christopher Paurevic nach dessen roter Karte vor zwei Wochen in der Partie in Stammheim. Nein, kein Irrtum oder Druckfehler: zehn. Bleibt es dabei, ist die Saison für den 22-Jährigen fast schon vorbei. Mitwirken dürfte er erst wieder ab Mitte Mai – eine Formulierung noch im Konjunktiv, denn fest steht für Alber, dass Calcio Einspruch einlegen wird. „Wir wollen die Situation, die zum Platzverweis führte, gar nicht entschuldigen. Sie wird zu Recht bestraft“, sagt Alber. Nur: mit einem solchen Maß? Das hält der Echterdinger Fußballchef dann doch für „unverhältnismäßig“ bei einem Spieler, „der sich in der Vergangenheit noch nichts zuschulden kommen lassen hat“.

Freilich: die Chancen auf eine Abmilderung in zweiter Instanz sind wohl eher schlecht. Denn nach Sportgerichtsansicht kam Paurevic mitnichten hart, sondern ganz im Gegenteil eher glimpflich weg. „Strafmildernd berücksichtigt“ sei bereits, dass der Spieler zuvor provoziert und beleidigt worden sei – ehe er mit dem Ellenbogen zuschlug. Der entscheidende Punkt: Letzteres gemäß Schiedsrichterbericht „gezielt in Richtung Hals“ seines Kontrahenten. Insofern habe es sich um eine besonders schwere Tätlichkeit gehandelt, so die Auskunft von Verbandsseite.

Auch Pranjic fällt weiter aus

Einstellen müssen sich die Echterdinger also darauf, just in einem Mannschaftsteil, der eh schon als dünn besetzt galt, auf Dauer zu improvisieren. Zumal: außer Paurevic fällt auch der zweite theoretisch fürs Abwehrzentrum gesetzte Mann weiter aus. Josip Pranjic muss wegen Knieschmerzen passen. An diesem Samstag in Dorfmerkingen sollen wie schon beim mageren 1:1 gegen Hofherrnweiler ersatzweise der Kapitän Domenico D’Andrea und der Winterpausen-Neuzugang Niko Zalac den Innenblock bilden.

Doch ändert die kritische Personalsituation nichts an der Erwartungshaltung: Im dritten Anlauf „wollen wir nun unseren ersten Sieg in diesem Jahr“, sagt der Trainer Cataldo Diletto – er täte auch Not, soll das Unternehmen Aufstieg nicht ernsthaft ins Stocken geraten. Aufpassen müssen die Calcio-Kicker dabei vor allem auf einen Gegenspieler. Die Rede ist von Fabian Weiß, prominenter Nachschlag im Dorfmerkinger Kader. Der 24-Jährige, vormals für den VfR Aalen in der zweiten Liga im Einsatz und bis Dezember noch beim Drittligisten Würzburger Kickers unter Vertrag, hat einen Traumeinstand hingelegt. Bei seinen beiden bisherigen Einsätzen für seinen neuen Verein traf er fünfmal.

Auf die neu zusammengebastelte Calcio-Abwehr wartet mithin gleich ein richtiger Belastungstest.

TV Echterdingen – SV Ebnat

So etwas nennt man dann wohl gegen den Trend. Just in einer Phase, in der es nicht richtig laufen will, setzt der TV Echterdingen ein personelles Signal. Seit dieser Woche steht fest: Aleksandar Kalic, seit Dezember 2012 im Amt, bleibt Trainer beim Filderclub. Beide Seiten haben sich auf die Zusammenarbeit für eine weitere Saison geeinigt. „Auch wenn es aktuell nicht so schön ist, mit der Entwicklung insgesamt sind wir sehr zufrieden“, sagt der Abteilungsleiter Phillip Wunsch. Umgekehrt hatte der Coach nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es ihm in den Goldäckern gefällt.

So weit, so gut also aus Sicht der Beteiligten. Das einzig Blöde ist: bevor es nun tatendurstig an weitere gemeinsame Zukunftspläne gehen kann, ist da erst einmal noch die laufende Runde irgendwie über die Bühne zu bringen. Und in jener müssen die Echterdinger mittlerweile aufpassen, dass aus einem enttäuschenden Spieljahr nicht gar noch ein düsteres wird. Dass der Abstand zur Abstiegszone nach dem schwachen Auftritt beim 0:2 in Köngen lediglich noch zwei Punkte beträgt, löst in Kalic zwar „keine Panik aus“. „Ich glaube nicht, dass uns etwas passieren wird“, sagt er. Andererseits mag er die Situation aber auch nicht verharmlosen. Für „schlecht beraten“ hielte der Trainer sich und die Seinen, „würden wir in der Tabelle nicht nach hinten schauen“. Klar ist allemal: gegen den SV Ebnat, den Letzten des Klassements, darf es nun am Sonntag nur eines sein: ein Sieg – auch wenn Kalic von einem „angeschlagenen und somit gefährlichen Gegner“ spricht.

Beim Gegner stechen drei Namen heraus

Während bei den Echterdingern außer den Langzeitverletzten weiter der Linksverteidiger Dennis Garcia-Franco (Muskelfaserriss) fehlt, stechen im Gäste-Aufgebot drei Namen heraus. Erstens Moritz Wille. Jener ist gerade erst von den Gelb-Schwarzen zum Aufsteiger gewechselt, nachdem er in der Aalener Ecke ein halbjähriges Berufspraktikum angetreten hat. Zweitens Simon Fischer, mit zehn Treffern immerhin Zweiter der Liga-Torschützenliste. Drittens und nicht zuletzt der Spielertrainer Branko Okic. Ja, der Ex-Profi (VfR Aalen, Rot-Weiß Erfurt) steht inzwischen wieder selbst auf dem Feld.

Auch das ist gegen den Trend. Denn dazu muss man wissen: Okic ist Jahrgang 1969 – vor kurzem wurde er 47 Jahre alt.