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Im Streit um die starke Preiserhöhung für Trinkwasser in Stuttgart im Jahr 2012 hat die Landeskartellbehörde vorläufig entschieden, dass die EnBW den Aufschlag zurücknehmen soll.

Stuttgart - Vor sieben Monaten hat die Energie Baden-Württemberg (EnBW) den Trinkwasserpreis in der Landeshauptstadt um 9,3 Prozent (20 Cent pro Kubikmeter) erhöht. Seitdem prüft die im Umweltministerium angesiedelte Kartellbehörde des Landes den Aufschlag. Die Behörde hat nach Informationen unserer Zeitung vorläufig entschieden, dass der Konzern mit 2,562 Euro pro Kubikmeter (brutto) einen weit überhöhten Preis verlangt und damit seine marktbeherrschende Stellung missbraucht.

In einem einstweiligen Antrag wird die EnBW aufgefordert, die Erhöhung rückgängig zu machen. Eine Sprecherin des Energieversorgers bestätigte dies. Der Konzern werde sich fristgemäß bis Mitte März äußern und belegen, dass die Stuttgarter Situation nicht mit der anderer Versorger verglichen werden könne. „Wir haben hier das komplexeste System einer Wasserversorgung in Deutschland“, so die Sprecherin. Man bezweifle, dass die Landesbehörde den Sachverhalt ausreichend berücksichtigt habe, und halte den Aufschlag für gerechtfertigt.

Die EnBW hatte bei der Neukalkulation 2012 ihr Berechnungsverfahren geändert. Sie setzt nicht mehr den Ertragswert, also das, was der Betrieb jährlich abwirft, an. Sie rechnet jetzt mit dem Gesamtwert ihrer technischen Anlagen. Dieser Wechsel war von Stadtverwaltung und Gemeinderat scharf kritisiert worden, weil er sich nicht nur auf den Wasserpreis, sondern auch auf den Preis für alle Leitungen und Hochbehälter auswirkt. Der ist durch die neue Methode von einem Jahr aufs andere um 400 Millionen Euro nach oben geschnellt. Die Stadt will alle Anlagen von der EnBW zurückkaufen und die Versorgung von 2014 an selbst übernehmen. Der Streit um den Kaufpreis soll bald vor Gericht ausgetragen werden.