Mit einem Flashmob haben Schüler im Arpil für eine Gartenschau Ludwigsburg geworben – allerdings ohne Erfolg. Foto: factum/Granville

So groß die Enttäuschung in Ludwigsburg ist, dass bis 2030 keine Landesgartenschau kommt – man will sich nächstes Jahr erneut bewerben. Ulm und Ellwangen hatten auch aus politischen Gründen Erfolg.

Ludwigsburg - Groß waren die Hoffnungen in Ludwigsburg und groß auch das Selbstbewusstsein, als im April eine Jury des Agrarministeriums zu Gast war. Eine Geigenspielerin gab im Salonwald ein Konzert, Schüler organisierten einen Flashmob auf der B 27, vom Dach des Schlosses konnte man virtuell durch das begrünte Ludwigsburg schweben. Doch es hat nichts genutzt: Die Barockstadt darf bis 2030 keine Landesgartenschau ausrichten.

Stattdessen haben andere Kommunen den Zuschlag bekommen – das hat der Agrarminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag in Stuttgart verkündet. Dabei spielen auch politische Gründe eine Rolle, wie er gegenüber der Landespresse einräumte: Ellwangen erhält sozusagen einen Ausgleich für die problematische Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge, die immer wieder Schlagzeilen auslöst. Und Ulm kommt 2030 zum Zug, weil es genau 50 Jahre zuvor die erste Gartenschau im Land ausgerichtet hat. Zumal beide Kommunen sich schon mehrfach in der Vergangenheit beworben haben.

Politische Gründe für Ellwangen und Ulm

In Rottweil hat das Konzept eines neuen Bahnhalts im Neckartal Erfolg gehabt, dieser soll über einen Aufzug an die hoch gelegene Altstadt angebunden werden. Für das Ludwigsburger Rathaus ist das schwer verdauliche Kost – hoffte man doch auf einen Schub in der Stadtentwicklung mit einer B 27, die auf nunmehr 800 Metern vor dem Schloss und dem Blühenden Barock in einen Tunnel verbannt würde. Der OB Werner Spec, parteilos, will die Entscheidung nicht kommentieren und lässt seinen Baubürgermeister Michael Ilk die Lage erklären. „Wir sind ein Stück enttäuscht“, sagt dieser. Man habe eine „hervorragende Bewerbung“ eines hoch motivierten Teams abgegeben – offenbar seien die der anderen Städte aber überzeugender gewesen.

Die Sektkorken knallen dagegen im Rathaus des Städtchens Vaihingen/Enz: Als einzige Kommune der Region darf sie zumindest die kleine Version der Gartenschau im Jahr 2029 ausrichten. „Wir sind sehr glücklich und fühlen uns auch ein Stück weit geehrt“, sagt der OB Gerd Maisch. Statt Geigenkonzert und Multivisionsschau hatte man beim Empfang der Jury im April auf Butterbrezeln, den Schwäbischen Albverein und eine Weinprobe der örtlichen Winzer gesetzt. Auf dem Köpfwiesenareal soll ein Stadtpark entstehen, und das Enzufer soll erlebbar werden – dazu kommt ein mögliches Bauprojekt auf einer Gewerbebrache.

Lobbyarbeit bleibt wichtig

„Wir haben schon seit 2015 geplant und die Bürger mit einbezogen“, erklärt Maisch den Erfolg. Neben Vaihingen/Enz ist für die „kleine Schau“ noch für 2027 Bad Urach zum Zug gekommen.

Wie häufig bei solchen Entscheidungen spielt auch die politische Lobbyarbeit eine Rolle. Der Grünen-Abgeordnete Markus Rösler etwa, der in Vaihingen/Enz wohnt, war der erste, der unmittelbar nach der Entscheidung des Landeskabinetts eine Pressemitteilung veröffentlichte. An „verschiedenen Stellen“ habe er sich für das Vaihinger Projekt eingesetzt. Und im Ostalbkreis gilt der umtriebige und in die Landespolitik vernetzte Landrat Klaus Pavel (CDU) als versierter Strippenzieher, der der kleinen, katholischen Stadt Ellwangen politische Rückendeckung gab.

Michael Ilk: Wir planen weiter – nicht aus Trotz, sondern Notwendigkeit

Wie geht man in Ludwigsburg mit diesem Rückschlag um? Der Baubürgermeister Michael Ilk sagt: „Wir planen weiter. Nicht aus Trotz, sondern aus Notwendigkeit.“ Man sei es den Bürgern schuldig, die Stadtautobahn mit täglich 70 000 Fahrzeugen unter die Erde zu verbannen. Auch die Vernetzung der Grünparks in der Innenstadt könne man vorantreiben: „Die Landesgartenschau hätte das zwar beschleunigt, aber die Themen bleiben wichtig.“

Ein Trost bleibt den Ludwigsburgern: Weil die Ausschreibung für die Jahre 2025 bis 2030 ungewöhnlich spät stattgefunden hat, gibt es im kommenden Jahr schon die nächste Chance. Und zwar für den Zeitrum bis 2035. Ilk verweist auf den Gemeinderat, sagt aber: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir es erneut versuchen.“