Sergio Mavinga (vorne) traf früh zum 1:0 für die Stammheimer. Doch der SC verspielte die Führung in Hälfte zwei innerhalb von sieben Minuten. Foto: Yavuz Dural

Sergio Mavinga trifft früh zur Stammheimer Führung. Doch die Nord-Stuttgarter verlieren wegen einer schwachen zweiten Hälfte mit 1:2 gegen den TV Echterdingen.

Stammheim - Es müsste eigentlich ein Fall für kundige Mediziner sein, diese ganz spezielle Krankheit namens Stammheimer 45-Minuten-Fieber. Diese Krankheit befällt ausnahmslos Landesligafußballer des SC Stammheim. Nach der Ansteckung vergeht rund eine Stunde, bevor sich die Symptome zeigen, die dann exakt 45 Minuten lang anhalten. Zu den Symptomen gehören: Orientierungslosigkeit, weiche Knie, innere Verzagtheit und erhöhter Adrenalinspiegel. Das klingt vielleicht etwas exotisch, ist aber wohl die einzige Erklärung dafür, dass der SC zurzeit in seinen Spielen zwei Gesichter zeigt: Bis zur Pause agieren die Nord-Stuttgarter mehr als ordentlich, um dann nach der Pause völlig einzubrechen. So geschehen vor Wochenfrist beim 1:2 in Dorfmerkingen und erneut so geschehen am Sonntag, als der SC die Partie gegen den TV Echterdingen ebenfalls 1:2 verlor.

Es dauerte einige Zeit, bis die Stammheimer nach dem Schlusspfiff der Partie ihre Fassung wiedergefunden hatten. Doch während sich ein paar Spieler noch Wortgefechte mit den kickenden Kollegen aus Echterdingen lieferten, sagte SC-Coach Thomas Oesterwinter erst einmal gar nichts, bevor er sich dann nach einiger Zeit doch an eine zweigeteilte Analyse wagte. Teil eins: die sportliche Seite. „Bei den Toren, die wir bekommen, da machen wir es dem Gegner einfach viel zu leicht“, sagte Oesterwinter. „Ich muss einen Gegner vorne unter Druck setzen und nicht in unserer eigenen Hälfte.“ Früh den Spielaufbau des Kontrahenten stören – gelang das dem SC in Durchgang eins sehr gut. So gut, dass die Echterdinger nur zu zwei Torchancen kamen, die beide von SC-Keeper Milan Jurkovic zunichte gemacht wurden. Anders verhielt es sich nach dem Seitenwechsel. Nun war es der Gast, der früh und vor allem energischer attackierte. Und schon fiel das komplex konstruierte Defensivbollwerk der Platzherren wie ein Kartenhaus zusammen. Das rächte sich schnell. Beim ersten Tor der Gäste durfte Dennis Zschorsch aus der eigenen Abwehr heraus einen weiten Ball in die Spitze schlagen. Das Spielgerät wurde dort von Michael Haigis in Empfang genommen, der ebenso wenig gestört wurde wie Nils Schaller, zu dem Haigis weitergeleitet hatte. Und so traf Schaller in der 52. Minute zum 1:1.

Hatten in Dorfmerkingen vier Minuten zwischen den beiden Gegentoren gelegen, waren es diesmal sieben: In der 59. Minute wurde Marcel Helber am Stammheimer Strafraumrand nicht konsequent angegriffen und durfte zu Max Knoll durchstecken, der zum 2:1 vollendete. Zwischen den beiden Treffern hätte eigentlich noch ein weiterer fallen müssen, als Knoll nach einer Flanke von Haigis unbedrängt zum Flugkopfball kam, das Spielgerät aber neben den Pfosten setzte. Und hier setzte der zweite Teil von Coach Oesterwinters Analyse an, der sich mit der psychologischen Seite beschäftigte. „Wir müssen diese Unsicherheit aus den Köpfen bekommen und einfach mal die ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit überstehen.“ Doch das taten die Nord-Stuttgarter nicht. Die Folge waren die bereits eingangs erwähnten Symptome, die dazu führten, dass im Spiel des Aufsteigers kaum noch etwas zusammenlief. Dafür wurde die Partie nicklicher, der Diskussionsbedarf mit Schiedsrichterin Pamela Renz größer. Zwar drängten die Platzherren schon irgendwie auf den Ausgleich. Aber eben nicht im Kollektiv. Einerlei, ob in der Offensive oder in der Abwehr: den Aktionen fehlte es schlicht an Struktur.

Die war bis zum Pausenpfiff durchaus vorhanden gewesen. Engagiert und konsequent hatten die Stammheimer in Hälfte eins gespielt. Zudem hatten sie praktisch mit der ersten Möglichkeit den Führungstreffer erzielt, der übrigens durchaus als Vorbild für den Ausgleichstreffer gedient haben mag. In der 12. Minute hatte Jens Peringer einen weiten Pass nach vorne geschlagen, der in Marco Bardaro einen Abnehmer fand. Dessen Flanke leitete Tobias Oesterwinter auf Sergio Mavinga weiter, der dem TVE-Torwart Fabian Hieber keine Abwehrmöglichkeit ließ. Danach versuchte der SC aber, das Spiel zu kontrollieren, sorgte aber nur noch ein Mal für Torgefahr: Nach einem Eckball von Alexander Herzog zwang Peringers Kopfball den TVE-Schlussmann Hieber zu einer Glanzparade.