Der Stuttgarter Gemeinderat fordert gegen den Lärm auf dem Cannstatter Wasen vorzugehen.
Stuttgart - Der Stuttgarter Gemeinderat fordert angesichts weit überhöhter Lärmwerte auf dem Volksfest Konsequenzen von der in.Stuttgart. Das städtische Tochterunternehmen veranstaltet den Rummel. "Wir wollen erst das Lärm-Gutachten sehen", sagt Geschäftsführer Andreas Kroll.
Beim Cannstatter Volksfest hatte das städtische Umweltamt mit bis zu 100 Dezibel in und außerhalb der Zelte eine viermal lautere Beschallung gemessen als erlaubt ist. Kroll liegen die Werte nicht vor. Die Messungen seien "noch nicht ausgewertet", erklärte Bau- und Umweltbürgermeister Matthias Hahn. Sie sollen Teil eines Gutachtens werden.
Beifall von den Anwohnern
Kroll will das Gutachten abwarten. Die 100 Dezibel seien "Spitzenwerte", sagt der Geschäftsführer. Bei den 80 Dezibel, die die Schausteller und Wirte laut Verträgen einhalten müssen, "handelt es sich aber um Mittelwerte". "Die 100 Dezibel wurden nicht nur an einer Stelle und nicht nur einmal gemessen", sagt Hahn.
"Ich will nichts beschönigen, aber wir brauchen zu Gesprächen mit den Mietern des Wasens eine klare Grundlage", so der Geschäftsführer auf Anfrage. Dann werde man "eine Lösung finden".
Die 100 Dezibel hatte Volker Weber, der Präsident des Landesverbands Schausteller und Marktkaufleute, auf der Veranstaltung "mittendrin" unserer Zeitung im Stadtarchiv Bad Cannstatt öffentlich gemacht. Weber hat die Stadt zum Handeln aufgefordert. Die Anwohner im Wohngebiet Veielbrunnenweg quittierten die Forderung mit Beifall. Die betroffenen Bürger erhielten am Donnerstag Unterstützung vom Gemeinderat. "Wir erwarten Maßnahmen von der Verwaltung: Die Musik abzuregeln ist einfach, man muss das Rad nicht neu erfinden", sagt Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold und verweist dabei auf die Praxis in München.
Bobic bezieht Stellung
"Man sollte nicht erst am Ende des Fests, sondern direkt reagieren", kritisiert CDU-Fraktionschef Alexander Kotz die jetzt gewählte Praxis. Die gegenüber dem Wasen geplante Bebauung dürfe das Fest nicht gefährden, sagt Kotz. Auf dem alten Güterbahnhof-Areal sind 450 Wohnungen geplant. "Sie sind nicht das Problem", sagt Pätzold. Klagen könnten eher die Bewohner des Gebiets Veielbrunnenweg. SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind greift in.Stuttgart an. "Es wäre besser, wenn die Gesellschaft das Thema schon länger ernstgenommen hätte", sagt sie. Stuttgart solle sich ein Beispiel an München nehmen.
"Wir waren in Hamburg, Düsseldorf und eine Woche vor dem Fest in München. Alle haben das gleiche Thema", sagt Kroll. In München werde der Lärm "konsequent angegangen". Dort gibt es technische Mittel zur Begrenzung der Lautstärke.
Für den VfB Stuttgart, der Lärmmessungen für das Stadion in Auftrag gegeben hat, bezog Manager Fredi Bobic am Donnerstag Stellung. "Wer in der Nähe eine Wohnung kauft, muss wissen, dass es auf dem Wasen oder beim Fußballspiel mal laut werden kann", sagte er. Deutschland sei ein "bürokratisches Land", es stelle sich "die Sinnfrage", so Bobic weiter. Er wohne fünf Minuten vom Wasen weg "auf einem Hügel" und genieße die Aussicht auf das Volksfest.