Philipp Lahm tritt ab - und das als Weltmeister. Foto: EFE

Er hinterlässt eine große Lücke: DFB-Kapitän Philipp Lahm hat am Freitag seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet. Am 3. September soll er würdig verabschiedet werden.

Er hinterlässt eine große Lücke: DFB-Kapitän Philipp Lahm hat am Freitag seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet. Am 3. September soll er würdig verabschiedet werden.

München - Die fußballbegeisterte Kanzlerin zollte Respekt, aber nur der Bundestrainer wusste Bescheid: Mit seinem Rücktritt aus der Nationalelf hat Philipp Lahm nur fünf Tage nach dem WM-Triumph in Brasilien ganz Fußball-Deutschland überrascht. „Er war in den zehn Jahren bei der Nationalmannschaft nicht nur ein herausragender Spieler, sondern immer ein absolutes Vorbild. Ich habe ihm für all das gedankt, was er für den DFB geleistet hat“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, nachdem Nationalmannschaftskapitän Lahm ihn am Freitag von seinem unerwarteten Entschluss unterrichtet hatte. Es sei aussichtslos, ihm die Entscheidung ausreden zu wollen, so Niersbach.

Die Reaktionen auf den Rücktritt

Der DFB-Präsident stellte Lahm aber einen 114. Länderspiel-Einsatz am 3. September in Düsseldorf gegen Argentinien in Aussicht. Das müsse der Bundestrainer entscheiden, sagte Niersbach: „Wir sind es Philipp vom DFB schuldig, ihm nach diesen zehn tollen Jahren in der Nationalmannschaft einen Superabschied zu bereiten.“ Der Rücktritt aus der DFB-Elf mache ihn „ein Stück traurig“, bekannte Niersbach.

Löw wusste Bescheid

Weltmeister-Coach Joachim Löw wusste als einziger seit dem Rückflug am Montag Bescheid, dass sein erst 30 Jahre alter Kapitän nach 113 Länderspielen im DFB-Team nicht weitermacht. „Er ist ein Musterprofi, der alles dem Erfolg unterordnet“, lobte Löw den „Weltklassespieler“, den er bei der WM erst als „Sechser“ im defensiven Mittelfeld und in den entscheidenden Spielen als Rechtsverteidiger eingesetzt hat. „Mit dem WM-Titelgewinn habe er seine „herausragende Laufbahn gekrönt.“

Philipp Lahms Karriere in Bildern

Eine „große Persönlichkeit“ nannte DFB-Teamchef Oliver Bierhoff den Musterprofi. „Er ist ein absolutes Vorbild, als Fußballer wie als Mensch. Bei der Nationalmannschaft konnten wir uns immer hundertprozentig auf ihn verlassen. Auf dem Platz genauso wie als Kapitän.“

Kanzlerin Angela Merkel, die beim WM-Finale in Rio als Edelfan dabei war, würdigte vor allem den Führungsspieler Lahm. „Weltmeister zu werden im Fußball ist sicherlich eine Mannschaftsleistung, aber der Kapitän hat damit auch etwas zu tun“, betonte die Regierungschefin. Und nutzte zugleich die Gelegenheit, „ihm meinen großen Respekt auszusprechen für das, was er für die Nationalmannschaft getan hat“. FIFA-Chef Joseph Blatter twitterte: „Lahm ist ein Vorbild & seine brillante Karriere wird nach seinem DFB-Rücktritt weitergehen.“

"Philipp, es war mir eine Ehre"

Via Facebook erklärte Mit-Weltmeister Lukas Podolski: „Philipp, es war mir eine Ehre mit Dir Seite an Seite 10 Jahre beim DFB und 3 Jahre für Bayern München zu fighten, spielen und Erfolge zu feiern.“

Viele erfolgreiche Ex-Nationalspieler äußerten Verständnis für den Rücktritt auf dem WM-Gipfel. „Na ja, er hat jetzt den WM-Titel. Mehr kann er als Fußballer ja nicht erreichen“, meinte Fußball-Idol Uwe Seeler. „Mehr geht halt nicht“, stimmte ihm der frühere Torjäger und DFB-Teamchef Rudi Völler zu. „Lahm hat jetzt zehn, zwölf Jahre auf allerhöchstem Niveau gespielt. Immer in der Weltspitze. Aus meiner Sicht ist das ein richtiger Moment für eine solche Entscheidung“, merkte Rainer Bonhof, Weltmeister von 1974 aus Mönchengladbach, an.

„Es gibt kaum einen besseren Abschied als als Weltmeister“, befand auch Karl-Heinz Rummenigge. Doch der Vorstandschef vom Lahm-Club FC Bayern München erkannte auch die Kehrseite der Medaille. „Für die Nationalmannschaft wird es aber nicht einfach, Lahm als Spieler, Mensch und Kapitän zu ersetzen.“ Es sei „schade für den deutschen Fußball, dass so ein toller Spieler aufhört“, merkte Ex-Nationaltorhüter Sepp Maier an.

Auch für Seeler ist Lahms Rückzug „ein großer Verlust“, den er aber zu kompensieren hofft: „Gott sei Dank haben wir in Deutschland viele gute Nachwuchsleute, das hat ja gerade die WM gezeigt. Ich hoffe, dass man die Lücke schließen kann.“ „Hauptsache, er bleibt dem FC Bayern noch lange erhalten“, erkannte Maier auch einen Vorteil für seinen Münchner Stammverein. Was man wie Bayer Leverkusens Kapitän Simon Rolfes durchaus als Drohung auffassen kann. „Jetzt kann er seine ganze Energie für den FC Bayern nutzen - was vielleicht schlecht ist für Bayer Leverkusen.“