Auf- und Abgang der Brücke sind fertig, doch über der Straße klafft eine Lücke. Foto: Breithaupt

Die Stadt Lahr zittert um ihr Renommierprojekt für die Landesgartenschau im April: Eine Stahlbaufirma hat den Mittelteil einer prominenten Fußgängerbrücke noch nicht geliefert. Die Nerven liegen blank.

Lahr - Sie sei „ein wesentliches Element“, ein „prägnantes Zeichen“, mit dem die Stadt Lahr die Besucher der Landesgartenschau 2018 empfängt: eine Fußgängerbrücke, die sich im „eleganten Bogen“ über den Autobahnzubringer vor den Toren der Stadt schwingt und die zwei Hauptteile der Gartenschau verbindet. Die vollmundigen Ankündigungen könnten für die Katz sein, denn ob das architektonische Meisterwerk, gehalten von einem 50 Meter hohen Pylon und Stahlseilen, fertig wird, ist fraglich. Es fehlt das letzte Stück. Auf- und Abgang sind montiert, aber über der Straße klafft eine 25 Meter lange Lücke.

Eigentlich sollte diese längst geschlossen sein, aber die verantwortliche Stahlbaufirma Rohlfing hat die Termine immer wieder verschoben. Die Stadt und die Landesgartenschau GmbH (LGS) haben sich lange Zeit damit getröstet, dass noch genug Zeit sei. Der „lange Puffer“, räumen die LGS-Geschäftsführer ein, sei „verführerisch“ gewesen. Auch Telefonate haben monatelang nichts genutzt. Der Stahlbauer habe einfach andere Aufträge vorgezogen. Jetzt, zwei Monate vor der Eröffnung am 12. April, sind die Lahrer Bauherren im Wortsinne in die Luft gegangen. Mit dem Privatflugzeug des Tunnelbohrerproduzenten Martin Herrenknecht aus dem benachbarten Schwanau und dessen Cheftechniker Stephan Göggel sind der Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller (SPD), vier Gemeinderäte und LGS-Geschäftsführer Tobias de Haen am 4. Februar nach Stemwede in Ostwestfalen-Lippe geflogen. Dort, 50 Kilometer von Osnabrück entfernt, werkelt das Stahlbauunternehmen von Richard Rohlfing immer noch an den beiden Schlussteilen der Lahrer Brücke, jeweils 25 Meter lang und 50 Tonnen schwer. Eigentlich hätte die Brücke in Lahr im Sommer 2016, spätestens 2017 fertig sein sollen.

Die Brücke hätte schon 2016 fertig sein sollen

Wie die Gespräche zwischen dem säumigen Stahlbauer und dem Bittsteller aus Lahr verlaufen sind, ist nicht bekannt. Materielle Druckmittel haben die Lahrer nicht, eine Konventionalstrafe wurde nicht vereinbart. „Das hätte die Brücke viel teurer gemacht“, erklärt LGS-Geschäftsführerin Ulrike Karl. Teuer genug ist sie sowieso, der Preis ist von viereinhalb auf fünf Millionen Euro gestiegen. „Das war ein Ausschreibungsverfahren, wir mussten das preiswerteste Angebot nehmen“, so Karl.

Die Qualität scheint zu stimmen, die Pünktlichkeit eher nicht

Der Ruf des Stahlbauers hat zwei Seiten: Über die Qualität der Arbeit gibt es keine Klagen, über mangelnde Pünktlichkeit nach Medienberichten aber doch. Und über das „Kommunikationsverhalten“ hat man sich in Lahr schon lange gewundert. „Erstmals“, so Oberbürgermeister Wolfgang Müller, habe Rohlfing jetzt einen „finalen“ Zeitplan vorgelegt, nachdem er zuvor mantrahaft verlauten ließ: Die Brücke wird fertig. Nun aber sollen die Stahlteile bis zum 12. März wirklich ausgeliefert und bis 3. April montiert werden, so dass die Abnahme am 10. April vonstattengehen kann – zwei Tage vor der Eröffnung der Gartenschau mit einer Legion von Ehrengästen. „Das wird eng“, seufzt das Stadtoberhaupt. Da dürfe rein gar nichts mehr passieren, kein Unfall, kein Unwetter, keine Bedenken der amtlichen Prüfer. Dennoch übt sich der Schultes tapfer in Optimismus. Hoffnung mache ihm, dass die Anwesenheit des Herrenknecht-Cheftechnikers wohl Eindruck machte. Der Global Player der Tunnelbohrtechnik hat Erfahrungen mit Großtransporten und bietet Hilfe an, damit die beiden Brückenteile mit einem einzigen Lkw-Konvoi über die 600 Kilometer aus der Norddeutschen Tiefebene an den Schwarzwaldrand gefahren werden können. Jede Stunde zählt.

Zebrastreifen statt Brücke?

Während die Stadtverwaltung gemeinsam mit den LGS-Verantwortlichen heftig Daumen drückt, dass ihnen die Lücken-Blamage bei der Eröffnung doch noch erspart bleibt, halfen sich die Lahrer mit Humor über die närrischen Tage. Es gibt bereits einen viel belachten Fastnachtsschlager mit dem Titel „Was mach’ mer ohne Brück?“ Die Antwort ist ganz einfach: Die Besucherströme müssen mit Blick auf den Torso über einen Zebrastreifen die Bundesstraße 415 queren, die zugleich Autobahnzubringer ist. Über den absehbaren Rückstau bis zur A 5 werden sich anreisende Besucher aber wohl nicht amüsieren.