Was wird mit der Panoramastrecke der Gäubahn in Stuttgart? Foto: Lichtgut/Zweygarth

Die Deutsche Bahn AG erwartet, dass die Stadt mit der Inbetriebnahme des Projekts Stuttgart 21 die innerstädtische Gäubahnstrecke übernimmt.

Stuttgart - Zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Land zeichnet sich ein Konflikt um die Gäubahnstrecke in Stuttgart (Panoramabahn) ab. Diese Strecke wird 2025 vom alten Kopfbahnhof abgehängt. Fern- und Regionalzüge sollen dann in Stuttgart-Vaihingen enden, Fahrgäste dort auf die S- oder Stadtbahn umsteigen. Möglich wäre auch, dass Züge zu einem noch zu bauenden Halt am Nordbahnhof fahren.

Mit derInbetriebnahme des Bahnprojekts Stuttgart 21, von der Bahn AG für Ende 2025 avisiert, gehe die innerstädtische Gäubahnstrecke in den Besitz der Landeshauptstadt über, heißt es bei der DB auf Anfrage. Die Stadt hat die Trasse längst erworben, sie ist aber bisher weder für die Erhaltung noch die Sanierung zuständig.

13 Jahre für neuen Tunnel

Im S-21-Finanzierungsvertrag ist festgehalten, dass die Gäubahn im neuen System zum Flughafen fährt und anschließend durch den Fildertunnel den neuen Durchgangsbahnhof erreicht. Wann das der Fall sein wird, ist völlig offen, sicher nicht bis Ende 2025. Die DB-Projektgesellschaft für Stuttgart 21 verfolgt offiziell noch den Plan, die Gäubahn über die bestehenden S-Bahn-Gleise zum Flughafen zu führen, setzt aber gleichzeitig darauf, dass der Bund einen neuen, langen Tunnel zwischen Böblingen und dem Flughafen finanziert. Er würde wohl rund eine Milliarde Euro kosten. Aus dem S-21-Budget würden laut DB-Vorstand Ronald Pofalla für diese Alternative 270 Millionen Euro fließen. Die Realisierungszeit des Tunnels wird auf etwa 13 Jahre veranschlagt. Mit der Vorplanung wurde begonnen. Was geschieht in dieser Zeit mit der alten Gäubahnstrecke? Bleibt die Verantwortung für die Trasse bei der Bahn AG, bis der neue Anschluss an den Tiefbahnhof, mit welcher Variante auch immer, fertiggestellt ist? „Ja, das sehen wir so, allerdings ist die DB bislang noch nicht dieser Auffassung“, teilt das Landesverkehrsministerium auf Anfrage mit. Man sei der Auffassung, dass die DB AG „vertragsgemäß die Panoramabahn-Strecke bis zur Fertigstellung der Anbindung der Gäubahn über den Flughafen betreiben muss“.

In welchem Zustand ist die Strecke?

Der Weiterbetrieb könnte für die Bahn AG teuer werden. Nach den Radschäden während der Umleitung von S-Bahnen im Sommer 2021 fragt man sich, in welchem Zustand die kurvige Stecke durch Stuttgart ist. Die Panoramabahn werde turnusmäßig inspiziert und für das Befahren von S-Bahn-Fahrzeugen auch engmaschig überwacht, so ein Bahn-Sprecher. Fragen nach dem aktuellen Zustand werden nicht beantwortet.

Wie es um die Stecke bestellt ist, soll eine Bestandsaufnahme klären. Das Land hat bei der DB beauftragt, den „Investitions- und Instandhaltungsbedarf zum langfristigen (Weiter-)Betrieb zu ermitteln“. Das Ergebnis soll Anfang 2022 vorliegen. Gerüchteweise ist von 200 Millionen Euro die Rede, die wohl in den nächsten zehn Jahren investiert werden müssten. Bahn AG und Verkehrsministerium schweigen zu dieser Zahl. Egal, was am Ende anfällt, aus der Sicht des Landes müsse die Bahn AG die Panoramabahn betreiben, bis Züge zum neuen Hauptbahnhof durchfahren können, und damit auch Investitions- und Instandhaltungskosten übernehmen.