Ein Duo, das zusammen drei Tore machte: Erdem Akcan (links) und der zweimal erfolgreiche Louis Hörger. Foto: Tom Bloch

Bei dem Gastspiel in Stuttgart ist der TSV Bad Boll praktisch chancenlos – trotz einiger Fehler der Sieger.

Zuffenhausen - Nach dem Schlusspfiff schlenderte Damir Bosnjak, Trainer von N.A.F.I. Stuttgart, entspannt auf das Spielfeld. Mal klopfte er einem Spieler anerkennend auf die Schulter, mal beließ er es bei einem lockeren Händedruck. Hätte man soeben nicht selbst gesehen, wie die Stuttgarter mit 6:1 (2:0) gegen den TSV Bad Boll gewonnen hatten, man hätte wohl ob dieser Passivität auf ein höchst langweiliges Remis getippt. Warum der Coach so zurückhaltend war? Nun, zum einen ist Bosnjak nicht dafür bekannt, aus der Haut fahren – egal bei welchem Resultat. Zum anderen war der Sieg auch das Ergebnis der mangelnden Qualität bei den Gästen.

Auf dem vorletzten Platz befindet sich der TSV Bad Boll derzeit und hat aus den ersten neun Partien lediglich vier Punkte geholt. Warum das so ist, wurde deutlich ersichtlich. Vorne fehlte es über die gesamten 90 Minuten an der nötigen Kaltschnäuzigkeit. In der Defensive ließ die Mannschaft zu viele Konter zu. Die Folge: Ein munteres Hin und Her während des gesamten Spiels mit zahlreichen Gelegenheiten – die nötigen Treffer gelangen allerdings lediglich den Stuttgartern. In der elften Minute steckte Kapitän Daniel Bosnjak den Ball auf Franco Petruso durch. Der Deutsch-Italiener schob den Ball problemlos an TSV-Torwart Felix Lache vorbei. Nur sieben Minuten später erhöhte Louis Hörger aus abseitsverdächtiger Position, nachdem erneut Daniel Bosnjak den Ball auf den Stürmer durchgespitzelt hatte (18.). Es hätten sogar noch mehr Treffer für die Stuttgarter sein können. Doch mal parierte Felix Lache, mal waren die Abschlüsse der N.A.F.I.-Stürmer zu ungenau.

Die größte vergebene Torchance in der ersten Hälfte gab es jedoch auf Seiten der Gäste. Max Pradler gelang ein schöner Pass von der rechten Seite in den Strafraum auf Matthias Aust. Der 29-Jährige legte den Ball zum Entsetzen der mitgereisten Unterstützer am leeren Tor vorbei (15.). Und auch weitere Gelegenheiten von Pascal Hartmann (20.) und Biagio-Gerson Damanti (24.) blieben ungenutzt. „Der Gegner war heute nicht in der Lage, unsere Fehler auszunutzen“, sagte Damir Bosnjak und meinte damit vor allem die nicht immer sattelfeste Defensive. „Da können wir uns definitiv noch verbessern“, mahnt er.

Denn kurz nach Wiederanpfiff vergab der Tabellenvorletzte einen zweiten Hochkaräter. Sebastian Aust hatte bereits N.A.F.I.-Schlussmann Halis Özcan umkurvt und auch sein Abschluss war nicht schlecht. Doch Linksverteidiger Enes Korkmaz kratzte den Ball gerade noch von der Linie (52.). Es war der Moment, der den Gästen endgültig den Zahn zog. Denn im direkten Gegenzug verwandelte Franco Petruso einen direkten Freistoß (53.). Anschließend gelang dem TSV zwar noch der Anschlusstreffer durch Sebastian Aust (54.), doch davon ließen sich die Stuttgarter nicht beirren. Innerhalb von zwei Minuten beseitigten Erdem Akcan (61.) und erneut Louis Hörger (62.) jegliche Restzweifel. Der letzte Treffer der Partie, erzielt durch Kaan Demir (78.), fiel in einem Zeitraum, in dem das Spiel bereits zu einem gemütlichen Trainingskick verkommen war.

„Klar, die Partie hätte heute auch anders ausgehen können“, gestand Damir Bosnjak, fügte jedoch selbstbewusst an: „Dann wäre das Spiel aber 10:3 für uns ausgegangen.“ Nun mag diese Aussage vielleicht etwas übertrieben sein, doch beinhaltet sie einen wahren Kern. Denn der variable Angriff bei N.A.F.I. mit ständig rotierenden Offensivspielern und nach vorne ausgerichteten Außenverteidigern, ist derzeit eine unberechenbare Waffe. Die zweitmeisten Tore gelangen den Stuttgartern damit in der gesamten Staffel. Die Folge: Das siebte ungeschlagene Spiel in Serie und nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer SC Geislingen, gegen den N.A.F.I. in der Hinrunde sogar noch spielt. Dass die Stuttgarter bereits ein Aufstiegskandidat sind, wiegelte Bosnjak allerdings ab. „Wir müssen jetzt erst mal fleißig weiter punkten, dann sehen wir weiter“, sagte der Spielertrainer, ehe er ganz entspannt das Spielfeld verließ.