Emre Yildizeli (links) glänzte im Spiel beim TSV Blaustein zwar nicht als Torschütze, aber als Flankengeber. Foto: Archiv Günter Bergmann

Die Stuttgarter kommen beim TSV Blaustein ebenso spät wie unverhofft zu einem Punktgewinn.

Zuffenhausen - Ja, es ist spannend, wenn bei einem Fußballspiel in der 90. Minute der Ausgleich erzielt wird. Wie beispielsweise in der vergangenen Saison in der Landesligapartie von N.A.F.I. Stuttgart beim TSV Blaustein. Am Samstag trafen die beiden Mannschaften zum ersten Mal in der aktuellen Saison aufeinander – und legten in Sachen Spannung noch eine gehörige Schippe drauf. Am Ende durfte sich das Team um Spielertrainer Damir Bosnjak bei der Glücksgöttin Fortuna über eine Dusel-Portion in der Größe XXL freuen, die einen späten, teils auch berechtigten, aber doch eher unverhofften Punktgewinn brachte. Davor gab es eine Begegnung, die in zweierlei Hinsicht recht bemerkenswert war: Erstens, weil es gemessen an den Verwarnungen eine recht farbenfrohe Begegnung war, in der zweitens zwei sehr originelle Spielsysteme ausprobiert wurden.

Die letzten fünf Minuten der Partie nebst weiteren vier Minuten Nachspielzeit musste Damir Bosnjak außerhalb der Coachingzone beobachten. Das wäre nun per se nicht verwunderlich, denn Bosnjak ist Spielertrainer bei N.A.F.I. und deshalb meist auf dem Feld zu finden. Doch diesmal hatte es andere Gründe: Bosnjak hatte sich nach 59 Minuten selbst ausgewechselt. Und die Coachingzone musste er in der 85. Minute beim Stand von 0:1 auf Anweisung von Schiedsrichter Matthias Zettler verlassen. Der hatte dem schon verwarnten Trainer der Stuttgarter wegen Reklamierens erneut Gelb gezeigt – macht in der Summe Gelb-Rot. Was Bosnjak noch mehr erzürnte: „Wir haben nur ein Viertel der Fouls begangen, die Blaustein begangen hat. Und trotzdem haben wir viel mehr gelbe Karten bekommen“, schimpfte er. Am Ende waren siebenmal Gelb und einmal Gelb-Rot gegen die Stuttgarter, während es die Gastgeber lediglich auf drei gelbe Karten brachten.

Aber der Reihe nach: Die Stuttgarter, bei denen Franco Petruso den aus beruflichen Gründen fehlenden Louis Hörger in der Sturmspitze ersetzte, hatten sich eigens für die Blausteiner eine besondere Taktik ausgedacht. Nachdem der TSV als konterstark bekannt ist, setzte N.A.F.I. auf eine Erweiterung des Ballbesitz- und Kurzpassorientierten Spielstils, meist Tiki-Taka-Fußball genannt. Die Stuttgarter machten ein Tiki-Taka-Tiki-Taka daraus. Damit hatten die Gäste zwar gefühlt 90 Prozent Ballbesitz, erzeugte aber kaum Torgefahr. Die Blausteiner lauerten wiederum auf die Fehler der Stuttgarter, die auch einige wenige machten. Doch dann praktizierte der TSV das so genannte „unvollständige schnelle Umschaltspiel“. Was bedeutet, dass außer dem Spieler, der den Ball hat, maximal noch ein weiterer in Richtung gegnerisches Tor stürmt. Das brachte in Halbzeit eins für jede Mannschaft drei Möglichkeiten. Seitens der Platzherren wurde ein Schuss von Max Schmid in der 15. Minute zur Ecke geblockt. In der 21. Minute klärte N.A.F.I.-Keeper Hüsrev Kop vor dem Strafraum gegen Oliver Schlotter. Und in der 32. Minute verfehlte TSV-Kapitän Sebastian Hinkl nach einem Doppelpass mit Marius Veith nur knapp das Ziel. Und seitens der Gäste verhinderte in der 20. Minute der Pfosten einen Treffer von Petruso, der nach einer Freistoß-Flanke von Ali Parhizi am schnellsten geschaltet hatte. In der 35. Minute hätte Daniel Bosnjak in aussichtsreicher Position nur noch abschließen müssen, entschied sich aber für einen Pass auf den deutlich schlechter postierten Talha Kavak. Und in der 42. Minute zwang Blausteins Verteidiger Patrick Erhardt mit einer missglückten Kopfballabwehr nach Flanke von Emre Yildizeli seinen Torwart Timo Stoiber zu einer Glanzparade.

Wer nun auf etwas mehr Schwung in Hälfte zwei hoffte, wurde größtenteils enttäuscht. Denn Torszenen gab es weniger. Aber dafür zwei Tore mehr. Das erste fiel nach 55 Minuten, weil die Blausteiner diesmal mit vier Mann einen Konter fuhren, den Sebastian Hinkl mit dem Treffer zum 1:0 abschloss. N.A.F.I. versuchte danach, mehr Torgefahr zu entfalten, scheiterte damit aber ebenso wie der TSV, der auf Konter setzte, aber nur noch einen viel versprechenden Versuch hinbekam. Benjamin Passer verpasste in der 81. Minute frei vor dem Tor der Stuttgarter eine Hereingabe von Schmid. Und dann kam sie, die dritte Minute der Nachspielzeit, in der Yildizeli einfach den Ball Richtung TSV-Tor drosch. Das Spielgerät traf Mustafa Yesildaglar, der sich einfach nur in Richtung Ball bewegt hatte, am Kopf, prallte von dort ab und segelte über Blausteins Schlussmann Stoiber hinweg an den Innenpfosten und tropfte von dort zum 1:1 ins Tor. 20 Sekunden später war die Partie beendet.