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Sechsspuriger Ausbau von Gruibingen bis Mühlhausen soll in einem Jahr fertig sein.

Gruibingen - Eine gefühlte Ewigkeit quält sich der Verkehr schon über verengte Fahrspuren der A8 bei Gruibingen. Der Ausbau des 3,8 Kilometer langen Autobahnstücks im Kreis Göppingen hat sich erheblich verzögert. Die Kosten sind derweil kräftig geklettert. Von anfangs 41 auf jetzt voraussichtlich rund 70 Millionen Euro.

Diese Dauerbaustelle kennt jeder, der sich gelegentlich auf den Weg nach München macht. Gleich nach dem Aichelberg, bei der Raststätte Gruibingen, ist höchste Vorsicht geboten. Die Fahrspuren werden schmal, Betonleitwände verengen sie optisch noch zusätzlich. Es gilt Tempo 60 - von Gruibingen bis Mühlhausen (beide Kreis Göppingen). Hier endet die Baustelle, die Ende 2012 tatsächlich abgeschlossen sein soll. Das Ende der Stauzeit auf diesem 3,8 Kilometer langen A-8-Abschnitt hat am Mittwoch der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl verkündet. Allerdings mit gebotener Vorsicht: "Voraussichtlich", so Schmalzl, und wenn "extreme Witterungsverhältnisse" den Baufirmen keinen Strich durch die Rechnung machen.

"Wir haben hier zehn Jahre Baustelle", sagt Roland Schweikert, der Bürgermeister von Gruibingen. Im 2100-Einwohner-Ort im Oberen Filstal am Rande der Schwäbischen Alb ist bald aber das Schlimmste vorbei. Das Kernstück des sechsspurigen Autobahnausbaus, der 540 Meter lange Lärmschutztunnel, ist seit kurzem im Rohbau fertig. Auch Lärmschutzwände auf mehreren Hundert Meter Länge stehen schon.

Der Tunnel durchquert freilich keinen Berg. Er ist ein Betonbauwerk, das auf die Autobahn gesetzt ist. Er dient ausschließlich dem Lärmschutz und wird im Fachjargon Einhausung genannt. Diese Art von Lärmschutz ist auch auf der A81 zwischen Böblingen und Sindelfingen vorgesehen. Hier wird der Tunnel 850 Meter lang. Wann er gebaut wird, ist aber noch offen.

Durch die Einhausung bei Gruibingen wird künftig der Verkehr Richtung München fließen. Nach Stuttgart liegt die Autobahn etwas höher und ist offen. Um diesen Verkehrslärm vom Ort fernzuhalten, werden auch zwischen den beiden Trassen Schutzwände aufgestellt. Gruibingen kann die aufwendigen Bauten gut gebrauchen. Hier gibt es Häuser, die gerade mal 30 Meter von der Autobahn entfernt sind. Auch der Friedhof liegt direkt an der A8, über die täglich 70000 bis 80000 Autos und Lastwagen rollen. "Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man bei einer Beerdigung auf dem Friedhof ist und der Verkehr an einem vorbeirauscht", sagt der Bürgermeister.

Dieses Gefühl wird er schon bald nicht mehr haben. Wenn jetzt auf der Baustelle nichts mehr schiefgeht, wird es nämlich bereits ab Mai 2012 in Gruibingen wesentlich ruhiger. Dann soll der gesamte Autobahnverkehr in den Tunnel verlegt werden. Für Auto- und Lastwagenfahrer bedeutet dies freilich noch keine Entspannung. Es gibt auch auf diesem Abschnitt nur je zwei verengte Fahrspuren in beide Richtungen. Diese provisorische Verkehrsführung gilt dann bis zum Ende der gesamten Baustelle. In den Monaten bis Jahresende 2012 soll das noch fehlende A-8-Stück von Mühlhausen Richtung Stuttgart gebaut werden.

Im Tunnel erfolgt jetzt der Innenausbau. Dazu gehören zwei Lichtbänder, die Lüftung mit neun Ventilatoren, drei Notrufstationen mit Feuerlöschern, vier Hydranten zur Wasserversorgung der Feuerwehr, die Videoüberwachung mit 24 Kameras, Funk für Rettungskräfte und eine Lautsprecheranlage. Allein die Tunnel-Ausstattung kostet laut Schmalzl 5,4 Millionen Euro.

Insgesamt verschlingt der sechsspurige A-8-Ausbau von Gruibingen bis Mühlhausen jetzt etwa 70 Millionen Euro. Im Sommer 2005, als er begann, war noch mit rund 41 Millionen gerechnet worden. Die Baustelle wurde dann aber zum großen Ärgernis, weil es nur extrem langsam voranging. Zeitweise wurde gar nicht gearbeitet, erst seit April 2009 geht es allmählich voran. Der Grund für die massive Verzögerung: Es fehlte das Geld.

Direkt bei Gruibingen war die Autobahn aber schon vorher eine Baustelle. Zum Ausbau gehört auch die Tank- und Rastanlage. Sie ist bereits seit Ende 2002 in Betrieb.