Das Feiern im Bierzelt auf dem Cannstater Wasen ist lauter als erlaubt. Foto: dpa

Weil der Festlärm die zulässigen Werte um das Vierfache überschreitet, könnten Anwohner klagen.

Stuttgart - Dem Volksfest auf dem Cannstatter Wasen drohen Betriebsbeschränkungen. Weil der Festlärm die zulässigen Werte um das Vierfache überschreitet, könnten Anwohner klagen.  Der VfB Stuttgart will sich gegen mögliche Lärmklagen mit eigenen Messungen absichern.

 

Vier Millionen Besucher strömten in die Zelte und zu den Fahrgeschäften auf dem Wasen - ein neuer Rekord. Spitzenwerte erreichte aber auch der Lärm in und rund um die Zelte. Mit 100 Dezibel war er viermal so hoch wie zugelassen.

Schausteller-Präsident Volker Weber hatte die Lärmproblematik bei der Veranstaltung "mittendrin" unserer Zeitung benannt, Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) den Wert bestätigt. Die Messungen seien "noch nicht ausgewertet", so Hahn. Er selbst hatte die Schausteller schon im Frühjahr schriftlich zur Einhaltung der erlaubten 80 Dezibel ermahnt.

Auch der VfB Stuttgart fürchtet Beschränkungen 

Der Appell des Bürgermeisters hat einen ernsten Hintergrund: Ein Anwohner aus Bad Cannstatt hatte gegen den Lärm geklagt. Zum Gerichtsentscheid kam es aber nicht, weil der Kläger verstarb. Der Urteilsspruch wäre aus Sicht der Stadt eindeutig. Die Lärmwerte im nahen Wohngebiet erreichten nach 22 Uhr das "Drei- bis Vierfache des Zulässigen", heißt es. Das Volksfest müsste daher "rigoros runtergeregelt" werden, so die Auskunft aus dem Stadtplanungsamt.

Die städtische Gesellschaft in.Stuttgart, die das Volksfest veranstaltet, reagierte am Mittwoch verhalten. Man wolle die Messwerte anfordern und "alle an einen Tisch holen". In.Stuttgart misst in den Zelten nicht. Offenbar wurde in den Verträgen mit den Wirten bewusst auf dieses Recht verzichtet.

"100 Dezibel sind der Hammer, einen solchen Wert haben wir in München beim Oktoberfest noch nie erreicht", sagt ein Mitarbeiter des dortigen Umweltamtes. In München werden Überschreitungen durch so genannten Limiter - technische Einrichtungen zur Lärmbegrenzung an Musikanlagen - eingesetzt. In Stuttgart gibt es sie nicht.

Auch der VfB Stuttgart fürchtet Beschränkungen für abendliche Spiele. Der Verein hat Messungen in Auftrag gegeben, und will sich absichern, um "den Status quo zu erhalten", so ein Sprecher. Der Spielbetrieb sei ungefährdet, heißt es bei der Stadt.