Wer an der Echterdinger Hauptstraße lebt, muss jede Menge Autolärm ertragen. Foto: Archiv Norbert J. Leven

Schutz vor zuviel Lärm ist wichtig: Dazu sind in Leinfelden-Echterdingen jetzt Meinungen und Ideen gefragt. Jeder kann bis 10. Juni Stellung zum Entwurf des aktualisierten Lärmaktionsplans nehmen.

Viele Menschen in Leinfelden-Echterdingen sind Krach ausgesetzt, weil sie in der Nähe der Einflugschneise des Airportes leben, weil ihr Haus an den S-Bahngleisen oder an einer der viel befahrenen Ortsdurchfahrten liegt. Gesund ist zuviel Lärm nicht, der Schutz davor mehr als wichtig. Genau dazu sind jetzt Ideen gefragt. Jede oder jeder, der möchte, kann sich auf der Internetseite der Stadt oder auch direkt im Echterdinger Rathaus über den frisch aktualisierten Lärmaktionsplan der Kommune informieren – besser gesagt über dessen Entwurf. Bis einschließlich Freitag, 10. Juni, gibt es die Möglichkeit, dazu Meinungen abzugeben.

Was steht in dem Papier?

Die Verkehrswende sieht einen Umstieg auf andere Verkehrmittel vor. Dennoch befasst sich auch der neue Entwurf des Lärmaktionsplanes ausschließlich mit dem Autolärm; insbesondere mit jenem Dröhnen und Tosen, das von der A 8, der B 27 und den Ortsdurchfahrten herrührt. Der Plan entspricht damit den Vorgaben der EU-Umgebungslärmrichtline.

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„Der Gemeinderat hat beschlossen, auch andere stark befahrende Straßen in die Betrachtung mit hineinzunehmen“, erklärt Andrea Egner, Leiterin des städtischen Amtes für Umwelt und Grünflächen dazu auf Nachfrage. Und sagt: „Es wird noch dauern, bis wir die Klimaziele umgesetzt haben.“ Bis dahin gebe es in Leinfelden-Echterdingen sehr viele Menschen, die vom Autolärm betroffen sind. Ziel des Planes ist es, diese zu ermitteln und vor den gesundheitlichen Schäden zu schützen. Die Landesanstalt für Umwelt hat den Lärm kartiert, betroffene Straßenzüge wurden ermittelt, Maßnahmen dagegen dokumentiert.

Wo ist es besonders laut, wo noch leise?

„Handlungsbedarf besteht, wenn die Grenzwerte tagsüber über 65 Dezibel und nachts über 55 Dezibel liegen“, erläutert Michael Koch vom Stuttgarter Büro Planung und Umwelt in einem Video, dass auf der Internetseite der Stadt Leinfelden-Echterdingen zu sehen ist. Das Büro hat für die Stadt den Lärmaktionsplan erstellt und schon mehrfach aktualisiert, wozu Kommunen alle fünf Jahre verpflichtet sind.

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In allen Ortsteilen gibt es demnach Lärmschwerpunkte. Die Häuser, die an den jeweiligen Ortsdurchfahrten in Stetten, Musberg, Leinfelden und Oberaichen liegen, seien stark belastet. „Am schlimmsten aber ist es an der Echterdinger Hauptstraße“, sagt Amtsleiterin Egner. Denn dort stehen die Häuser relativ nah an der Straße. Laut Michael Koch gibt es im Stadtgebiet auch noch drei ruhige Gebiete. Sie liegen westlich von Oberaichen, südwestlich von Musberg und südlich von Stetten und seien zu schützen. Das Siebenmühlental sei einerseits ein sehr schöner Ort, um sich zu erholen. Allerdings sei dort doch recht viel Fluglärm zu hören.

Was hilft gegen den Lärm?

Das beauftragte Büro schlägt verschiedene Maßnahmen und Varianten vor, die den Krach der Autofahrer und dessen Folgen für die Menschen in Leinfelden-Echterdingen mindern könnten. Dazu gehören Lärmschutzwände, Schallschutzfenster und besondere Straßenbeläge. Der Bau der Nord-Süd-Straße als Umgehungsstraße könnte viele vom Autolärm Betroffene entlasten. Zusätzlich könnte ein Lkw-Durchfahrverbot einiges bringen. Auch das Drosseln der Geschwindigkeit auf der B 27 könnte mehr Ruhe bringen. Das Büro hat Tempo 30 und Tempo 40 für verschiedene Straßen im Ort und die Ortsdurchfahrten geprüft.

Um das Tempo reduzieren zu können, muss sich die Kommune allerdings mit dem Regierungspräsidium abstimmen und eine Betroffenheit der Anwohner nachweisen, weiß Andrea Egner. „Was wir mit dem neuen Lärmaktionsplan dann können“, sagt sie unserer Zeitung. Zudem müssen der Gemeinderat und die örtliche Straßenbehörde zustimmen. Anreize, langsamer zu fahren, könnte die Stadt zusätzlich schaffen, indem sie das Straßenbild im Ort verschönert, Bauminseln baut, Sitzbänke aufstellt. Einen Anspruch auf Umsetzung von Maßnahmen gegen den Lärm haben die Anwohner allerdings nicht. Die Stadt hat auch verschiedene Behörden, sowie Städte und Gemeinden aufgefordert, Anregungen und Bedenken zu äußeren. Nach dem 10. Juni wird abgewogen, ob diese Impulse umgesetzt werden können, oder nicht. Dann geht das Papier zurück in die politischen Gremien, dort soll aus dem Entwurf ein fertiger Plan werden.

Wo gibt es mehr Informationen?

Der Entwurf des Lärmaktionsplanes kann zu den Öffnungszeiten im Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau, Bernhäuser Straße 13, eingesehen werden. Vorab ist ein Termin zu vereinbaren. Detaillierte Infos sind auch auf der Internetseite der Stadt unter dem Stichwort Lärmschutz zu finden. Stellungnahmen nehmen die Mitarbeiter des Amtes via E-Mail unter der Adresse Vorzimmer.66@le-mail.de entgegen.