Vor allem in Restaurants oder bei Veranstaltungen kommt die Kontaktverfolgung über die Luca-App in Baden-Württemberg derzeit noch zum Einsatz. Foto: dpa/Christoph Soeder

Das Land will für die Kontaktverfolgung künftig nicht mehr auf die Luca-App zurückgreifen, der Vertrag mit dem Anbieter endet. Stattdessen setzt man nun auf ein anderes Prinzip. Gastronomie und Hacker freut das.

Stuttgart - Die baden-württembergische Landesregierung wird den Kooperationsvertrag zur Nutzung der Luca-App für die Kontaktnachverfolgung in der Pandemie nicht verlängern. Das teilte Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Mittwochnachmittag mit. „Wir werden nun in einem geordneten Verfahren aus der Nutzung der Luca-App aussteigen“, so Lucha. „Wir mussten eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen und haben unsere Entscheidung genau abgewogen“, sagte der Minister. Der Vertrag mit dem Anbieter Culture4Life laufe Ende März aus und werde nicht verlängert. Bis dahin könne die App zunächst weiterverwendet werden.

Die Anwendung war in der Gastronomie und für Veranstaltungen zum Einsatz gekommen: Statt Zettel mit ihren Kontaktdaten auszufüllen, konnten sich Gäste mithilfe der App digital registrieren. Im Falle eines Corona-Ausbruchs sollten die Gesundheitsämter so die Möglichkeit haben, Kontaktketten nachzuverfolgen. Kritiker allerdings hatten die zentrale Datenspeicherung bemängelt, zuletzt war infrage gestellt worden, ob die Ämter die Daten nutzen.

Die Gesundheitsämter fragen die Daten kaum ab

Die Entscheidung für die Luca-App sei vor einem Jahr die richtige gewesen, sagte der Minister: „Inzwischen hat sich die Pandemielage verändert.“ Mehr als 70 Prozent der Menschen im Land seien geimpft, die Inzidenzen seien durch Omikron exponentiell gestiegen, „und die Kontaktpersonennachverfolgung der Gesundheitsämter konzentriert sich nun auf gefährdete Gruppen und große Ausbrüche“. Die mit der App gesammelten Daten würden deshalb „praktisch nicht oder nur in seltenen Ausnahmefällen“ durch die Gesundheitsämter abgefragt.

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Das Land setzt nun auf eine so genannte bevölkerungsbezogene Kontaktpersonennachverfolgung: „Diese Strategie kann auch mit Hilfe der kostenfreien Corona Warn-App des Bundes, die anonyme Warnungen ausspielt und auf eigenverantwortliches, umsichtiges Handeln der Nutzenden abzielt, unterstützt werden“, so Lucha. Die Regierung will nun beraten, ob man noch Hilfsmittel für die Kontaktverfolgung brauche.

Gastronomie und Technikexperten halten das Ende für nötig

Der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) im Land hatte die Landesregierung bereits vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, die Pflicht zur Gäste-Kontaktdatenerfassung in Gastronomie und Hotellerie aus der Corona-Verordnung zu streichen. Die Erfassung erzeuge einen hohen Aufwand, trage in der Praxis aber nicht wirkungsvoll zur Eindämmung der Pandemie bei, teilte der Verband mit.

Lobende Worte für das Ende der Luca-Nutzung kommen auch vom Chaos Computer Club im Land: „Es ist gut, dass es jetzt passiert. Das macht den Weg frei für sinnvolle Maßnahmen“, sagt Jens Rieger, Vorstand des Chaos Computer Clubs Freiburg – und nennt unter anderem die Corona-Warn-App. Vorteil dieser App sei, dass Kontaktpersonen direkt gewarnt werden könnten, ohne Umweg über das Gesundheitsamt. Mit der Luca-App verliere man Zeit, sagte Rieger.