Mit dem Parken wird es während des Umbaus shwierig Foto: Lichtgut

Im März beginnen mit dem Abbruch der Parkgarage bei der Landesbibliothek die Arbeiten für den Erweiterungsbau der Bücherei. Das Vorhaben markiert eine Zäsur an der Kulturmeile: Die Bebauung und der Fußweg kommen wieder dicht an die Konrad-Adenauer-Straße.

Stuttgart - So große, komplexe und teure Bauvorhaben mitten in der Stadt sind immer ein bisschen ein Abenteuer, meint Roland Wenk, Leiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau, Amt Stuttgart. Demnächst beginnt wieder ein Abenteuer: mit den Arbeiten für den Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek. 48 Millionen Euro hat das Land freigegeben. Mit Risikopuffer beträgt der Kostenrahmen 52 Millionen.

Noch während der Vegetationspause im Februar sollen die unter die Baumschutzordnung fallenden Bäume beseitigt werden, danach finden weitere Rodungen in der Grünanlage über der Parkgarage statt. In den Osterferien im April wird der Steg über die Ulrichstraße fallen – und nicht mehr ersetzt. Ebenfalls im März soll der Abbruch der Parkgarage anlaufen. Mitte August wird mit den Arbeiten im zweiten Untergeschoss, wo eine Tiefgarage entstehen wird, der Wechsel von den Abbruch- zu den Neubauarbeiten eingeläutet. Ende 2016 dürfte der Rohbau vollendet sein, Ende 2017 oder Anfang 2018 der Neubau in Betrieb gehen.

Der Verzicht auf den Steg markiert einen „Paradigmenwechsel“ (Wenk) an der Kulturmeile durch den Entwurf des Architekturbüros Lederer, Ragnasdóttir, Oei: Das sogenannte hohe Ufer der Kulturmeile – ein Fußweg in erhöhter Lage – verliert an Bedeutung. Die Fußgänger werden wieder aufs Niveau der Konrad-Adenauer-Straße geholt – und die Baulinie rückt ganz an den Straßenrand, nachdem die Neubauten in den vergangenen Jahrzehnten an höherer Stelle gebaut und von der Straße abgesetzt worden waren. Direkt am künftigen Gehweg an der Straße werden nach dem Lederer-Vorschlag die neue Bibliohteks-Cafeteria und ein Zugang zum Erweiterungsbau der Bibliothek angesiedelt. Über der Cafeteria entsteht außer dem Foyer mit Infotheke, digitalen Rechercheplätzen und der automatischen Buchrücknahme ein Vortrags- und Ausstellungsbereich mit hohen Decken und mit Panoramablick zum Neuen Schloss. Der obere Zugang ist auf dem Niveau der heutigen Grünanlage. Neben und über den Vortragsräumen sind vier Ebenen mit Bücherregalen und Leseplätzen.

Der Erweiterungsbau wird anders sein als der bestehende, 1970 eröffnete Komplex, sagen Wenk und sein Mitarbeiter Nikolaus Maier: nicht so luxuriös-luftig im Innern, eher kompakt, den Gesetzen der Haushaltskonsolidierung und der Platzökonomie folgend. Die Bibliothek geht mit dem Neubau vom Konzept der Magazinbücherei, in der sich Leser meist vorbestellte Bücher abholen, zur Freihandbibliothek über, in der Leser die Bücher aus dem Regal nehmen können. Der große Lesesaal bleibt im Altbau.

Der Neubau nimmt einen Teil der Grundfläche der Parkgarage unter der Grünfläche ein, die Technikzentrale einen weiteren. Neben dem Erweiterungsbau entsteht ein Platz mit Freitreppe zur Konrad-Adenauer-Straße – und mit direkter Sichtachse zum Mittelteil des Neuen Schlosses. Das wird die Diskussion über die vollständige Überdeckelung der Straße wohl wiederbeleben.