Das Land Baden-Württemberg hat die Sammlung gekauft, die die Fürsten von Sigmaringen einst zusammentrugen. Ist das Geld gut investiert?
Allein der Umzug war eine Herausforderung, schließlich ist höchste Vorsicht geboten, wenn eine mehr als 2000 Jahre alte römische Vase transportiert werden muss oder ein Kamm aus Knochen, mit dem sich ein mächtiger Mann einst sein langes Haar frisierte. 8000 Objekte sind inzwischen umgezogen vom Hohenzollernschloss in Sigmaringen ins Depot des Landesmuseum Württemberg. Damit hat eine stattliche Sammlung ihren Besitzer gewechselt: Die archäologischen Bestände des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen gehören nun offiziell dem Land Baden-Württemberg.
Schimmel hätte den Ankauf verhindert
Zwei Millionen Euro hat die Sammlung gekostet, die Fürsten einst über Generationen zusammentrugen. Sie werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie auch die Restauratoren des Landesmuseum Württemberg in den kommenden Jahren noch viel beschäftigen. Der Zustand der Sammlung sei gut, sagt Astrid Pellengahr, die Direktorin des Museums. „Wenn etwas zum Beispiel verschimmelt wäre, würde man es nicht ankaufen“, so Pellengahr, denn der konservatorische Aufwand wäre zu groß. Vor dem Kauf wurde auch geprüft, ob die Sammlung die Bestände des Hauses sinnvoll ergänzt. „Der Bereich Hohenzollern war bisher unterrepräsentiert“, sagt Pellengahr. Das habe den Ausschlag für den Ankauf gegeben.
Eine Wanderausstellung soll durchs Land reisen
Voraussichtlich sollen im Jahr 2024 erste Objekte ausgestellt werden, zunächst in einer kostenlosen Sonderpräsentation im Alten Schloss in Stuttgart, dann aber auch in einer Wanderausstellung, die durchs Land reisen soll.
Dass die Sammlung zugänglich wird, war für die Kulturstiftung der Länder ein wichtiges Argument, sich an dem Ankauf mit 300 000 Euro zu beteiligen. Es handle sich um wichtige Relikte der Zeit, die Bedeutung für die Identifikation hätten, meint Frank Druffner, der stellvertretende Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Zur Sicherheit heidnische Dämonen beschwichtigen
In den vergangenen Jahrzehnten lagerten die Gefäße und Ohrringe, Speerspitzen, Ketten oder Schalen in Sigmaringen im Schloss in Vitrinen und Schränken. In der Sammlung finden sich Antiken aus Italien und Stücke aus der Jungsteinzeit, die in Skandinavien gefunden wurden. Das Gros der 8000 Objekte wurde aber bei Ausgrabungen in der Region entdeckt – etwa silberne Zierscheiben, die Frauen im frühen Mittelalter trugen und damit zeigten, dass sie aus der Gegend von Hettingen stammen. Es gibt Kreuze aus dünnem Blattgold, die auf Stoff genäht waren, die man Toten im Grab über den Kopf legte. Trotzdem hätten sich die Menschen zunächst nicht vollständig dem Christentum verschrieben, erzählt die Archäologin Nina Willburger. Sie hat in der Sammlung auch Zierscheiben entdeckt, auf denen Dämonen dargestellt sind. Zur Sicherheit hätten die Menschen neben den Kreuzen auch heidnische Amulette mit ins Grab genommen.