Als Freund der Oper bekannt: Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: Lichtgut

Technische und bauliche Mängel in allen Bereichen melden die Staatstheater in Stuttgart und Karlsruhe seit Jahren. Jetzt soll gehandelt werden. Mit einem „Jahrhundertbeschluss“ der grün-schwarzen Landesregierung.

Stuttgart - Seit mehr als 20 Jahren wird über die Sanierung und bauliche Erweiterung des Opernhauses in Stuttgart sowie des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe diskutiert.

Kabinettsbeschluss für die „große Lösung“ in Stuttgart

Jetzt hat sich die baden-württembergische Landesregierung zum Handeln verpflichtet. „Ziel ist es, abschnittweise bauliche und strukturelle Defizite zu beheben und für die Staatstheater einen zeitgemäßen und zukunftsfähigen Spielbetrieb sicherzustellen“, heißt es in einer Kabinettsvorlage, die der grün-schwarze Ministerrat am Dienstag beschlossen hat.

Baubeginn in Karlsruhe schon 2019

Für das Badische Staatstheater wird mit „Vollkosten von 270 bis 325 Millionen Euro“ gerechnet. Die Stadt Karlsruhe muss per Staatstheatervertrag die Hälfte der Kosten tragen, sie hatte im September 2017 der Sanierung und Erweiterung bereits zugestimmt. 2019 sollen die Arbeiten beginnen.

Weitere Untersuchungen in Stuttgart

So weit ist man in Stuttgart noch nicht. Weder sind die Vorermittlungen für die eigentlichen Planungen abgeschlossen noch die Berechnungen für den notwendigen Umzug der Oper Stuttgart und des Stuttgarter Balletts für mindestens fünf Jahre in eine eigens einzurichtende Interimsspielstätte mit 1400 Zuschauerplätzen.

Ministerpräsident Kretschmann: Ein „Jahrhundertbeschluss“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will mit dem Beschluss offenbar die Sanierung und Erweiterung des Staatstheater-Areals in Stuttgart absichern. Es sei ein „Jahrhundertbeschluss“, sagte Kretschmann am Freitag bei einem gemeinsamen Auftritt mit Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne), Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), und Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne) im Opernhaus. „Baden-Württemberg“, sagte der Ministerpräsident zuvor unserer Zeitung, „ist nicht nur ein überragender Industriestandort, sondern auch ein großartiges Kulturland. Stuttgarter Oper und Ballett genießen Weltruf – und den gilt es nicht nur zu bewahren, sondern kraftvoll weiter auszubauen. Die Sanierung der Oper ist das zentrale Bekenntnis dazu.“

Wissenschaftsministerin Bauer: „historische Verantwortung“

Mit dem Planungsstand von 2015 wird für das Projekt mit Kosten von knapp 350 Millionen Euro gerechnet, unterstellt man Baukostensteigerungen von jährlich 15 Prozent, landet man bei 500 Millionen Euro. Die Kosten sind, erinnert die Kabinettsvorlage „je zur Hälfte von der Stadt Stuttgart und dem Land zu tragen“. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sagte unserer Zeitung: „Wir haben uns etwas Großes vorgenommen und das ist auch notwendig. Es ist an der Zeit, sich der historischen Verantwortung zu stellen“. Und sie betonte: „Alle internationalen modernen Kulturbauten ist gemein, dass sie Raum für Begegnungen bieten, auch jenseits der eigentlichen Kernaufgabe eines Opernhauses. Die ,Burg Oper’ muss ein offenes Haus werden, das auch abseits der Aufführungen neugierig macht.“